Ein lokales soziales Netz ist nicht von ganz oben aufsetzbar, sondern müsste von unten, von und mit den Menschen bzw. Interessenten, mit den ansässigen Vereinen und Institutionen, Initiativen und Projekt-Gruppen aufgezogen werden. Es hätte viel in Sachen Internet-Bildung zu leisten und müsste einen quasi-öffentlich rechtlichen Charakter haben: frei vom Streben nach Profit, ohne Wachstumszwang, einzig den Anliegen der Nutzer/innen verpflichtet und an diesen entlang weiter zu entwickeln. (schreibt Claudia Klinger, Link am Ende des Artikels)
Ich muss gestehen, dass mich das weitgehend unverständliche Technik-Geratsche der (mehrheitlichen) Männer in den Weiten des Weh-Weh-Weh traurig stimmt und weder technisch noch inhaltlich erreicht. Zu technikaffin, zu verliebt ins Digitale. Allerdings ist das Akronym „LSD“ längst durch Morphing zu etwas anderem geworden. In der Potsdamer Str. in Berlin-Schöneberg heißt jetzt „LSD“ sinngemäß „Love, Sex & Dreams“, dahinter steckt ein Erotikkaufhaus der billigen Art und Weise.
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The Zimmers – My Generation (via Youtube)
Aufbruch der „generation jetzt“: Alte Menschen rocken England, The Zimmers! Sie sind jetzt die „generation next“ und schaffen sich erstaunliche Freiräume, frei von alten Konventionen. Oma und Opa rocken!
Möglicherweise kommt jetzt die nächste Evolutionsschwelle und wir müssen „LSD“ zu etwas anderem uminterpretieren: zu „Local Social Digitizens“, also sinngemäß zu „lokalen, sozialen Digital-Persönlichkeiten“, bezirksnah erreichbaren Wutbürgern im System insgesamt und bemüht, sich lokal auf eine Weise zu vernetzen, die uns ein besseres Leben verspräche? Gemeint sind Überlegungen, wie sie -wie für gescheite Frauen üblich- von Claudia Klinger angestellt werden. Sie sagt:
Stell dir vor, es gäbe ein lokales, soziales Netz….
und bringt damit auf den Punkt, was wir hier in der Überschrift mit „LSN“ abgekürzt haben: das „local social network“.
Facebook und google+ sind weltweite Datenströme mit Timelines, Statusnachrichten, Posts und Pinnwänden von weltweiter Bedeutung. Wo aber, bitte, ist der praktische Nutzen für uns als Nachbarn, als Menschen, die ins Internet stets nur gehen, um Kosmopoliten zu werden? Zurück nach Berlin, zurück in den Stadtbezirk, in Plätze, Straßen und andere lokale Treffpunkte. Das beschreibt Claudia Klinger anhand von drei Beispielen, die recht einsichtig sind. Sie beschreibt Silvia, die Yoga machen will am Boxhagener Platz, Bernd, den Veganer, der kochen will und Anna, die Altenpflegerin, zu Besuch bei Frau K., 85 Jahre alt, Pflegestufe 1, Tablet-PC mit Internetanschluss.
Die drei Beispiele sind Gedankenspiele. Abwegig sind sie keineswegs. In Wirklichkeit sind sie vom realen Leben gar nicht so weit (mehr) entfernt. Diese Zeit wird kommen. Sie liegt in der ganz nahen Zukunft. Claudia Klinger vermutet sie im Jahre 2014, direkt in Berlin. Richtig ist, dass derartiges nicht „von oben“ herab verordnet bzw. verortet werden kann. Dazu müssten wir Menschen uns als User ändern. Wir müssten aufhören zu konsumieren. Also Computer anzuschalten, Apps zu installieren, Spielchen zu spielen, die Zeit totzuschlagen. Wir würden sie stattdessen kreativ nutzen, lokal zu agieren, urban zu wohnen und in unserer Gegend verhaftet zu bleiben, anstatt uns im Orbit zu verlieren.
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91 Jahre junge Drummerin – Allee Willis präsentiert „Hey Jerrie“ (via Youtube)
Um eine Bewegung in Gang zu setzen, an deren Ende „Omi und Opi“ noch zu Hause leben, wenn auch einer von beiden schon gestorben ist. Wo das „local social network“ zu einer funktionierenden Nahtstelle zur Außenwelt wird, aber nicht in England („My Generation“) oder in Amerika (Drumming Oma), sondern hier und jetzt und hier und im eigenen Stadtbezirk, am Platz, an der Straßenecke. „Tante-Emma-Internet“, sozusagen.
Ja, richtig. Alte Menschen sind eine mögliche Zielgruppe dieser digitalen Bewegung und Bildung am PC täte gut. Denn auch nicht ohne Gefahren gehen alte Leute ins Netz. In Wirklichkeit aber dürften die zu erschließenden Benutzergruppen wirklich sämtlichen Bevölkerungsgruppen entstammen. Natürlich ist die Zielgruppe, was man sonst mit „Bevölkerung“ beschreibt, in allen Jahrgängen ergebnisrepräsentativ.
Doch noch ist es nämlich nicht so weit, Claudia Klinger stellt wörtlich fest:
Weil es sich nämlich “nicht rechnet”, so etwas aufzubauen. Die paar Restaurants, Kneipen, Frisöre und Blumenläden, die den Kommerz im Kiez darstellen, haben nie und nimmer genug Werbegeld übrig, um für den Business-Plan eines ehrgeizigen StartUps interessant zu sein. Deshalb sind die schon existierenden Netzwerk-Angebote auch nur pseudo-lokal, nämlich “überall” nutzbar – und damit eben lokal nicht mehr wirklich nützlich, bzw. weitgehend inhaltsleer. (schreibt Claudia Klinger, Link unten)
Ja, das stimmt. Und weil Claudia Klinger da etwas sehr einfach, nachvollziehbar und erkenntnisgewinnmäßig aufgeschrieben hat, gibt es hier und heute diesen Linktipp von uns. Hat uns sehr gefreut. Stimmen wir zu. Ohne Vorbehalt.
- Linktipp: Stell Dir vor, es gäbe ein lokales, soziales Netz…. (von Claudia Klinger)
- LSD: Love, Sex & Dreams: Die Potse war niemals clean (auf mugshooting.de)
- Schräg: Allee Willis Blog
(EP)