Neue versus Alte Welt: Beim Umzug des Büros gibt es eine Art Meditationsraster der eigenen Gedanken. Auf dem Okular meines Umzugsmikroskops steht jedes Teil („Alte Welt“), das man wenden, drehen und von mehreren Seiten betrachten kann. Ob es für den künftigen Gebrauch in der „Neuen Welt“ überhaupt taugt. Ist das Kunst oder kann das weg? Brauch ich das noch? Oder ist das Müll? Taucht das letztlich unter, auf irgendeiner gottvergessenen Müllkippe oder im Müllverbrennungsofen Ruhleben, aber mit Rauchgasreinigung und Abgassonderuntersuchungsbescheinigung (*)?- So verhält es letztendlich sich mit allen Dingen, die wir einst unbedingt besitzen wollten, die wir dann besaßen und sie schließlich vergaßen. Entrümpelung tut not: in Maßen!
Das Internet gibt es nun schon eine Weile und ich erinnere mich gern an das Jahr 1997, als ich anfing, Internet begreifen zu wollen. Ich reservierte zuallererst die Domain www.wohnungseigentum.com. Die habe ich noch heute: Sie ist jetzt eine Baustelle.
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„blinken lights“: gif ist schon ganz lange ein weltweiter Internetstandard und mir gefiel gif immer gut. Teils erledigte ich damit kleine Banner fürs Design der Homepage. Früher waren solchen „Grafikschnipsel“ wichtiger als heute. Mit ihnen konnte man dramaturgisch durchdachte „Mehrschichtgeschichten“ (*) inszenieren, so wie Kuhno von Oyten (Urheber: Tetsche) die „in sich abgeschlossene Geschichte im Stern inszenierte, die zugegebenermaßen aus nur einem Bild bestand. Diesen Grad schöpferischer Genialität besaß ich nie, weswegen ich die gif-Datei als probate Fortsetzungsgeschichten-Verhüllung ansah. Ich sah, kam und vergnügte….mich. Das obige, links angeordnete Bild ist so ein Spielkram. Zehn Bilder von mir mit „3-Tage-Rasur“ und jeweils einem anderen Bildfilter, hintereinander gesetzt und zum Laufen gebracht, fertig.
Diese Sache mit den äußerst „geilen“ Domainnamen wird m.E. stark überschätzt, denke ich inzwischen. Inzwischen, das heißt, ich habe Gelassenheit in diesem Punkt entwickelt. Eine Domain namens Wohnungseigentum, was war ich doch für ein schlauer Platzhirsch? Ich röhrte durch den virtuellen Wald oder setzte ich mir nur selbst Hörner auf, deren Gewicht mich auf Dauer überfordern würde? Ja. Die Sache hat sich anders entwickelt. Ich bloggte, also wurde ich. U.a. nicht fertig. Mit all meinen verschiedenen Plänen, ach hätte doch der Tag nur 36 Stunden, wäre ich dann heute fertig? Mitnichten.
Ein Mensch, der um anderer willen, ohne dass es sein eigenes Begehr ist, ist immer ein Narr, wusste schon Goethe und ich lernte daraus nicht, obwohl Jürgen S. (* vollständiger Name tut nichts zur Sache) es vor mehr als hundertfünfzigtausend Jahren (geringfügige Übertreibung) an den Fregattenkapitän Klaus F., Vorstandsmitglied der DeGeWo, zur Begründung seiner eigenen Demission schrieb.
Frank Bielka war früher Staatssekretär für „die Sozis“ und ist Nachfolger von Klaus F., dem vergessenen Fregattenkapitän, dem man in Sachen Autobahnüberbauung Schlangenbader Str. an die Kapitänswäsche wollte. Ist die Uniform des Kapitäns zur See eigentlich weiß? Oder grau? Oder am Ende durchdrungen von Compliance (welche Farbe hat die?)? Das tut nichts zur Sache. Frank Bielka hat gestern Abend dem RBB gegenüber im Interview erklärt, wie gern Menschen als Mieter inzwischen in der Gropiusstadt wohnen. Das war nicht immer so, erzählte der RBB seinen Zuschauern. Von Christiane F. war die Rede und von „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“. Ja, ich erinnere das.
Christiane F. ist übrigens dort schon weggezogen. Sie war es schon als Kind leid, Kochlöffel mitzunehmen, um die Aufzugsknöpfe in ihrem Wohnhaus überhaupt bedienen zu können, auch in den oberen Etagen. So haben die Städteplaner inzwischen gelernt, kindgerechte Aufzugsanlagen zu bauen? Die Tendenz lautet ja eher, Kinder nicht allein fahren zu lassen, sondern nur unter Aufsicht ihrer Erziehungsberechtigten. Deswegen fahre ich selten Aufzug, sondern lieber Fahrstuhl. Jeder Fahrstuhlgang macht schlank, so meine Hoffnung.
Mit meinem digitalen Altmüll haderte ich heute Morgen wieder. Auf den Homepages, die ich betreibe, habe ich früher auch Subdomains eingerichtet. Früher. Heute finde ich Subdomains weitgehend überflüssig. Gif-Dateien (siehe ganz oben) und Subdomains, das alles sind Sachen zum Entsorgen, inzwischen. Doch weit gefehlt: die obige Gif-Datei kommt jetzt in mein digitales Artefaktenmuseum (das ist der Platz hier oben links, wo es so furchtbar blinkt in meiner Fresse).
Auf facebook beispielsweise ist die Funktionsfähigkeit von gif-Dateien (siehe oben) schon beschnitten. Nix blinken. Ruhig und besonnen steht das in die Jahre gekommene Bild auf meiner Pinnwand, ehern wie eine Honigmelonenschüssel am Strand von Timbuktu. Schlimm nur ist, dass Timbuktu vollkommen strandlos ist und was nun? Die Lösung für dieses Debakel liegt aber in der Karte der Esoterischen Republik Deutschland, die auf Jonathan Meyers Handatlas aller Theile der Erde und über das Weltgebäude begraben liegt. Mit Genehmigung des Nachlassverwalters Lorenz Meyer, Peking, veröffentlichen wir hier einen Vorabdruck der Karte.
Ob im Zen von Baut („Baut Zen“) jemand zur eigenen Beruhigung Senfsaat kaut oder in Schwingen am Rhein oder in Unbehagen, überall wartet schon jemand auf Dich, der verschlungene Wege gegangen ist, ganz im Lichte von Kurt Tucholskys Grunderkenntnis: Es gibt keinen Neuschnee! Mühe dich nicht, strebe nicht, vergiss es! Was genau, habe ich ehrlich gesagt vergessen. Vermessen.
Wie auch immer wir persönlich die Baustellen unseres Lebens auswerten: So richtig in Schwung kommt man mit der Bauschlussreinigung im Leben erst, wenn man einen vollständigen Ortswechsel vollzogen hat. Vollzogen, nicht eingeleitet. Plusquamperfekt. Eben.
(EP)
Liste der außergewöhnlichen Worte: Meditationsraster – Abgassonderuntersuchungsbescheinigung – Mehrschichtgeschichten –
Warum nur wurde auf der esoterischen „Weltkarte“ der thüringische Erholungs- und Erlebnisort GOTTHA-L seines letzten Buchstabens beraubt 😉
Ich danke für diesen gewissenhaften Detailblick und werde mein Medium Lorenz Meyer sofort darauf hinweisen. Ein ganz unmöglicher Fehler….