‚Mode ist so hässlich, das sie alle halbe Jahre geändert werden muss,‘ hat -glaube ich- Karl Lagerfeld mal gesagt. Nichts anderes gilt für die eigenen Kontaktdaten eines gewöhnlichen, biederen Verwalters. Von ausschlaggebender Bedeutung für den Erfolg unserer Berufskollegen dürfte die allumfassende, tagesaktuelle Pflege der ständig verfügbaren Stammdaten sein. In den letzten zehn Jahren hat sich deren Umfang noch erweitert. Wir haben mindestens drei Telefonnummern, privat, beruflich und auch Handy. Hinzu kommt: eine Faxnummer ist nicht schlecht, eine Mailadresse ist noch besser. Wir sind im Internet präsent, also ist eine Homepage interessant und eröffnet zusätzliche Informationsmöglichkeiten. Ganz zu schweigen vom Getwittere, auch in sozialen Netzwerken wie XING, StudiVZ, SchülerVZ, facebook und so. Dass es davon so viele gibt, ist gar nicht so nützlich. Wäre doch in dieser Hinsicht alles so monogam wie unsere immerwährende Liebe zum Suchmaschinengiganten google, dem allein wir zutrauen, unsere Augen zu lenken, auf das wir richtige Websites und Ergebnisse finden. Ist man eigentlich mit dem Verlinken auf google auch für alle weiteren, dort aufgefundenen Suchergebnisse verantwortlich im Rahmen der Hamburgischen Linkhaftung? Oh Gott, mir wird schlecht, allein bei dem Gedanken.
Die beträchtliche Arbeit, die die ständige Pflege von Daten macht, hat die Menschen müde gemacht. Sie teilen uns Änderungen vielfach auch gar nicht mehr richtig mit. Sie ändern zum Beispiel was, um den Kreis derjenigen wieder zu verkleinern, der überhaupt berechtigt sein soll, noch Informationen über Kanäle zuzusenden. Ein stiller, unauffälliger Kunde, wie beispielsweise die Zahnärztin Jutta Möchel (* Name von der Redaktion geändert) aus Schöneberg kann sicher sein, dass wir seine Kontaktdaten jahrelang nicht anfassen. Angelegt wurde dieser Beispielkontakt am 25.01.07 in dem betreffenden Adressbuch. Am 29.06.09 (! endlich) fällt uns bei einem nun sporadischen Kontakt auf, dass wir die Adresse einmal überprüfen müssten. Wir bekommen auch eine Email, die allerdings an eine falsche Emailadresse geht. Als wir darauf antworten, kommt unsere Email vom Postmaster zurück, wird angemeckert. Wie das wohl sein kann? Wir haben die Adresse nach unseren Recherchen richtig am 25.01.07 angelegt, und die Kundin wurde auch schriftlich auf die richtige Benutzung unserer Emailadressen hingewiesen. Nun haben wir einfach die gesamte Zeit über nicht einmal ge-emailt.
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Die Emailadresse spielt also in diesem Fall nur eine untergeordnete Rolle. Die heutige, intensive Netzrecherche ergibt zwischenzeitlich, dass wir unsere Kundin inzwischen im Internet recht gut vertreten finden. Ein Porträtfoto ist sogar erhältlich, das laden wir uns herunter für unser Adressbuch. Wir finden auch die „noch im Aufbau befindliche“ Homepage der Zahnarztpraxis. In unseren Kontaktdaten können wir nun weitere, bedeutsame Details für eine gute und intensive Geschäftsbeziehung hinterlegen. Neben der Privatadresse wissen wir nun auch, wo ihre Arztpraxis ist, und wir erfahren durch Mausklick auch die Öffnungs- bzw. Anwesenheitszeiten. Erst durch so eine gewissenhafte „Netzjagd“, eine Art Sherlock-Holmes-Aspekt von „sozialer Neugier“ wird nun unsere Geschäftsbeziehung (endlich) allumfassend. Wir wissen, was wir wissen müssen, und vielleicht sogar mehr.
Unsere Verblüffung ist allerdings groß, weil die erste Email wieder zurück kommt. Unzustellbar. Wir schicken die zurück gekommene Email auf dem Faxweg in die Praxis mit der Frage: ‚Ist eigentlich eine Email von uns angekommen?‘ Und sie mailt zurück: ‚Nein‘. Noch einmal schauen wir nach: Ahhhhhh, in der Emailadressejutta moechel (at) web Punkt de fehlt zwischen Vor- und Zuname der Punkt. Wir hatten juttamoechel(at)web.de und sie will aber jutta.moechel(at)web.de haben. Bitte schön. Die Daten werden nochmals überarbeitet. Und dann fragen wir uns. Wie kann das denn eigentlich sein? Wie kann der „springende Punkt“ einfach so abhandenkommen?
Liegt es an der Halbwertzeit von digitalen Daten? War das schon immer falsch? Warum ist es uns nie aufgefallen? Oder verfallen solche Daten, wenn sie nicht regelmäßig gepflegt bzw. benutzt werden. Richtig ist: Wer Daten für gute Kommunikation pflegt, braucht des Öfteren und im besonderen dafür eine kommunikationsfreie Zeit, auch Weihnachten 2008 hat sich gesichtspunkte.de darauf schon mal berufen. Das Gegenteil von Adressdatenpflege ist das ’sich verschwenden an andere‘, Erfahrungen damit wurden hier berichtet. Liegt es an Synchronisation auf Softwarebasis zwischen Handytelefonbuch und Büroadressbuch (ein weit verbreitetes Problem)? – Fassen wir zusammen: Adressdatenpflege ist kein leichtes Unterfangen, sondern zeitaufwändig. Es ist wie es ist, es ist heute auch egal, es ist uns wenigstens jetzt aufgefallen. Auch wenn Xavier Naidoo singt, ‚dieser Weg wird kein leichter sein‘, so ist immerhin als gebuchte Erfahrung festzuhalten: ‚Diese Zukunft wird eine bessere sein’…
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