Im Afrikanischen Viertel im vormals roten Bezirk Wedding ist jetzt die Gutbürgerlichkeit aufgeschlagen. Er betreibt einen Herrensalon, der Coiffeur an der Ecke. Niemand hat die Absicht, ihm seine Ehrlichkeit anzukreiden. Aber der Gedanke kommt uns, und er beschriftet das Foto daher als ein „Foto des Tages“ und den Gedanken als tröstlich. Es hätte ebenso gut das „brasilian waxing“ sein können. Ginge es um Hühneraugen, Akne, Senk- und Spreizfüße (hier) oder ein kurzer Fressgang zum Brummi Imbiss (Meat´n greet! – Fleisch treffen) an der Westhafenstr. 1.
Offenheit, Ehrlichkeit und der zutreffende Umgang mit der eigenen Kundschaft, alles prima. Weiter so…
Aus allen Bundesländern der untergegangenen DDR strömten die Friseure und ihre Models nach Karl-Marx-Stadt. Mit dieser Frisur belegte Katja Strathmeier und ihr Friseur den 5. Platz der letzten stattgefundenen DDR-Frisiermeisterschaften. Das Tolle daran war die Tolle. Eine Art Sturmfrisur, die sich von vorn in einer „neuen deutschen Welle“ nach hinten zu einem Dutt auftürmt. Die Frisur war in der Kategorie Gala-Frisur zu frisieren.
Inzwischen haben sich die Zeiten geändert. Friseure machen gern auf sehr modern, stylen ihre Läden und es gibt immer mehr regelrechte Friseurketten, die Sofortschnitt ohne Voranmeldung und für 10,- € anbieten. Einheitspreise im wiedervereinigten Deutschland. Ein harter Verdrängungswettbewerb.
Heute lebt Katja Strathmeier in Berlin. Zu einem solchen Friseur war sie längere Zeit nicht mehr. Aber schick anzusehen war das schon, damals. Das Foto ist ein echtes Stück Zeitgeschichte und erfreut das Herz schon beim ersten Betrachten.