Der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt starb nach Angaben seines Arztes Heiner Greten am Dienstag gegen 14.30 Uhr im Alter von 96 Jahren in seiner Heimatstadt Hamburg. Sein Gesundheitszustand hatte sich in den vergangenen Tagen deutlich verschlechtert. Er starb in seinem privaten Haus in Hamburg-Langenhorn. (Der Spiegel, hier)
Ich habe es befürchtet. Eines Tages fühlte ich mich verpflichtet, einen Nachruf auf einen der ganz großen Deutschen der letzten aufgerundet 90 Jahre schreiben zu müssen. Großzügig aufgerundet, denn groß wird man erst in der Länge der Zeit. Und nicht in ihrer Größe.
Helmut Schmidt war so einer. Einer der ganz wenigen „in diesem unseren Lande“, dem man bis ins höchste Alter gespannt, gefesselt zuhörte. Der sich zu den wirklich wichtigen, essentiellen Dingen der deutschen Gegenwart dezidiert äußern konnte. Mit Blickwinkeln, die uns zu sehr ums Eck gedacht oder gar sogar abwegig vorgekommen wären. Bis er sie uns analytisch scharf und präzise erläuterte. Sein Faible war aber auch und insbesondere die große Weltpolitik. Er vertrat beispielsweise zur Rolle Chinas eine streitbare, etwas andersartige These als alle anderen. Schmidt hatte viel Verständnis für die Sachzwänge im Reich des etwas verkrampften Lächelns.
Verstehen Sie Spaß? Guido Cantz ist ein Nachfahre von Kaspar Kantz, dem Verfasser der ersten bekannten evangelischen Gottesdienstordnung. Über die Abstammung von Kaspar Kantz ergeben sich weitere Verwandtschaften: Cantz ist mit dem ersten deutschen Bundespräsidenten Theodor Heuss verwandt, dessen Enkel Ludwig ist sein Cousin 7. Grades; die Familienlinien trennten sich im Jahr 1808. Ein Vorfahre namens Carl Maier (* 1863) wanderte im 19. Jahrhundert in die USA aus; dessen Tochter Margret (* 1899) heiratete John B. Kelly senior, den Vater von Grace Kelly. Über diese verwandtschaftliche Beziehung ergibt sich, dass Fürst Albert II. von Monaco ein Neffe 10. Grades von Guido Cantz ist. (Aus Wikipedia)
Gestern Abend bei Günter Jauch kam Guido Westerwelle (endlich) zu Wort. Ich war nicht vorbereitet, hatte ein paar Tage zuvor gegugelt, in der Art, wie man sich für Menschen interessiert, von denen man Aktuelles vermisst. Es gab erste Hinweise auf eine beginnende, neue Normalität im Leben von Guido W., dem Leukämie bescheinigt worden war und der sich in ernsthafter, das Leben rettender Sonderbehandlung befand. Nein, das war kein Spaß. Im Schöneberger Gasometer besteht aufrichtiges Interesse und man spürt Sympathie und Anteilnahme bei den Zuschauern.
Da saß nun Guido W., an der Seite einer weiteren Krebspatientin, die Mutter geworden ist während der Chemo. Wir sehen Guido W., bescheiden, etwas gläsern, wachsweich, viel leiser als man ihn kennt. Sichtlich gelitten. Das hat nicht zu übersehende Spuren hinterlassen, am deutlichsten sieht man es an bleistiftdünnen Beinen des vormaligen deutschen Außenministers. Pläne hat er keine, sagt er, er ist ja noch gar nicht aus dem Gröbsten raus. Vielleicht aus dem Gröbsten, aber noch lange nicht wiederhergestellt. Überhaupt wird man nie wieder so wie vorher, ist das Resümee. Nun aber sagen wir von hieraus: Alles Gute, Guido Westerwelle, für deinen weiteren Lebensweg. Der Optimist in Westerwelle: Der Guido kanns. Das Leben ist manchmal kein Spaß.
