Ein jeder Hardrockfan spricht gern vom Festival in Wacken. Mieter verschimmelter Wohnungen hingegen sprechen weniger gern vom „Spaken“. Dass schimmlige Musik gern in Waken aufgeführt wird, ist unbekannt. Spaken – Waken – Rotgesichtsmakaken: Es wird einen Grund haben, warum die Gesichsmakaken rot sind. Vielleicht vor Wut? Weil es überall schimmelt und Ungemach dräut.
Der Befund ist neu. Seit vielleicht eineinhalb Jahren wohnt der Russe im obersten Geschoss einer 2-Zimmer-Wohnung in einer Seitenstraße vom Kudamm als Mieter des dänischen Eigentümers aus Kopenhagen. Die Sache ist also von Anfang an international eingestellt. In englischer Sprache vermutet Steffen J., der dänische Eigentümer, in Emails an den Berliner Verwalter, er habe ein Problem mit „humidity“, zu Deutsch: Feuchtigkeit. Und um es vorweg zu nehmen, das stimmt. Jetzt liegen Fotos vor.
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Neu in der Verschlagwortung dieser Website: „Spakflecken“ – Flecken vom Spaken – Treffen sich zwei Schwarzschimmelsporen: „Na, wie geht’s?“ „Ach, ich kann heute irgendwie nicht spaken.“
Ein „bisserl blöd is scho“, wenn einer Eigentümer einer Eigentumswohnung wird, aber in Kopenhagen lebt und diese dann an einen russischen Mieter vermietet, von dem allerdings dann bekannt wird, er zahlt wohl die Miete. Warum auch nicht?
Blöd allerdings ist die Frage der ortsnahen Verwaltung dieses Mieters nämlich nicht geregelt. Von Konventionen ganz frei gilt das Prinzip ausufernder skandinavischer Freundlichkeit und das „Du“ im Kontakt als üblich und angemessen. Allerdings ist die Verwalterin wenig geneigt, sich Probleme des russischen Mieters aufzuhalsen, ohne für die Betreuung seines Mietverhältnisses bezahlt zu werden. Das Prinzip des „closed shops“ einer von äußeren Umfassungsmauern umgrenzten Wohnung nennt man in diesem Fall mit einer Wortpythonschlange von mindestens fünfzehn, sechszehn Metern die „Mietsondereigentumsverwaltung“, kürzer Sondereigentumsverwaltung, noch kürzer „MSV“, für Mietsonderverwaltung.
Die Strategien in den Ländern der Welt zur Bekämpfung von Schwarzschimmel mögen unterschiedlich sein. Vielleicht wird in Russland Schimmel durch das Einreiben der betroffenen Wände mit Wodka behandelt? Den Dänen mag die Behandlung mit „Surströmming“ näher liegen. Nein, nein, alles Quatsch: Wir wissen doch alle, wie man den behandelt: mit fungizid wirkenden Mitteln und dann, unbedingt, ein deutlich abgeändertes Bewirtschaftungsverhalten. Ich verzichte auf Verlinkung mit Millionen von weiterführenden Hinweisen dazu.
Die „MSV„: So was berechnet der Verwalter in dieser Wohnanlage mit üblicherweise 15,- € netto pro Monat plus Mehrwertsteuer, also 17,85 €. Bislang gibt es eine derartige Vereinbarung über zusätzliche Bezahlung mit dem dänischen Eigentümer nicht. Er macht lieber alles selbst.
Was nun aber wiederum bedeutet, dass in Fällen wie diesem der Verwalter erst einmal, auch aus rechtlichen Gründen, absichtlich initiativlos bleibt. Sondereigentum ist Sondereigentum und Sondereigentum bleibt Sondereigentum. Sondereigentum ist nicht Gemeinschaftseigentum, und auch wenn´s vielleicht vom „grünen Schreibtisch“ dänischer Denktheorien ein Problem sein könnte, das man -zunächst- sicherheitshalber im Gemeinschaftseigentum liegend zu vermuten trachtet. Wo ist der Anfang, wo ist das Ende, ist der Schimmel das Huhn oder das Ei. Oder sind die Spaken letztendlich sogar von Rotgesichtsmakaken? Man kann jede Frage wie diese aus verschiedenen Perspektiven ansehen.
Es ist die Sicht des entfernt lebenden Wohnungseigentümers, dass ihm sein russischer Mieter ein Problem meldet, das sich lokal in Berlin befindet. Genauer in der Wohnung. Innerhalb der Wohnung. Da ist der dänische Eigentümer erstens jetzt ortsunkundig und sowieso auf Hilfe angewiesen. Für die muss bezahlt werden, sonst wird das nichts. Niemand kann geschäftlich interessierten Kapitalanlegern allein aus ehrenwerten Motiven behilflich sein. Die europäische Währung ist „under pressure“. Die äußeren Umfassungswände der schimmelbetroffenen Wohnung ebenso. Es ist gerade recht kalt. Entsteht der Schimmel am Ende durch die Nutzung des Mieters selbst? Weil die Art und Weise, wie er die Wohnung bewohnt, den Sporen einfach „saugut“ gefällt?
Einiges spricht dafür. Der dänische Eigentümer wird nun nicht mehr umhin kommen, dem Berliner Verwalter einen entgeltpflichtigen Auftrag zu erteilen, die Verwaltung des Mieters regelmäßig zu übernehmen. Und so viel Geld sind rund 17,-/18,- € ja nicht. Man muss nur einmal zum Mieter hinfahren, dann sind schon zwei, drei Monate Honorar verbraucht. Richtig: Es macht da die Masse der Aufträge, dass Geld reinkommt. Dies ist die Sicht des Verwalters. Für „umme“ werden Mieter nicht betreut.
Ohne innere Überzeugung, für den Schimmel gemeinschaftsbezogene Mängel „auf Verdacht“ zuständig zu machen, hat die Verwalterin jetzt als „good will“ einen Dachdecker informiert. Der soll sich das innen anschauen und oben auf dem Dach auch mal schauen. Ob sich was findet, dass nach einem „technischen Defekt“ aussieht? Mehr kann ein Verwalter von Wohnungseigentümern in diesem Fall auch erst einmal nicht tun. Und es sollte doch wundern, der Dachdecker findet sogar sowas wie einen echten Mangel draußen, der die Ursache für den innenliegenden Schimmel sein könnte? Dagegen spricht so gut wie alles: Die Fotos belegen, dass diverseste Ecken der Wohnung betroffen sind. Hier liegt eine Systematik vor, die aus dem Haus bislang unbekannt ist.
Mal sehen. Dann mal schauen. Und abwarten. Der Dachdecker wird sich schon melden. Und der dänische Eigentümer wird uns sicher beauftragen, in Zukunft „die Geschicke dieses Mieters“ unter Beobachtung zu nehmen. Locker, lässig, cremig….nehm´ ich. Nämlich. Ist nicht dämlich.
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(EP)