1564/12: Anruf des Monats: Die Mülle hat keine Energie mehr, „Jonas, meine Batterie ist alle…“

Die Zwei-Fliegen-Theorie

Heute Morgen um 06:48 Uhr war eine „unchristliche Zeit“, noch.

Was den Mitarbeiter Ungenannt der Orangen (hier: Berliner Stadtreinigung) nicht davon abhielt, auf dem Anrufbeantworter unserer Hausverwaltung folgenden Notfall zu hinterlassen, Zitat:

Ja, mein Name ist Granke von ´ne BSR, es jeht sich jetzt um die Haydnstr. 46 (*), da ham wa so ´nen Öffner, so ´nen elektrischen Öffner und da ist die Batterie alle….so….wir benötigen da nun ´ne neue Batterie, um den Müll holen zu können, vielleicht können ´Se da ma kurz zurückrufn, wann wa da eventuell ´ne Vereinbarung treffen können? Danke schön. (aufgelegt)

Die Berliner Orangen! BSR

Die Berliner Orangen! BSR

Der Mann ist schon „helle“, seine Handynummer hat er hinterlassen, ohne sie nochmals drauf zu sprechen. Das unterscheidet ihn von anderen, die oft länger und auch gern noch einmal „deutlich wiederholend“ ihre Nummer „aufs Band“ sprechen (das keins mehr ist, sondern digital funktioniert), sicherheitshalber.

Wer seine Nummer aufs Band spricht und sie sicherheitshalber noch einmal wiederholt, damit sie nicht missverstanden wird, hinterlässt in digitalen Welten dann einen „dreifachen Fingerabdruck“, Spuren, die aus der Servicewüste kommen.

Die SMS, die ich ihm zu früh am Morgen hinterhersende, ist einfach und prägnant. Ich bin erst ab 09 Uhr zu sprechen und will eine kostenträchtige Diskussion an einem Mobiltelefon, wo ich als Anrufer die Kosten zahle, vermeiden, nein am besten gleich ganz unterbinden:

Besorgen Sie doch einfach eine neue Batterie. Wenn’s ein Problem ist, übernehmen wir auch die Kosten. Viele Grüße, Büro Gotthal (nur SMS)

Die gefürchtete Mehrwertantwort meinerseits enthält zuverlässig alles, was wir benötigen, um einen Vorgang wie diesen sinnvoll totzuschlagen, also zwei Aspekte:

– Du kaufen Batterie, Müll holen geht wieder.
– Wir tragen Kosten, falls Problem. Gibt´s kein Problem, null problemo.

Gesagt, getan, Problem gelöst.

Doch er ruft jetzt nochmal an, es ist immer noch 08:05 Uhr morgens. Wörtlich, auf dem digitalen AB hinterlassen:

Ja, hier ist nochmal die BSR, Granke, wenn dit so einfach wär mit die Batterieabrechnerei, dann würd´ick ja einfach eine besorgn´, aber ick bin der Meinung, Sie müßten da erst ma eine besorgn´, ansonsten ist die Abrechnung bei uns ein bisschen kompliziert, eh…., danke schön (aufgelegt).

Bums, da habe ich ihn wieder: den schwarzen Peter. Ärgerlich nur, dass ich um diese Zeit noch nicht ans Telefon gehe und mir solche „Hinterlassenschaften“ erst später zufliegen, als Eingangsmeldung. Spätestens jetzt aber werde ich gewahr, dass das auch eine Form von Müll ist: Anrufbeantwortermüll.

Ich bin doch nicht dafür da, für Müllmänner Batterien kaufen zu gehen, vielleicht noch bei der Berliner Stadtreinigung vorbeizufahren, die Batterien vorbeizubringen. Ja, wo denn? Über die zentrale Servicenummer der BSR angekündigt, die berlinweit gilt, seit sich die Orangen jetzt erfolgreich dagegen wehren, überhaupt noch Durchwahlen herauszugeben. Eine Art Müll wie dieser ist in der Servicewüste Deutschland ja auch der Auszug aus einer Email auf gezielte Nachfrage beim schwedischen Möbelhaus IKEA in Berlin-Spandau, auf Nachfrage teilt die zentrale Beauskunftung zu dem Vorschlag, diverse Möbel zu kaufen, diese ein, zwei Tage zwischenzulagern und sie sodann durch einen Handwerksbetrieb nach Bezahlung persönlich in Spandau abholen zu lassen, folgendes mit, wörtlich:

Gekaufte Ware ist in den IKEA Einrichtungshäusern am selben Tag mitzunehmen, da wir keine Lagermöglichkeiten zur Verfügung haben. Artikel aus der SB-Halle bringen Sie direkt mit durch die Kasse. Produkte, die an der Warenausgabe ausgehändigt werden, können Sie auch später am Tag abholen, aber wie gesagt bitte am Einkaufstag selbst. (antwortet übrigens der IKEA-Kundenservice, Hervorhebung durch Fettdruck durch uns)

Normal ist das alles nicht.

Was die BSR und IKEA und deren betriebswirtschaftlichen Druck angeht zu rationalisieren und sich immer weiter zu entmenschlichen, so ist der servicevergessene Anruf dieses Müllhandwerkers nur ein Unikum der Pop- und Trashkultur. Weil er ein lustiges Faktotum ist, in einer serviceleeren Zeit, findet er hier belustigend gemeint Erwähnung. Was IKEA angeht und die Frage, ob man dorthin gern einen vierstelligen Betrag für handelsübliche Möbel trägt, deren Abholung man auf eine bestimmte, für sich selbst erträgliche Art und Weise zu inszenieren versucht, gilt vor allem das „Knut-Gebot“: In Erwägung zu ziehen ist, noch vorhandene Restkataloge dieser Servicewüste gelegentlich von Knut aus dem Fenster zu werfen. Vorher aber bitte gucken, ob unten einer steht (hierzu: Schadenminderungspflicht, Verkehrssicherungspflicht). So ganz durchdacht ist das rechtlich nicht, wozu diese Website im Übrigen auch heute Morgen keine Lust hat. Niente, gar nicht.

Merke: Gelegentlich von Knut alte IKEA-Kataloge wegzuwerfen, ist nur teilweise die Lösung des Problems. Zu bedenken sind auch die „frischen Batterien“ für die Müllmänner, rechtzeitig vorher. Denn sonst werden die Kataloge nicht entsorgt, weil sie nicht mehr kommen (können), den „Müll zu holen“. Die Welt ist differenziert zu betrachten, nicht wahr?

Los jetzt, arbeiten.

Weblotse

(EP)

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