Es ist einerseits zu empfehlen, Vertragsbeziehungen langfristiger Art zu suchen. Vorbei ist die Zeit der wilden 68iger und die Maxime, wer „zweimal mit demselben pennt, gehört schon zum Establishment“ ist überholt. Nein, für Vertragsbeziehungen von besonderer Qualität gilt das Langfristmodell, es mehrmals miteinander zu tun oder das zumindest zu versuchen. Allerdings braucht man dafür, wie für jede gute Beziehung auch, einen passenden Vertragspartner. In der Langfristigkeit vertraglicher Einöden bewährt sich der Altpartner täglich aufs Neue und altersklug schwafelt man vor sich dahin: „Ich habe es immer gewusst, ich bin in guten Händen!“ Aber trotzdem…stelle deine Beziehungen von Zeit zu Zeit in Frage.
In Berlin-Kreuzberg ist das Mehrfamilienhaus seit „anno zwirn“ in der Betreuung einer alteingesessenen Tankwartungsfirma. Diese hatte früher einen ausgezeichneten Ruf und als wir das Haus in die Verwaltung übernahmen (ca. 1998), übernahmen wir auch den Wartungsvertrag für die Tankanlage. Eine Tankwartung. Jawoll. Jetzt kündigen wir diesen Vertrag fristgemäß.
Im Rahmen des Vertragsmiteinanders ist die Wartung wohl regelmäßig -husch, husch- durchgeführt worden. Der Betrag für die Wartung ist jährlich mit ca. 115,- € zu veranschlagen. Das ist nicht viel Geld. Hinzu kommt die Empfehlung „alle paar Jahre“, eine Tankreinigung zu veranlassen. Das letzte Angebot der Wartungsfirma lag bei 865,- € dafür, summa summarum. Intuitiv kündigten wir die Wartungsvertragsleistung. Die innere Stimme, die mir befiehlt, die Vertragsleistungen zu kündigen, hat mir gehorcht.
Mein Wartungsvertragspartner ist eine Firma, die es in derselben Zusammensetzung und Personenstruktur schon lange nicht mehr gibt. Sie wurde mehrfach verkauft, abgespalten, aus Unternehmensgruppen herausgelöst und in diese reintegriert. Fakt ist, die damalige Firma gibt es schon lange nicht mehr. Lediglich das altbackene Firmenoutfit wurde seinerzeit beibehalten, ansonsten sind Prozessoptimierer, kalte Betriebswirtschaftler und Saftpressen in die Firma hinterrücks eingetreten. Sie suchen nun, die Bestandskunden auszupressen wie Zitrusfrüchte, denn nur mit Druck gibt die Zitrone Saft. Es gilt, den durchschnittlichen cashflow pro Kunde im Vorjahresvergleich diesmal noch zu übertreffen.
Später stellt sich heraus, das war richtig.
Denn die neuen Angebote, die nach der ausgesprochenen Kündigung nun hereinkommen, weil sie parallel dazu abgefordert wurden, fallen günstiger aus. Für die Wartung sollen künftig nur noch 82,11 € gezahlt werden, berechnet die neue Firma, deren Leumund nicht zu beanstanden ist. Das sind schon 30% im Vergleich zum Kleinvieh von 115,- €, und das macht bekanntlich auch Mist. Ansonsten fällt aber auf, dass dieselbe Leistung der Tankreinigung nur 460,-€ kosten möchte, lt. Angebot der Neufirma. Im Vergleich zu den vormals angebotenen 865,- € fast die Hälfte. Man kann sich vielleicht folgendes als Erkenntnis des Tages hinter den Spiegel schreiben:
Wenn eine Geschäftsbeziehung langfristiger Natur ist, bekommt sie hie und da eine rote Klammer auf die Kundenakte. Das bedeutet: Langfristigkeit. In diesem Fall ist der Versuch umso seltener mit betriebswirtschaftlicher Strafe wie Kündigung, Nichtbeauftragung und dergleichen bedroht, als bei einer ganz frischen, gerade erst entstehenden Beziehung. Denn eins ist bei langjährigen Beziehungen auf jeden Fall gefährlich und sei es aus einer Vertragsbeziehung: Alte Liebe kann Rost ansetzen, die Partner können unaufmerksam werden und sie können die gegenseitige Wertschätzung zum jeweiligen Vorteil des Anderen vermissen lassen. Dann ist es Zeit für einen Cut, für die Trennung und für die Prüfung der Frage, wer als Vertragspartner ein besserer wäre?
Die Frage ist nämlich sehr wohl, ob der Anbieter diese Leistung gewissenhaft kalkuliert hatte? Oder ob er nur mit Stahlkappenstiefeln die Tür auftreten will? Um dann aber…abwarten. Einen Versuch ist es wert. Vorsicht bei der Vertragsgestaltung. Langfristige Verträge ist nicht mehr. Das war. Von Zeit zu Zeit aus Gewohnheiten ausbrechen, alles in Frage stellen. So wird´s jetzt was.
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