802/2010: Total Recall: Die totale Erinnerung setzt rechtzeitig vor Versammlungsbeginn ein

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Einmal nur im Leben tritt der Mensch hemdsärmelig, gänzlich unbekleidet vor irgendeinen Herrn namens Gott. Diesen Gott zu finden, kann mühsam sein.

Jesus wandelt durch die Wüste. Plötzlich hört er ein lautes Wehklagen. Er wandert über ein paar Dünen in Richtung des Wehklagens und begegnet einem alten Mann mit grauem Bart, gekleidet in ein ärmliches Gewand. Jesus: ‚Alter Mann, warum wehklagst Du denn so?‘ Darauf jammert der alte Mann: ‚Ich habe meinen Sohn verloren, ich habe meinen Sohn verloren!‘ Wieder Jesus: ‚Alter Mann, wie sieht dein Sohn denn aus, vielleicht kann ich Dir helfen!‘ Der alte Mann: ‚Er hatte Löcher in den Händen und Löcher in den Füßen!‘ Jesus: ‚Vater!‘ Alter Mann: ‚Pinoccio!‘

_seitentrenner Flugzeug

Ähnlich unbekleidet kann jeder normale Verwalter für Wohnungseigentumsanlagen vor eine Versammlung treten, die als Jüngstes Gericht „in medias res“ geht in Sachfragen.

Und mag auch noch so viel Flugasche aus Island herüber wehen, könnte der Grund zum Beispiel in folgendem liegen:

Dass das Dach des Hauses in Berlin-Pankow in die Jahre gekommen ist, wird seit geraumer Zeit vermutet. Als die Erwerber das „aufgemüpfte“ und schick modernisierte Altbau-Mehrfamilienhaus in Stückchen erwarben, war alles gut gewesen. Das Haus sieht „hui“ aus. Allerdings kommt jetzt die obere Oberfläche (das Dach) in die Jahre. Die Schornsteine müssen saniert werden, einige Flachdachflächen sind mürbe geworden.

Gott sei Dank, so sagen einige im Haus, haben wir noch zwei von ursprünglich drei Dachdeckern, die Wohnungseigentümer sind und selbständig in diesem Gewerk. Man erwartet eine Art freundlicher Grundhaltung, sie sollen Angebote schicken, die die Leistungen beschreiben, so wie Eigentümer wirtschaftlich vernünftig, fair und partnerschaftlich denken, und die Reparaturarbeiten müssen dann zu einem irgendwie ermäßigten Preis durchgeführt werden können, schließlich greift man seinen übrigen Eigentümern -brothers in law?- nicht zu tief in die Tasche. Man bleibt anständig.

Schon seit letztem September/Oktober rennt nun der Herr Verwalter speziell einem von zwei Dachdeckern hinterher und bemüht sich um Aussagen, Fakten, Angebote, Zahlen. Bis heute ist noch nichts da. Im März kamen allerdings schon mal viele Fotos per Email und viele, viele Hinweise. Es hat nicht lange gedauert zu sagen, dass die Fotos schön sind und danke dafür. Dem müsse jetzt auf jeden Fall ein stichhaltiges Angebot folgen. Sicherheitshalber dachte sich der Verwalter, ja, wenn schon, denn schon. Frage ich gleich den zweiten, existierenden Dachdecker. 

Gut, jetzt haben beide eine Anfrage, und eine Einladung zu der Eigentümerversammlung, die darüber zu beschließen hat, ist auch schon raus. Jetzt wird die Sache ein Ding, das etwas mit gutem Timing zu tun hat. Es wäre viel besser gewesen, wenn die Angebote (mindestens zwei bis drei) schon vor Versand der Einladung vorgelegen hätten. Doch da spielten die „befreundeten“ Handwerker nicht mit. Ihr Angebot kommt, mit etwas Glück, frisch gedruckt auf den Tisch der Versammlung und das am Tag der Versammlung selbst. Es kann Kosten beinhalten, die eine grundlegende und vorausschauende Finanzplanung in erheblicher Größenordnung als Voraussetzung hätten, und dann ist es zu spät, am Tag der Versammlung zu rufen: „Ach ja, hopplahopp“ und „Oh ja, das ist schon teuer!“

Und weil es sowieso viel zu spät ist, bekommen beide heute noch einmal eine „totale Erinnerung“ vom Verwalter.

Ach, wäre doch kein Dachdecker Miteigentümer. Dann wäre alles anders gelaufen. Der Verwalter hätte längst drei andere Angebote, von gänzlich unbefreundeten, dafür interessierten Anbietern, die Aufträge haben möchten und nicht Gefälligkeitsleistungen anbieten. In eigener Sache, so die fundamentale Erkenntnis, ist man immer am schlechtesten. Und Angebote unter „Kumpels“, das geht oft gar nicht und darüber wurde hier auch schon häufiger berichtet

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