Die Filterblase (englisch filter bubble) oder Informationsblase (englisch informational bubble) ist ein Begriff, der vom Internetaktivisten Eli Pariser geprägt wurde. Er beschreibt damit das Phänomen, dass Webseiten bestimmte Algorithmen verwenden, um vorauszusagen, welche Informationen für den Benutzer relevant sein könnten, basierend auf den verfügbaren Informationen über den Benutzer – beispielsweise Standort des Benutzers, Suchhistorie (englisch search history oder web history) und Klickverhalten. Durch die Anwendung dieser Algorithmen neigen Internetseiten dazu, dem Benutzer nur Informationen anzuzeigen, die mit den bisherigen Ansichten des Benutzers übereinstimmen. So wird der Benutzer sehr effektiv in einer „Blase“ isoliert, die dazu tendiert, Informationen auszuschließen, die den bisherigen Ansichten des Benutzers widersprechen. Ein Paradebeispiel dafür sind Googles personalisierte Suchergebnisse und der personalisierte News Stream von Facebook. Nach Parisers Meinung wird der Benutzer so weniger durch gegenteilige Ansichten „belastet“ und somit in einer Informationsblase intellektuell isoliert. (Quelle: hier)
Pipi Langstrumpf hat uns singen lassen: Sie baue sich eine Welt, wie sie ihr gefällt. Es geht ums liken, lecken und addieren. Um Algorithmen, die uns die Welt passend(er) machen. Maßgeschneidert. Was ich gestern ausgeführt habe, lässt sich mit dem Wissen über Filterblasen zutreffend ergänzen, argumentatorisch unterlegen. In zweierlei Hinsicht.
Dass jemand mich bittet, bestimmte Seiten zu liken, wird nach dem Befolgen dieser Bitte zu einer veränderten Weltansicht meinerseits führen. Ich bekomme Dinge vorgeführt, die mich im Grunde nicht interessieren. Gefällige Likes-Nachrichten. Blasen blubbern lassen. Anders herum bestimmt mein Like-Verhalten meine Welt schon morgen, zumindest in der Art und Weise, in der sie wegen des Seitenlikes angezeigt wird. Als Nihilist auf der Suche nach richtiger Handhabung des Internet ist es fatal, irgendwas zu liken, denn immer wenn ich es tue, schränke ich mich selbst ein und erlaube gebremsten Informationsfluss. Demzufolge muss ich allen verbreiteten Internettechniken den Zugriff auf meine Daten und deren Ausnutzung verbieten.
Sonst lebe ich in einem Elfenbeinturm vermeintlichen Welt-bzw. Webwissens, das andere für mich zusammenstellen, obwohl ich sie nie darum gebeten habe. Eine furchtbare Erkenntnis. Das wiederum macht es auch irgendwie tröstlich zu wissen, dass Kritiker dieser Filter bubble-Theorie beschwichtigend meinen, dieser Effekt sei minimal und daher handhabbar.
Liebe Petra (*), schick mir bitte nicht laufend irgendwelche Seiten, die ich gefälligerweise liken möchte. Ich verfahre dabei nach einem inneren Wahrheitsgrundsatz und like nur Sachen, die ich aus eigener Überzeugung like. Denn das Profil meinerseits ist ein Profil mit einem ganz klaren Fokus auf „A, B und C im engeren Sinne“. Mit diesem Profil halte ich innerlich Ordnung in meinem Kopf. Insofern sind „ständige Likesanfragen“ nicht „state of the art“, und ohne das böse zu meinen, nervig. Lieber Gruß, Dein Bloggwart (von facebook, * Name geändert)
In einer Fernsehsendung ist die Sache mit dem Sex in deutschen Haushalten gründlich auseinander genommen worden. Wie oft Pärchen miteinander in die Kiste steigen und ob sie sich anlügen bzw. bei der Wahrheit bleiben. Da kam ganz viel Interessantes raus. Unter anderem hieß es, im ersten Flirt eines Kennenlernens solle ruhig geflunkert werden. Wer sich wahrheitsgemäß verhalte, habe schlechtere Chancen, einen attraktiven Partner abzukriegen.
