Ach, es ist heute ein herrliches Osterwetter.
Mild, warm und sonnig.
Alle haben wieder geredet übers Wetter. Und wir haben uns unsere davon abseits liegenden Themen gesucht. Wetterrelevant zu sein: Pah. Nein danke.
Die ganze Wetterberichterstattung hängt einem zum Hals heraus. Wer einen kostenlosen Emailaccount bei einem dieser Umsonstanbieter wie gmx, eins und eins, yahoo oder freenet, weiß davon aus eigener Erfahrung. Die Emailanbieter kaufen Nachrichtencontent ein. Damit befeuern sie ihre Portalseiten, in der Hoffnung, dies ergäbe einen feurigen Inhaltemix, der den Menschen gefällt. Doch der Content ist flach wie Crepes de Suzette oder mit Armagnac, ganz nett, süßlich, vielleicht klebrig.
Jörg Kachelmann, vormaliger Wetterfrosch der Nation, hat ihn bereits ausgemacht und benannt: Vollpfostenjournalismus. It´s all about the weather. 21° Celsius zu Weihnachten haben einige Wetterheinis im südwestdeutschen Raum um den Kaiserstuhl ausgemacht. Das war ein Gerücht. Daran stimmte nichts.
…
Heute Morgen will uns das Wetter Lügen strafen. Osterwetterähnliche Temperaturen, gefühlte Impertinenz permanent zu guten Wetters. Ist das die Erderwärmung? Die Erdmännchen, sonst aufmerksam und agil die Lage blickend, halten Winterschlaf aber was, wenn sie sich irren?
Fuchs, Hase und Steinmarder lassen sich kaum blicken. Bei gutem Wetter schieben sie einen Dicken.
Nein, das Wetter ist inzwischen irrelevant. Kachelmann nennt die Wetterapologeten der Springerpresse „Wetterdementoren“. Was sind Dementoren?
Indem wir darüber nachschlagen, wird uns etwas bewusst:
Dementoren gehören zu den übelsten magischen Wesen, die es gibt. Sie entstehen, ohne sich zu paaren. Auf dem Nährboden des Verfalls gedeihen sie wie Pilze. Wie ihr Name sagt, entziehen sie ihren Opfern alle mentalen Empfindungen (Vgl. Harry-Potter-Kiste/Dementor).
Kachelmann ein Harry-Potter-Fan? Woher nur kennt der Wetterexperte mit dem „etwas anderen Wetterbericht“ die Dementoren?
Dementoren sind seelenlose und böse Kreaturen. Sie schweben über dem Boden und holen in tiefen und rasselnden Atemzügen Luft. Sie wecken die schlimmsten Erinnerungen in ihren Opfern und saugen das Glück auf, wo immer sie sind. Ist man ihnen zu lange ausgesetzt, wird man seiner geistigen Kräfte beraubt und als Folge dessen wahnsinnig.
Dementoren tragen schwarze Umhänge mit einer schwarzen Kapuze bis über das Gesicht und haben schleimige Hände, die aussehen, als wären sie im Wasser verwest. Was sich unter der Kapuze der Dementoren verbirgt, weiß kaum jemand, denn sie nehmen sie nur ab, wenn sie jemanden vollkommen zerstören wollen. Diese Waffe nennt sich „der Kuss des Dementors“ (eng. Dementor’s kiss). Führt der Dementor ihn aus, so nimmt er seine Kapuze ab und saugt durch eine Art Schlund die Seele aus seinem Opfer. Da man ohne Seele leben kann, fristet man von da an sein Dasein als leere Hülle. Dementoren können nichts sehen, sondern erfühlen die Gefühle ihrer Opfer und spüren sie so auf.
(sagt die deutsche Wikipedia hier)
Irgendwo zwischen Castrop-Rauxel und Wernigerode im Harz gehen zum Jahresende auch wieder jahrelange Freundschaften „über die Wupper“, weil sich Freunde bei ihren Gewesenen nicht mehr melden und dafür Ausreden spinnen, fein wie Seidenraupen-Spinnereien: Zu tun, zu viele andere Aufgaben, neue, wichtigere Sachen sind´s vermutlich, aber das werden sie nicht zugeben, feige wie sie sind. Freundschaftsdementoren dementieren ungern geradeaus.
Wetter und Freundschaft haben viel gemeinsam: Sie vergehen in der Zeit und werden bedeutungslos, überlagert aus anderen Gründen. Neue Schichten geben andere, neue Geschichten. Die uns zu nichts Anderem verpflichten als nur zum Überleben. Bis wir alt geworden sind, knittrig, faltig und im Angesicht der Totenbleiche. Wir gehen dahin.
So ist auch das Leben. So ist das Wetter. Und so sind Freundschaften, nicht wenige davon.
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Olaf Maske – Wenn der Himmel weint… (via Youtube)
Wenn der Himmel weint, wäre ich doch so gerne nur bei Dir! Das „Canaster des Lebens“ ist ein Kartenspiel, dessen Facetten sich beständig neu mischen. In anderen „Handsätzen“, anders gemischt und in der Bedeutung und Wichtung anders zusammengesetzt: So wird jedes weitere Jahr von uns „verlebt“. Aber was wird bleiben?
(EP)