Zu spät ist schlecht, und zu früh ist auch nicht immer gut. Supermarktketten bieten ihre Weihnachtswaren meist doch wieder erst im Oktober an, denn die Erwartung, dass sich Konsumenten im August mit Spekulatius eindecken, hat sich nicht erfüllt. In unserer Branche kam Jahresendstimmung noch später vor. Am 7. November wünschte uns Thomas Daily viel Glück für 2011. Endlich! An diesem Tag wies uns auch das Team von „Immobilien weekly“ auf die besinnliche Weihnachtszeit hin, verbunden mit dem Appell, einmal auf das Erreichte zurückzublicken. Das war pro aktiv. Das war stark. Das war Timing. (Dirk Labusch, Chefredakteur, Editorial 12.11, Link unten)
Halten wir noch einmal fest: Die Welt ist (leider) nicht mehr sehr indianisch. Sonst wäre Jörg Kachelmann „Der Durch Den Wind War“ bzw. „Der Der Jetzt Wieder Mitten Im Wind Ist“, also im Wetter-Strömungskanal. Oder wie Olaf Maske „Der Vor Dem Wind Wohnt“. Alternativ Kachelmann jetzt wieder „Der Uns Den Frosch Gibt“ oder der hingeschiedene Diktator Kim Jong Il „Der Uns Mit Krieg Bedrohte“. Häuptling „Der Die Edle Feder Führt“ ist ein Bekenntnis, ein Mashup. Mich hatte der Geschäftsführer einer Berliner Kommunikationsagentur, die in Sachen Werbung Zepter und Krone aufhat ungefähr so bezeichnet. Ich führe eine „edle Feder“. Daraus wurde der indianische Beweihräucherungsbeweis oben, nicht ohne Ulk und feine Selbstironie. Kurz gesagt findet man „Edle Federn“ da draußen nicht viele, weil´s heftig windet. Eine Ausnahme ist für mich der Chefredakteur Dirk Labusch vom Printmagazin „Immobilienwirtschaft“.
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Der vor dem Wind wohnt… – Olaf Maske (via Youtube)
Olaf Maske und „Heimland-Connection“ live in der EFG Schöneberg am 30.06.2006, Olaf Maske : git./voc., Tina Lerch : voc., Wolfgang Habermann : git./voc., Alexander Götz : bass, Gerhard Kaulard : cajon. Text und Musik von Olaf Maske
Manche weisen zurück, andere weisen nach vorn. Nicht jeder wird dabei ernst genommen. Der Himmel ist voller Vergangener, die in grauer Vorzeit unverstanden wegweisende Dinge propagiert haben. Und auf der Erde gibt es Gegenwärtige, die im Hier und Jetzt das Gleiche tun. Zumindest könnten Zukünftige das dereinst so sehen. (Dirk Labusch, Chefredakteur, Editorial 12.11, Link unten)
Niemand wird gezwungen, ständig Zeitschriften zu lesen, die letzten Endes die Welt nicht wirklich braucht. Wenn aus textschweren Bleiwüsten wie in einer Sahara Content verschwimmt als nicht mehr erkennbare Fata Morgana, legt man die Fachzeitschrift weg. Seit einiger Zeit lese ich die Immobilienwirtschaft allerdings immer lieber und meine, meinen persönliche Mehrwert in ihr entdeckt zu haben.
Der Zeitungsmarkt ist stark diversifiziert. Man muss philosophisch, großzügig und ergebnisoffen denken bzw. bleiben. Denn würde man sich bescheiden, z.B. wie ein naturverbundener Indianer, der in der Reduktion alles Unwesentlichen sein Seelenheil sucht, reichte einem das Mainstream-Pressematerial der Welt bei weitem aus. Die Zeitenwende war der Zweite Weltkrieg und der Stichtag 08. Mai 1945. Zu diesem Zeitpunkt hatte das ehemalige Großdeutschland vor aller Welt kapituliert, Gott sei Dank. Seit 1945 reformierte sich Deutschland. Die deutsche Presselandschaft erfand sich neu.
