Konfliktschlichtung und Mediation – eine schwierige Aufgabe

Zitat Besonders gefährlich sind diejenigen Konflikte, die nicht wahrgenommen oder verdrängt werden. Sie können derart eskalieren, dass die Beteiligten darunter leiden und keinen Ausweg mehr finden oder sogar zu gewalttätigen Lösungen greifen.“ (Quelle: Religionspädagogisches Zentrum Loccum)

Wenn zwei sich streiten, schlichtet der Dritte. So lautet in etwa die Formel, um die Aufgabe einer Mediation richtig zu verstehen. Denn die Frage ist, ob zwei sich verstehen würden, wenn nicht ein Dritter beide sachkundig anleitet. Menschen geraten in Streit und manchmal ufert dieser so aus, dass sämtliche Kontaktaufnahmemöglichkeiten wechselseitig komplett blockiert sind. Jeder weitere Versuch, den Streit in sachliche Bahnen zurückzuführen, endet dann stets immer wieder sofort auf folgender Einbahnstraße: ‚Du bist schuld.‘ oder ‚Du hast angefangen.‘ Weit gediehene Streitigkeiten lassen sich auf diese Weise überhaupt nicht lösen.

Das Religionspädagogische Institut Loccum -kurz RPI-: „Geht man aber davon aus, dass ein Konflikt selbst ein Signal ist, bietet er eine Chance zur Veränderung und Weiterentwicklung von Beziehungen und Strukturen.“ Mediation bietet in Konfliktfällen Vermittlung durch unparteiische Dritte, die von beiden Seiten akzeptiert werden. Streithähnen wird geholfen, eine für beide Seiten einvernehmliche Lösung zu finden.

***

Allerdings muss das keineswegs gelingen: Eine Erfolgsgarantie gibt es nicht. Oft ist nach einer gescheiterten Schlichtung dann wieder der alte Tenor zu hören: ‚Er hat die Mediation zum Scheitern gebracht.‘ Und der andere beschuldigt den Beschuldiger und so weiter und so fort. Beide Streithähne brauchen vor allem realistische Einschätzungen, mit wem sie es zu tun haben. Was nützt beispielsweise die fixe Vorstellung von einer bestimmten finanziellen Forderung an die Gegenseite, wenn diese weder eine rechtliche Grundlage hat, noch überhaupt von dem anderen bezahlt werden könnte? Beispielsweise nur „um des lieben Friedens willen“ und um zu einem Ende der Streitigkeiten beizutragen. 

Auch erwachsene Streitparteien müssen oft (noch) lernen, dass es mehr als (nur) die eine (eigene) Sichtweise gibt und dass Lösungen sich nur anbieten, wenn sie auf realistischen Forderungen, Vorstellungen und Einschätzungen beruhen. Wer vor Gericht gar keine Grundlage für eine bestimmte Forderung hätte, dies aber nicht versteht, kann auch kaum Lösungen erarbeiten, die für die andere Seite tragfähig sind. Denn die andere Seite kann dann -beim besten Willen- keinen vernünftigen Grund sehen, warum sie eine Forderung erfüllen sollte. Eine gut gelungene Mediation würde daher beispielsweise vollkommen zu Unrecht erhobene oder überhöhte Forderungen eines der beiden Streitgegner/-partner deutlich zurückweisen. Oft kommt es so weit erst gar nicht, weil die Mediation abgebrochen wird.

Das RPI stellt die Ziele des Mediatoren so (fettgedruckt) dar (normal gedruckt, von uns ergänzt):

1. Ein Klima der Bestätigung zu schaffen, in dem wertgeschätzt wird, was jemand ist und nicht was er macht (oder hat). Ein sehr guter Ansatz, denn oftmals liegen die Ebenen von Streitpartnern beispielsweise schon da quer. Ein Älterer behauptet, allein aufgrund seines Alters (‚einer beachtlichen Lebensleistung‘) bestimmte Vorrechte zu haben, anstatt sich gleichberechtigt zu einigen. Oder ein Vermögender behauptet, aufgrund seiner gesellschaftlichen Stellung Vorrechte zu haben, die ein anderer, als Minderverdiener (einem ‚Asozialen‘, einem schlechter Gestellten, einem Verlierer….), nicht beanspruchen dürfe.

2. Ein Klima des aktiven Zuhörens und der Zuwendung zu schaffen. Die Gespräche müssen erst einmal in Fluss kommen und dann im Fluss bleiben. Regel- und Stilverletzungen müssen unterbleiben.

3. Ein Klima der Kooperation zu schaffen. Wo noch keine „Lösungsbrücken“ sind, müssen welche errichtet werden, und seien es auch nur „Behelfsbrücken“, über die zu gehen erst einmal ungefährlich ist. Provisorien müssen zu tragfähigen, selbsttragenden Brücken werden.

4. Ein Klima der Problemlösung aufzubauen, in dem Probleme und Konflikte als Chancen erkannt werden. Lösungen bestehen oft schon darin, zu bestimmten Punkten einfach mal „Ja“ zu sagen oder auch „Nein“. Die wechselseitige Akzeptanz und das Erkennen menschlicher Grenzen gehören sicherlich dazu, überzogene Ansprüche zu vermeiden, um eine Problemlösung nicht zu gefährden.

5. Ein Klima der Menschenrechte aufzubauen. Die verloren gegangene Achtung, der Respekt vor dem anderen, vor seinen Auffassungen, Einstellungen und die Erkenntnis, dass hier und da auch einfach ein Zurückstecken erforderlich ist bzw. ein die grundlegenden Rechte des anderen achten.

***

gesichtspunkte.de wird weiter über Problemstellungen, Hintergründe und Fakten zum Thema Mediation berichten.

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.