Rechtsanwalt 2.0 verschwindet in der Versenkung, wo ist er?

Es ist wahr: Rechtsanwälte gibt es, die haben auch persönliche Probleme. Einer davon heißt Loch (* Name geändert) und residiert seit mehr als zwei Jahren am Kaiserdamm.

Skuril 03.09 - Rechtsanwaltsempfehlung

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Schon vor vielen Jahren hat er eine ganze Mandatskladde erhalten: lauter Einzelmandate. Die Wohnungseigentümergemeinschaft, die er anwaltlich betreuen sollte, hatte es nicht leicht. Erst musste sie den (alten) Verwalter loswerden. Das war ein ganz gerissener, der überall nur als Betrüger bekannt ist und von dem viele sagen, er hätte längst in den Knast sollen. Der kam aber nicht in den Knast.

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Dieser Vorverwalter hatte immer -in vielen Objekten in Form des WEG- seine Strohleute sitzen. Das waren abgebrannte Menschen, denen niemand noch Kredit gibt. Die zahlen auch kein Wohngeld. Die Miete der Wohnungen kassierte immer dieser Betrüger. Das Wohngeld zahlte er nicht. Es kam einiges zusammen. In einer Erbengemeinschaft von solchen Strohleuten war auch der arbeitslose Enrico Schulze aus Cottbus (* Name geändert) Mitglied. Er prägte den berühmt gewordenen Spruch:

Unnützes Wissen: Leere Kühe melken (quelle: gotthal.de)

Unnützes Wissen: Leere Kühe melken (quelle: gotthal.de)

Ein Heiterkeit auslösendes Sprüchlein. Und es hat (bei uns) Geschichte geschrieben. Seit diesem Tag wissen wir, dass man leere Kühe nicht melken kann.

Zurück zu Loch, dem Rechtsanwalt, der das alles beaufsichtigte. Beaufsichtigt hatte. Das ist jetzt lange vorbei. Herausgekommen war dabei ein Sammelsurium, ein bunter Strauß der deutschen Zwangsvollstreckung. Die Wohnungen der Wohngeldschuldner wurden versteigert. Nein, man versuchte das einmal. Dass das auch erfolgreich geschieht, ist damit noch nicht gesagt. Erst hatten wir altes Recht und Schwierigkeiten in der Umsetzung. Vier Stück Wohnungen blieben übrig dabei. Vier Wohnungen von vierundzwanzig. Die bekamen keine neuen Eigentümer. Doch dann änderten sich die Zeiten und die Front der Strohleute bröckelte und teils verschwand sie auch auf Nimmerwiedersehen.

So ist es jetzt auch mit diesem Rechtsanwalt. Er hat seine Arbeit für uns schon seit einem Jahr eingestellt. Die Mandatskündigung ist etwa ebenso alt. Nur rausgerückt hat er die maßgeblichen Unterlagen nicht. Keine Schuldtitel, keine abschließende Zusammenstellung dessen, was noch gelaufen ist. Manchmal schreibt uns das Gericht an und beklagt sich, wir hätten nicht geantwortet. Dann erfahren wir, dass da was gelaufen sein muss, was wir allerdings nie erhalten haben. Und so weiter und so fort.

Ein Mensch hat Verständnis für die schwierigen Zeiten eines anderen. Man gewährt dem untergehenden Rechtsanwalt eine Menge menschlicher Brücken des Entgegenkommens, des Verständnisses. Doch irgendwann, und das ist jetzt der Fall: da hat selbst ein dickfelliger Verwalter die Faxen dicke (berolinischer Ausdruck für ‚genug von etwas haben‘). Das letzte Mittel, das sich anbietet, wird jetzt aufgetischt.

Die Berliner Rechtsanwaltskammer bekommt eine geharnischte Beschwerde, die an Deutlichkeit kaum zu wünschen übrig lässt. Jetzt muss der Mann sich vor der Berufsvertretung rechtfertigen und möglicherweise hat das weitgehende, äußerst unangenehme Konsequenzen für ihn. Denn die Rechtsanwaltskammer kann unterscheiden zwischen querulatorischen Beschwerdeführern, die mit ihrem Rechtsanwalt aus vollkommen haltlosen Gründen nicht zufrieden sind und solchen, die ein berechtigtes Anliegen haben, wie einen massiven Verstoß gegen berufsständische Verpflichtungen. Schade, wir hätten es gern vermieden, aber es ist von uns nicht zu ändern.

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Weiterführend

Rechtsanwaltskammer Berlin

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