Axel Springer, Rudolf Augstein, um nur zwei Pressezare zu nennen, sind bundesdeutsche Platzhirsche, die ihren Aufstieg und den ihrer Blätter dem deutschen Nachkriegswunder verdanken. Was sie daraus machten, deckt schon einiges an Wißbegehrlichkeiten des gewöhnlich verbildeten deutschen Durchschnittslesers ab. Mindestens Mainstream. Über Burda, Gerd Bucerius und viele andere Presseleute kann hier nicht erschöpfenderweise gesprochen werden. Neben dem Mainstream wie SPIEGEL, ZEIT, Frankfurter Allgemeine, Focus, BZ, BILD -und bei ganz unterschiedlichem Qualitätsniveau, wie durch Namensnennung deutlich wird, blühte spätestens in den Achtziger-, Neunziger-Jahren des vorigen Jahrhunderts die Presselandschaft auf und quillt nun wahrlich über. Oder war es daher sowas wie metastasierend?
Rauchende Volte: Vom verrauchten Flair der bundesdeutschen Öffentlichkeit ist nur noch das Faktotum Helmut Schmidt übrig geblieben! Nur noch der darf öffentlich rauchen. Alle anderen sind „underdogs“ geworden! Das Foto zeigt einen Pärchentanz aus dem gefühlten 16. oder 17. Jahrhundert.
Man kann die Entwicklung der bundesdeutschen Presse mit den Entwicklungen in der Musikindustrie sehr gut vergleichen. In beiden Branchen liegen die ursprünglichen Hoch- bzw. Gründerzeiten schon eine Weile zurück. In beiden Branchen formierten sich in ausufernder Form Weiterungen, Neuerscheinungen und Vielfältigkeit, aber auch und insbesondere Nischenmärkte. So wie Spartenradio Menschen nur bestimmter Couleur glücklich machen soll, so hat heute die Presselandschaft wie auch die Musikindustrie Nischenprodukte für jeden und alles, von mainstream-ganz allgemein bis globalisierend radikal, hin zu beruflich-speziell, Fachjargon interreferenziell. Die Zeitschrift „immobilienwirtschaft“ ist ein Fachmagazin der Haufe-Verlagsgruppe.
Vom einstigen Mainstream-Pressekanal sind jede Menge Fachperiodika abgefallen wie vom christlichen Glauben, der die einzig wahre Schrift pries. Glück und Sinnstiftung im Leben erfährt nun der Leser in ausufernden „Fach- und Nischenprodukten“, wie der „Landlust“ für Großstädter, dem „Bernasenn-Magazin“ für Vierpfoten-Besitzer, dem „drum heads“ für Schlagzeuger, dem „bassplayer“ für Bassisten und der Immobilienwirtschaft für Immobilienfuzzis. Hier wird fachlich geklüngelt, gerappelt und getrommelt, for a better understanding. Hinzu kommt der neuzeitliche nächste Medien-Totalbruch. Die Printmedien gehen online, werden digital, app-basiert und downstreambar. Harte Zeiten.
Ich mag die fachidiomatischeidiotische Sprache der Immobilienwirtschaft nicht, mit ihren „prosperierenden Märkten“, „Centerfoldstrategien“ und „analysis controls“, denn diese Sprache ist mir zu blutleer und so als hätten sie diesen Immobilienfuzzis „ins Hirn g´schissen“ (bayerische Ausdrucksweise, der Korrektheit halber angeführt). Von dieser Blutleere hebt sich Dirk Labusch für mich wohltuend ab. Er ist als Chefredakteur derjenige, dem nichts zu „schwör“ ist. Er hat ein begnadetes Schreibtalent, das darin besteht, auch die schwierigsten Sachverhalte einfach, unverschnörkelt, geradeaus und -wenn nötig- bild- und metaphernhaft auszudrücken.
