Frau Schulz (* Name geändert) aus Berlin-Wilmersdorf ruft an und erwähnt beiläufig auch folgendes Problem.
Direkt unter ihr ist die Wohnung von Frau Marth (* wie vor). Die wohnt im Hamburger Raum und ist nie in Berlin-Wilmersdorf. Frau Marth hat die Heizung daher runtergefahren, das Thermostat zugemacht. Direkt unter Frau Marth auf derselben Seite hat Herr Dr. Schuckel (* wie vor) seine Wohnung kürzlich nach dem Auszug des alten Mieters komplett renoviert und aktuell steht sie jetzt leer. Er hat noch nicht neu vermietet. Auch er lässt das Thermostat weitgehend zu. Direkt unter Herrn Dr. Schuckel wohnen „die Dänen“, das ist so ein Pärchen, die haben die Wohnung (im Hochparterre) als Feriendomizil erworben. Auch die sind eigentlich nie da, da sie in Dänemark wohnen, leben, arbeiten und ihre Sightseeing-Touren nach Berlin, Erholungswochenenden vom dänischen Stress, finden offenbar bevorzugt in der Sommerzeit statt.
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Diese Wege dieses Herrn (und dieser Damen) da unter ihr, die findet Frau Schulz aus Berlin-Wilmersdorf unerquicklich. Sie sitzt im dritten Obergeschoss auf derselben Seite (links) wie Frau Marth, Herr Dr. Schuckel und „die Dänen“. Sie meint es ein bisschen so, wie wir es nicht wörtlich wiedergeben können, aus ästhetischen Gründen, so was wie, sie habe die A…..karte gezogen, wobei weder die betreffende Karte, noch das dazugehörige Kartenspiel hier gut bekannt sind. Es ist für uns auch kaum Zeit zum Spielen, allerorten mäßigen wir Anrufer in diesen Tagen, die sich über laxe, nachlässige Schnee- und Eisbeseitigungsfirmen beschweren. Gerade sagt noch eine andere Kundin, aus einer ganz anderswo gelegenen Straße desselben Stadtbezirks, ‚früher hatten die Menschen noch Hauswarte, und es war gar nicht mal so selten, dass so richtig gepickert wurde auf dem Eis.‘ Ich erwidere: ‚Das ist Vergangenheit, heute wird nicht mehr gepickert, heute wird mit dem Räumfahrzeug drüber gehuscht, möglichst ganze Straßenzüge lang, schwupps, und dann eine Kanne Kies (kleinsteinig) übers Eisgelände, als abstumpfende Streuung. Mehr sieht im Übrigen auch das Gesetz nicht vor. Nach wochenlangem Schneeszenario liegt überall festgeklopfter, vereister Schnee rum, es ist ‚huppelig‘ (eine Kundin heute Morgen), aber was soll’s? So ist nun mal das Wetter. Gestern sagt im RBB-Fernsehen (Abendschau) eine Frau, das sei nicht so schlecht, wie es jetzt sei. Sie sei von Natur aus so eine hastige, eilige Frau und schwupps liegt man auf der Nase. Die Situation fordert sie heraus, meint sie, langsamer zu gehen, das hätte auch was Meditatives. Ommmhhhh! Bzw. Shalom!
Zurück zu Frau Schulz und ihrem Kartenspiel mit Sonderkarten. Ich rufe bei Frau Marth im Hamburger Raum an, die ist nett, wir haben ein sehr gutes Verhältnis. Frage sie, was sie meint? Sie sagt, jaja, da hat Frau Schulz schon recht. Ich gebe zu bedenken, Frau Schulz seit bereits deutlich 85 Jahre alt. Wäre es wohl ein Gebot wechselseitiger Rücksichtnahme von Auswärtigen (Hamburgern, Dänen, ‚umme Ecke wohnenden‘ Berliner Nachbarn mit Vermietungsabsicht), für Frau Schulz jedenfalls so viel zu heizen, als dass Frau Schulz nicht die Kälte- und Frierfäule (oder -seuche) an den Hals kriegt? – Ich werfe noch ein, dies sei jetzt kein juristisches Telefonat meinerseits, kein freches Anliegen eines oberlehrerhaften Hausverwaltungs-Heinis aus Berlin, der Überlegungen anstellt, die Leute zum Heizen zu verpflichten! Mein Anruf, das sei ein höflich gemeintes Angebot an die Freundlichkeit von Tür zu Tür, zwischen Nachbarn. Jaja, das weiß sie, sagt sie, wir sind schließlich schon immer gut ausgekommen.
Eine gewisse Grundbeheizung ist sichergestellt. Das Thermostat hat einen Frostschutz und senkt die Temperatur in der Wohnung nicht unter fünf Grad (plus, nicht minus) ab. Das nichts einfriert. Trotz alledem: fünf (Marth) plus fünf (Dr. Schuckel) plus fünf (die Dänen) ergibt rechnerisch noch keineswegs gefühlte fünfzehn Grad Umgebungstemperatur für die „oberen Anrainer“, sage ich, soviel habe ich in Physik und Mathe aufgepasst, seinerzeit. Frau Schulz habe übrigens die Schlüssel ihrer Wohnung, meint Frau Marth plötzlich, und sie sei ihre Vertrauensperson. Ach, sage ich, ach so, na dann, aber warum hat sie dann mich angerufen? Sie weiß es nicht. Sie wird ein Telefonat mit Frau Schulz führen und sie ermächtigen, ihre leere Wohnung zu betreten und das Thermostat ein bisschen hochzudrehen, aber eins ist klar, nicht, dass ich nicht für die Beheizung der Wohnung von Frau Schulz zuständig bin. Also low temperature, aber nicht ganz so low, bzw. lau (auf Deutsch). Zum Stichwort „lau“ ein historisches Zitat von Herbert Wehner (SPD):
Der Herr Bundeskanzler badet gerne lau; so in einem Schaumbad.“ – über Willy Brandt, während eines Moskauaufenthalts, Sommer 1973, zitiert in Spiegel 41, 8.10.1973, Seite 25, spiegel.de (passend zum Thema „Klimakatastrophe in Mehrfamilienhaus in Berlin-Wilmersdorf)
Fest steht: Niemand muss wärmer baden, nur weil der Nachbar es will. Was auch fürs Beheizen gilt, im Übrigen.
Alle Seiten sind glücklich, eine Art fairer nachbarschaftlicher Ausgleich hat stattgefunden. Gut, dass wir mal drüber geredet haben. Allerdings ein bisschen über Kreuz und auf Vermittlung und mit Beratung durch die Verwalterin. War nicht ganz unser Kerngeschäft, hat’s aber gelöst, das Problem. Währenddessen bemängeln wir nun inzwischen wieder andernorts die unzureichende Schnee- und Eisbeseitigung, anstatt nachbarschaftliche Ersatzgespräche zu führen. Weiter arbeiten….
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