3083/15: Lied des Tages: Der Mond ist aufgegangen!

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Matthias Claudius – Der Mond ist aufgegangen – Kinderlied

Dem etwas spröde wirkenden, aber gemeinhin beliebten Oberbürgermeister von Hamburg Olaf Scholz gelang eine zutreffende, weitgehend ungeschmückte Trauerrede aus den richtigen Ingredienzien der deutschen Erinnerung.

Im Berliner Speckgürtel, also in Hamburg, fand gestern die Trauerzeremonie und der Staatsakt für den letzten anständigen Deutschen (O-Ton der Bevölkerung, an verschiedenen Orten), Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt statt. Der deutsche war im hamburgischen Michel zahlreich erschienen, so wie die politische Weltbühne heraneilte. Valéry Giscard d’Estaing saß schweigend da, Henry Kissinger hielt eine umfassende, würdigende Rede. Sogar Altbundespräsident Wulff und Gattin reisten aus Großburgwedel an, eine deutsche Wiedervereinigungsgeschichte mit einem ersten großen Auftritt nun.

Fester Bestandteil der Zeremonie: Das Lied „Der Mond ist aufgegangen“. Aus Anlass des Staatsakts für Helmut Schmidt ist es das Lied des Tages hier und heute.

In diesem Sinne verabschiedet sich die Website gesichtspunkte.de vom letzten anständigen Deutschen (Übertreibung, aus Sympathie für ihn und sein Lebenswerk) und bescheidenen, aufrichtigen, besten Sozialdemokraten aller Zeiten (dito wie vor). Farewell, Helmut, du wirst fehlen.

Wie die Amerikaner ansonsten anwesend waren, beschreibt die Dokumentation Citizenfour in der ARD-Mediathek, die noch bis 30.11.15 abrufbar ist.

3079/15: Zeitgeschichte: Günter Gaus im Gespräch mit Helmut Schmidt (1966)

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Günter Gaus im Gespräch mit Helmut Schmidt (1966)

Veröffentlicht am 09.09.2014 – Sendung „Zur Person“ vom 10.02.1966.

„Zur Person“ war eine deutsche Fernseh-Sendereihe, in der Günter Gaus Prominente, insbesondere Politiker, interviewte. 1963 wurde die erste Sendung ausgestrahlt. Ab 1965 wurde die Reihe unter der Bezeichnung „Zu Protokoll“ im SWR, ab 1980 im WDR unter „Deutsche“ weitergeführt. 1990 erhielt sie beim DFF wieder den Titel „Zur Person“. Von 1992 bis 2003 wurde sie unter demselben Titel im ORB ausgestrahlt, der 2003 im RBB aufging. In 40 Jahren wurden über 200 Interviews geführt. Günter Gaus zählte zu den bedeutendsten Journalisten der deutschen Nachkriegsgeschichte. Gaus, der durch Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs geprägt war, begegnete nach eigener Aussage jeglichen Ideologien mit Ablehnung, so auch dem Verhalten der US-amerikanischen Regierung und ihrer Verbündeten nach dem 11. September 2001. Nachdem Gerhard Schröder den Amerikanern die „uneingeschränkte Solidarität“ Deutschlands zusicherte, trat Gaus aus der SPD aus. (Quelle: Leonard Dietrich, YouTube-Einsteller, verlinkt)

Aus gegebenem Anlass zeigen wir dieses Gespräch von 1 Zeitstunde hier nochmal.

Nach all dem bunten Bohei und Quotenquatsch, Privatfernsehen und dem großen Bohei eine sehr klare, schwarzweiße, aber nicht farblose Kameraführung von beeindruckender Intensität. Wohltuend.

Helmut Schmidt, Foto ca.1969

3078/15: Nachruf: Helmut Schmidt (* 23. Dezember 1918 in Hamburg; † 10. November 2015)

Kerze

Helmut Schmidt, Foto ca.1969

Helmut Schmidt, Foto ca.1969

Der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt starb nach Angaben seines Arztes Heiner Greten am Dienstag gegen 14.30 Uhr im Alter von 96 Jahren in seiner Heimatstadt Hamburg. Sein Gesundheitszustand hatte sich in den vergangenen Tagen deutlich verschlechtert. Er starb in seinem privaten Haus in Hamburg-Langenhorn. (Der Spiegel, hier)

Ich habe es befürchtet. Eines Tages fühlte ich mich verpflichtet, einen Nachruf auf einen der ganz großen Deutschen der letzten aufgerundet 90 Jahre schreiben zu müssen. Großzügig aufgerundet, denn groß wird man erst in der Länge der Zeit. Und nicht in ihrer Größe.

Helmut Schmidt war so einer. Einer der ganz wenigen „in diesem unseren Lande“, dem man bis ins höchste Alter gespannt, gefesselt zuhörte. Der sich zu den wirklich wichtigen, essentiellen Dingen der deutschen Gegenwart dezidiert äußern konnte. Mit Blickwinkeln, die uns zu sehr ums Eck gedacht oder gar sogar abwegig vorgekommen wären. Bis er sie uns analytisch scharf und präzise erläuterte. Sein Faible war aber auch und insbesondere die große Weltpolitik. Er vertrat beispielsweise zur Rolle Chinas eine streitbare, etwas andersartige These als alle anderen. Schmidt hatte viel Verständnis für die Sachzwänge im Reich des etwas verkrampften Lächelns.