So wie sich Dirk Labusch jüngst um die Asteroidenforschung verdient gemacht hat. Sein Blick in eine Art unverbaubaren Himmel hat Erinnerungen beim Leser hinterlegt. Es geht um die Frage und nicht mehr und nicht weniger, ob Immobilienfuzzis (z.B. Hausverwalter, Manager, Makler uv.a.) bessere Erinnerungen hinterlassen, wenn sie auffallen? Baströckchen und Hawai-Hemd versus grauer Anzug und Kostüme-Zweireiher? Ist der Mensch in der Immobilienbranche eine „graue Maus“ oder eine Persönlichkeit von großartiger Einzigartigkeit und unter welchen Gestirnen stünde dann das Geschäft an sich? Sternendeutungen wie diese Titelthemen verfolgt er als freidenkender Chefredakteur mit Verve, dahinter steckt ein großes Maß an innerer Freiheit. Die textliche Versprödung von immobilaren Sachverhalten erfolgt über Labuschs Chefbrille gesamtaryuvedisch, sie changiert vom immobiliar „Furztrocknen“ hin zu portugalisischen Hafencafékanten. Um am Ende in der Pinguinforschung zu Erkenntnisgewinnen zu gelangen. Eine derartige Camarilla denkbarer Gedanken, das ist das Verdienst des Chefredakteurs, dem gar nichts zu schwör ist!
Pinguine sind hinsichtlich ihrer sozialen Gruppe hoch entwickelte Tiere. Sie haben in jahrmillionenlanger Evolution ihre Uniform und ein endindividualisiertes Verhalten adaptiert. Sie haben gelernt, dass „Auffallen“ sich schlichtweg nicht lohnt, weder für die Gruppe noch für das einzelne Individuum. Extravaganz als Karrierehemmer sozusagen – zumindest in der Entscheideretage der Immobilien- und Finanzwirtschaft – und bei Pinguinen. (Hedda Werner M.A., PR-Journalistin, in Ausgabe 10.2011 von Immobilienwirtschaft, Artikel unten)
Um den Beweis fürs ätherische Gesamtdenken von Dirk Labusch anzutreten, füge ich hier als Minimalreferenz das Editorial „Timing und Zeit“ von Dirk Labusch aus dem Dezember 2011 als pdf-Artikel an und ich meine, man riecht noch die Druckerschwärze. Die Frage, ob Spekulatius im August verfügbar ist, kann ich mit Ja beantworten. In der Immobilienwirtschaft ist Spekulatius sehr verbreitet und allerorten riecht man die Printen, Kekse und Glücksgebäck aus Asien. Die Asiaten haben Deutschland schon längst entdeckt.
Gegenüber Gleichmacherei, pinguinartigem Verhalten von Mitarbeitern in der Immobilienszene (gilt auch fürs Bankwesen!) gibt es andererseits den so genannten „Gottschalk-Effekt“, mit möglicherweise negativem Geschmäckle. Den richtigen Weg bzw. Stil zu finden, zwischen Paradiesvogel, Kaiser-Pinguin und Thomas Gottschalks erstaunlicher Garderobe, hilft der Chefredakteur erst einmal grundsätzlich das eigene Nachdenken über. Die Lösung liegt mit Sicherheit im eigenen Weg. Auf den er den Leser stupst. – Be yourself!
Scherz beiseite. Ich wünsche der Zeitschrift Immobilienwirtschaft erstens noch viele Leser und dem Haufe-Verlag noch lange die segensreiche Federführung durch einen äußerst talentierten Chefredakteur wie Dirk Labusch und uns allen noch viele, viele minimalinvasive Textfragmente, die offenporig, bildsprachenhaft und mit großem „Ah so!“-Effekt daherkommen. Ich könnte noch tausend so segensreiche wie weiterführende Texte von Labusch hier anführen, allein mir fehlt dafür die Zeit. Achtet auf diesen Namen, der Mann kann was. Chapeau.
„Timing ist wichtig. Aber nicht so wichtig wie Zeit.“ Sagt Dirk Labusch. Womit er recht hat.
- Leseprobe: Editorial „Timing und Zeit“ (Immobilienwirtschaft Ausgabe 12.2011 – als pdf anbei)
- Leseprobe: Extravaganz versus Uniform (Immobilienwirtschaft Ausgabe 10.2011 – als pdf anbei)
- Linktipp: Immobilienwirtschaft (auf haufe.de)
(EP)