So ungefähr müssen wir uns auch das soziale Netzwerk vorstellen. Dabei geht es allerdings nicht immer nur um Fortpflanzung, Lustvergnügen und Extasesteigerung. Die Menschen wenden soziale Netzwerke aus den unterschiedlichsten Gründen an. Es gibt die Versteckspieler, deren Chronik nahezu uneinsehbar ist, die Verfreundungsfeindlichen, die grundsätzlich niemandes Freundanfrage annehmen, dem sie nicht wenigstens einmal im Leben persönlich die Hand geschüttelt haben. Nennen wir dies weiß.
Heute Morgen hat der Wahlitaliener Ronaldo Pastrini (* Name geändert) schlechte Laune. Morgens, lange vor Bürobeginn ruft er an und hinterlässt auf dem Anrufbeantworter, er zahle jetzt kein Wohngeld mehr. Er hat verkauft und nun ist er die Sache los.
Um 5 nach 9 Uhr ruft er nochmals an, erkundigt sich nervös, ob wir das Band schon abgehört haben. Naja, Bänder gibt’s schon lange nicht mehr.
Dass er noch weiter Wohngeld zahlen müsse, habe er sich schlau gemacht, habe sein Anwalt ihm abgeraten.
Wie auch immer: Man streitet nicht lange. Zahlt die Erwerberin freiwillig das Wohngeld, gibt es kein Problem. Eine Rechtsgrundlage dafür gibt es nicht. Dem Herrn Italiener werden wir das heute am Telefon nicht dezidiert auseinander nehmen. Die Erkältung verweigert eine vernünftige Sprachführung. Und die Stimmung des Veräußerers sowieso.
Er könnte hier nachlesen, aber wer will diesen Quatsch schon lesen? Er nicht.
Wie schnell ist das richtige Tempo einer Sache? – Das Problem: Von vornherein ist die Sache nicht klar. Erst mit der Zeit wird klar: Ein Rechtsanwalt wird den Anforderungen einer Sache einfach nicht gerecht. Das Mandat muss entzogen werden. Die Zeit läuft.
Über einem Hauseingang in Berlin-Friedenau steht Salve geschrieben.
Die Mitglieder im Verein zur Verzögerung der Zeit, der seinen Mitgliedern den brieflichen Kontakt per Schneckenpost empfiehlt, sind im österreichischen Klagenfurt. Hart an der Grenze nach drüben. Die Schnecke, als Symbol des Langsamen, hinterlässt eine Schleimspur. Sehr gefährlich wird es für die Anwaltsschnecke, wenn ihr beim Überqueren der Mandatenwiese die Grashalme wie Raketengeschosse entgegen wachsen. Diese Art Halma kann dich umbringen. Zu schnell, zu viele Anforderungen, zu viel selbstverständlich Vorausgesetztes. Ein Schafott der täglichen Aufgabeneritis.
„Ich respektiere Menschen, die an ein Leben nach dem Tod glauben. Aber ich verstehe sie nicht. Mir kommt die Religion wie eine Entschuldigung dafür vor, dass man die Grundbedingungen des Lebens nicht akzeptiert. Hier und Jetzt, mehr ist es nicht. Darin liegt auch das Einzigartige unseres Lebens, das Wunderbare.“ – Henning Mankell – aus seinem Buch „Treibsand“ (* 3.2.1948; † 5.10.2015)
Der Tag nach diesem Nachruf, ich verfasse nachträglich noch folgende Erklärung. Denn das sei kein Nachruf, sagt sie zu mir, als sie das Zitat liest. Ein Zitat ist es. Ich sage: „Ja, stimmt.“ Für einen Nachruf meinerseits hat es nicht gereicht. Es ist eher Ehrbezeugung und Respekt. Den Wallander habe ich gern gesehen, im Fernich, ja, und irgendwie auch Kult. Dahinter steckte Henning Mankell. Das wußte ich. Sie aber hat seine Bücher verschlungen im Dutzend. Ich nicht.