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3063/15: Nachruf: Egon Karl-Heinz Bahr (* 18. März 1922 in Treffurt; † 20. August 2015), Urgestein der SPD

Nachrufe

Trauerkerze

170px-Bundesarchiv_B_145_Bild-F055062-0011A,_Köln,_SPD-Parteitag,_Bahr

Viele hielten Egon Bahr für einen Politiker. Mehr als das war er,  vielleicht Architekt, so sagt man. Er gilt unter der  Dienstherrschaft seines Dienstherrn Willy Brand als „Architekt eines ganz neuen deutsch-deutschen Umgangs“. Mit dem Wandel durch Annäherung hat summa summarum Egon Bahr (wie Willy Brandt, dessen Kniefall in Warschau symbolhaft war) mehr für die deutsche Einheit getan, als jeder rechte Falke. Eine Einordnung in die deutsche Geschichte ist beschlossene Sache.

Er konnte Geheimnisse hüten, wenn es erforderlich war. Zutiefst aufrichtig, aber auch verschlagen vertraulich und der Sache gegenüber stets dienstbeflissen. Heute verfassen wir einem der letzten echten Sozialdemokraten einen Nachruf. Allerdings weniger einen beruflichen aus journalistischem Auftrag. Sondern aus freiem Herzen. Es gibt ja nur noch wenige von den alten Sozialdemokraten. Welche, die in der Tradition der Partei stehen, so wie Willy Brandt einer war. Helmut Schmidt wird uns bald fehlen, wie kaum ein anderer.

Sozialdemokraten, an die wir uns gern zurückerinnern und an ihr Werk. Egon Bahr war so einer. Einer, der über Parteigrenzen hinaus hoch geschätzt war bei Freund wie Feind. Das liegt daran, dass er die Welt bewegt hat, im großen wie im kleinen, er war ein Strippenzieher, hat nie Aufhebens gemacht um sich selbst und um seine Selbstdarstellung, immer ganz nahe dran an der Sache selbst.

Egon Bahr war vielleicht der Emissär seines Herrn, seines jeweiligen Dienstherrn. Und wurde steinalt. In einem gesegneten Alter von 93 Jahren zu sterben, das kann auch heißen: Aufgaben erfüllt, wegtreten. Danke, Egon Bahr, Du helles Licht der Demokratie. Mir wirst Du fehlen, ich denke immer gern an Dich.

Dafür diese kurze Kerze. Mein virtuelles Bekenntnis zu Egon Bahr.

Berufene Nachrufe hier wie da wie dort, waren auch zu lesen.

1464/12: Positionen: Kratzbürstig intonierte ich innerlich #My funny valentine – Über Wulff, Blulff, Schmidt, Gauck und das Präsidentenamt

Foto.Podcast: E.J. Behrendt - Das Jazzbuch (Erstausgabe 10.1953)
Foto.Podcast: E.J. Behrendt – Das Jazzbuch (Erstausgabe 10.1953)

Die Katerstimmung heute ist „Jazz“, nicht „Pop“.

Innerlich ging in mir ein bisschen der tägliche Tom Waits ab und wenn er „My funny Valentine“ singt, ist das kratzbürstig, wehmütig und dadurch auch bedeutungsschwanger. Ja, ich habe das lange nicht mehr gehört und während ich über den Tag reüssiere, weiß ich noch nicht, ob mir das allgegenwärtige Gewissen namens Youtube diesen Song zu Demonstrationszwecken ausleiht, ohne dafür an die deutsche GEMA ein Salär abzudrücken. Den Streit mit der GEMA habe ich aus den Augen verloren, aber erfahren, dass die betroffenen Künstler den Weltkonzern Google zum Einlenken bewegen möchten. So wie Bundespräsident Wulff sich erklärt. Der große Wulff und gestern Abend der große Blulff? Das Interview.

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623/2010: Foto des Tages: Frau mit Zigarre auf Kuba (von Elke Pohl)

Cuba 031 - Foto des Tages (Frau mit Zigarre)

Cuba 031 - Foto des Tages (Frau mit Zigarre)

(Auf das Bild klicken)

Ja, Freunde, so kann’s gehen. Schreibst was über Guantanamera und einen gut illustrierten, amüsant geschriebenen Reisebericht, den eine gewisse Elke Pohl verfasst hat; und -schwupps- schon bekommst du  Digitalbeweise für die Kernfragen kubanischer Lebensführung, übersandt aus Berlin-Pankow. Zigarre rauchende Frauen waren angesprochen und hier haben wir eine kubanische Prachtdame, die vor Lebensfreude zu sprühen scheint. Besser sahen definitiv auch Frauen in den Goldenen Zwanzigern des letzten Jahrhunderts in Berlin nicht aus, die gerne Männerfummel trugen und dicke Zigarren rauchten.

Fassen wir zusammen: Wir waren weder bei den einen (auf Kuba), noch bei den Anderen (in den Zwanzigern….) persönlich dabei. Bei ersteren war Elke Pohl. Allerdings könnten wir zur letzteren Dame noch heutige Zeitzeugen, wie den 89-jährigen Walter R. aus Neukölln (nicht aus Kuba) befragen. Richard von Weizsäcker, Helmut Schmidt, George Schultz und Henry Kissinger wiederum nicht: die haben keine Zeit und befassen sich trotz Ruhestand als ‚elder statesmen‘ in Berlin heute und dieser Tage mit der Frage, wie man die ganze Welt atomwaffenfrei machen kann. Von hieraus gutes Gelingen.

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