Jeden Morgen steht ein Doofer auf.
Die Baubranche hat Ecken und Kanten, das ist bekannt. Überflüssig darüber noch ausführlich zu reden. Vieles ist bereits gesagt.
Doch wie geht man mit der Baufirma um, wenn sie ein Angebot erstellt hat und das Angebot ist -sagen wir mal- extrem teuer? Richtig: Man sucht sich eine andere Firma, die einen vernünftigen Preis anbietet.
Nach einem Brandschaden vor längerem in Berlin-Lichtenberg hat sich die Verwalterin dazu durchgerungen, den Versicherungsschaden „an sich zu ziehen“. Die Eigentümerin ist finanziell durch und hat keine Lust (oder keine Kraft) sich noch zu kümmern.
Die Verwalterin ist an sich nicht zuständig: Das Sondereigentum hat gebrannt. Da die Eigentümerin nichts unternimmt, drohen die Ansprüche an die Gebäudeversicherung verlustig zu gehen. Das kann nicht sein: Das ist Geldvernichtung mit System.
…
Wir können aus Fernost lernen: Mit einem Lächeln solche Dienstleistungen freundlich ablehnen, die uns wirtschaftlichen Schaden zufügen sollten. – Smile: Mit uns nicht.
Nach eineinhalb Jahren treffen sich vier sachverständige Menschen. Die Sache wird nachbesichtigt und rund zwei Monate später (das ist schon wieder zu lange) kommt auch das Schadenangebot für die Entkernung der Wohnung. Die Rigipsplatten müssen ab, das Ständerwerk muss freigelegt werden. Allein diese Arbeiten sind als Phase 1 anzubieten. Dass das Angebot jetzt kommt, damit hat keiner mehr gerechnet.
Es kommt von der Firma, die mit der Gebäudeversicherung einen Rahmenvertrag hält. Sie ist eine ausgewiesene Brandschaden-Sanierungsfirma mit jahrelanger Erfahrung.
Das Angebot für die 1-Zimmer-Wohnung im Dachgeschoss liegt bei ca. 10.000,- €. Und damit ziemlich jenseits der Vorstellungen, die sich der Versicherungsnehmer (die WEG) als richtig ausrechnet.
Der Sachverständige Herr XY, den die Versicherung mit der Angebotsprüfung beauftragt hat, streicht denn auch fast in allen Positionen mächtig die Preise zusammen. Die Massen stimmen überschläglich, was die Preise angeht, das Angebot aber so was aus dem Ruder….
Der Sachverständige rechnet die Hälfte als angemessene, ortsübliche Baupreise aus. Das teilt er allen Beteiligten mit.
Und nun meldet sich binnen Minuten die Baufirma und bestätigt (im Verteiler der vorher ausgetauschten Meinungen zum Angebot), es in Anbetracht der bestehenden, guten Geschäftsverbindung auch für den halben Preis zu machen. Einer Auftragserteilung steht somit nichts mehr im Wege.
Weit gefehlt. Doch!
Wir ärgern uns und wir wissen vieles über Bauarbeiten, Baufirmen und über die Seele des bauenden Bürgers. Der Grund für den Fehlgriff in der Kalkulation ist aber nur unter Umständen „niedlich“, also ein entschuldbares Versehen.
- Jeder hat mal einen schlechten Tag. Man kann sich verkalkulieren. Ist das Angebot korrekt aufgestellt, stimmen die Massen und fehlen keine Leistungen, so kann die Umrechnung der zu leistenden Arbeit (Wie viel Mann brauchen wie viel Stunden Arbeitszeit, um die Arbeit auszuführen? Wie viel Material muss verwendet werden und was kostet das?) – Das vorliegende Angebot war technisch einwandfrei und enthielt keine Blankostellen: Es wurde angeboten, was auszuführen ist (Stichwort: Achtung, Angebotslücke, wird hinterher über Nachträge aufgefüllt.)
- Jeder hat mal keine Zeit. Natürlich gibt es diese Angebote. Die Baufirma möchte nicht „Nein“ sagen. Sie sagt also nicht „nein“ und bietet die Leistung so hochpreisig an, dass sie im Grunde genommen nicht beauftragungsfähig ist. Der konsequente Auftraggeber verliert noch mehr Zeit, als ohnehin schon ins Land gegangen ist (hier zwei Monate, siehe oben) und beauftragt einen anderen, ein passendes Angebot zu erstellen. Dieser Weg ist richtig. Allerdings könnte der Nächste auch zwei Monate brauchen und was dann? Lieber gleich fünf Firmen losscheuchen? – Es kommt auf den Einzelfall an.
- Jedenfalls: Mit dieser Firma nicht mehr. Wer anderen ein Angebot vorlegt, die bereits langjährige Geschäftspartner sind, der versucht keineswegs, um bis zu 50% überhöhte Angebotspreise herauszuschlagen, nach dem Motto: „Jeden Morgen steht ein Dummer auf.“ (siehe oben)
- Wir sind nicht die Dummen. Denn wir berappen nicht Unsummen. Das ist jetzt sonnenklar.
Kein Bauunternehmer, der derartiges an den Tag legt, bekommt von uns einen Teller Kirschen. Mit dem ist nämlich nicht gut Kirschen essen. Saure oder Knupper? Mann, ist das ärgerlich.