Ich habe nie ein Buch von ihm gelesen. Ich bin bis auf Ausnahmen und Ausnahmezeiten (Urlaub beispielsweise) keiner, der sonderlich viel liest. Ich schreibe lieber. Durchaus ansehnlich viel. Das hätte ich mit ihm gemein. Meine Blogstatistik weist erfrischend viel weniger Leser auf, als er Bücher verkauft hat. Er ist ein literarischer Gigant. Ich bin sein literarisches Pendant. Nein, ich weiß, er war ein Guter seines Fachs. Das ist, was ich mit diesem Nachruf ihm zu Ehren zu rubrizieren weiß. Ich weiß, in einem Blog hat jedes Kind seinen Namen. In diesem Blog heißen Trauerkerzen wie diese und nur dann zünde ich sie an: Wenn jemand verstorben ist, nenne ich es Nachruf. Gleich wie viel ich über ihn noch hinterher ratsche. So ist es was es ist: Ein ehrendes Gedenken meinerseits.
An Karasek kam der Literaturbetrieb schon lange nicht mehr vorbei. Legendär seine Wortwechsel mit dem legendären Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki (†93) im „Literarischen Quartett“. Reich-Ranicki ging dabei mit der Streitaxt vor, Karasek mit feinsinnigem Humor. Stets umsäuselte ein Lächeln seine Mundwinkel, der Schalk blickte ihm bis zuletzt aus den Augen. (Bild-Zeitung, hier)
Marcel Reich-Ranicki war der Literaturpapst.
Hellmuth Karasek war nach dem Tod des Literaturkritikers Nummer Eins der Literaturkritikerersatzpapst. MRR schätze ihn sehr: Hellmuth Karasek gehöre zur Spezies der wenigen, wichtigen Literaturkritiker, der für Leser schriebe, nicht für Journalistenkollegen. Und so waren seine Texte: Zu Herzen gehend, klug, leise, intelligent, nachdenklich, nie verschroben, abwegig oder von einem Elfenbeinturm angehäuften Exklusivwissens aus. Er war ein Stoßzahn im Auftrag der lesenden Büchergilde, deutschlandweit.
Karasek war so gesehen eben gerade nicht Papst. Nicht wirklich. Wenn Deutschland auch versuchte, Lücken zu füllen.
In Wahrheit war Hellmuth Karasek kein Ersatz für Marcel Reich-Ranicki. Beide waren auf ihre Art und Weise unvergleichlich. MRR war laut, aufbrausend, eloquent und ein ganz großer Entertainer (lt. Harald Schmidt). MRR wollte auch Schulmeister sein. HK war leiser, eine Spur intellektueller. Seiner Kritik hörte man lieber zu. Denn an MRR rieben sich die Geister. Karasek war gediegener, am Ende hanseatischer. Mit Bravour verriss er so weltweite Erfolgsbücher wie den Ikea-Katalog. Ein Machwerk des trivialen, bösen Kommerz. In der Liste der gestorbenen, hoch anständigen, vorbildlichen Deutschen, in der Hellmuth Karasek gelistet ist, ist 2015 einiges schon passiert. HK: Danke für alles! Du wirst fehlen. Definitiv.
Guten Tag, Herr Maier-Vorfelder, (* Name geändert) es gibt Trouble mit dem Mieter Ihrer Wohnung (Name unbekannt). Dieser macht regelmäßig seit Wochen Krach. Er schreit regelmäßig gegen 2 – 4 Uhr nachts über längeren Zeitraum. Was andere Leute im Haus über diesen Mieter sagen, geht mich nichts an. Aber eine Art „Verbot zu schreien“ dürfte mietvertragl. erfolgreich abgemahnt werden können. Bitte informieren Sie mich kurz, eventuell überlegen Sie doch mal einen angekündigten Besuch bei dem Mieter? Sich mal ein Bild machen, ob der Mann ein ernsthaftes Problem, von dem wir nichts ahnen. Informieren Sie mich? #Tagespost