3269/22 #Review – Vom Vierteilen der Menschen im Vierteiler

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Der international renommierte Dokumentarfilmregisseur Raoul Peck beleuchtet den engen Zusammenhang zwischen Rassenhierarchisierung und Völkermorden in der europäischen Geschichte: Ausgehend vom kolonialen Ursprung der Vereinigten Staaten von Amerika zeigt er, wie der Rassenbegriff mitsamt seinen dramatischen Folgen einen institutionellen Status erlangte. – schreibt ARTE TV (Link unten)

Um Einordnung bemüht: Dieser Vierteiler handelt vom Vierteilen von Menschen in vielen Jahrhunderten der Menschheitsgeschichte (#offtopic #fernsehgernsehtipp) – Unbedingt ansehen, es lässt einen nochmal über Tellerränder schauen und die Spezies Mensch „besser“ einordnen, sehr beeindruckend, filmisch gut, Wording spitze. #gesterngesehen

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* Arte TV Mediathek – Rottet die Bestien aus!

3268/22 #Review – Von der Wannseekonferenz #ZDFmediathek

Max Liebermann - Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte!

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Der Schrecken hat längst einen großen Namen, das weiß man ja. Es ist zweifelsohne Deutschlands dunkelste Dauernacht, die in jenen Jahren 1933 bis zum Mai 1945 wütete. Dann kam der Bolschewik und machte eine vermutlich gerechtere Nachkriegsordnung bereit, im Potsdamer Zusammmenwirken mit England, Frankreich und den Vereinigten Emiraten von Amerika. Diese enthielt rückblickend betrachtet Besserungs- und Demutzeiten für den Großkotz Deutschland und ging dann in ein wiedervereinigtes, besseres Deutschland über.

Nur dass jetzt schimmlige Sporen drüber wachsen, mittlerweile, das macht einem Sorge. Wenn Menschen heute blaue Fahnen wählen, eine fragwürdige „Alternative“, die ewiggestriges, beängstigendes Gedankengut abbildet, als wären wir nicht längst schlauer, gebildeter, gewiefter. Jede neue Generation sagt ja immer, früher war eben nichts besser, erst jetzt ist alles gut wie es ist. Und das ist neu: der beißende Konservatismus, die Rückwärtsgewandtheit, der Hass gegenüber Anderen, ein Glauben an Sonderrechte bestimmter (eigener) Ethnien, gedacht von „Stupid White Men“ – Man denkt, wenn man nachdenklich ist, in Deutschland 2022: So issus, Missus. So wenig aus der Vergangenheit gelernt haben wir doch noch nie. Man denkt so: Zuweilen.

In diese Zeit JETZT fallen ambitionierte Geschichtenerzähler, die nicht aufhören Geschichten von früher zu erzählen. Es ist gut so. Noch lang nicht gut genug, es reicht nicht, es müsste mehr erzählt werden. Wir haben die DDR-Geschichte verdrängt, Jüngere wissen nichts davon. Den Nationalsozialismus verdrängt. Heute darf jeder relativieren, weiß es eben nicht besser. JETZT Protestmärsche und es Spaziergänge bezeichnen. Heften sich welche gelbe Sterne an die Kleidung, schreiben „Ungeimpft“ drauf. Jana aus Kassel wird berühmt, weil sie sich fühlt wie Sophie Scholl, früher. Dumme, dumme Jana. Was für ein Sprachdurchfall doch herrscht. Anfang 1942 war Deutschland in Berlin am Großen Wannsee staubtrocken und zielorientiert. Adolf Eichmann erhielt Rückendeckung und Aktualisierung seiner Marschbefehle. Bereits erfolgreich umgesetzte Befehle und Aktionen dienten bereits als Unterfütterung künftiger Großvorhaben, die den Judenmord effektiver vorantreiben. Zuverlässig, gesamtdenkend, auf Erledigung bedacht: 11 Millionen Menschen eine Zielmarke. Dazu gibt es Cognac für die Sitzungsteilnehmer und ein Büfett.

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3267/22 #Review – Krieg der Träume 1918-1939 –

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ObACHT: In einem fulminanten Achtteiler ist in der ARTE.TV-Mediatek der Krieg der Träume 1918-1939 abzurufen. Es lohnt. – Krieg der Träume (Clash of Futures) ist die dokumentarische Dramaserie von Jan Peter und Gunnar Dedio (LOOKSfilm) und knüpft an 14 – Tagebücher des Ersten Weltkriegs (2014) an und schildert 13 persönliche Schicksale im Europa der Zwischenkriegszeit. Es handelt sich um eine europäische Ko-Produktion mit internationalen Partnern im Gedenkjahr zum 100. Jahrestag des Endes des Ersten Weltkriegs am 11. November 1918. (aus Wikipedia)

Der I. Weltkrieg ist vorbei, eine Union von sozialistischen Sowjetrepubliken in Entstehung, in Compiègne (Frankreich) werden Verhandlungen im Wald geführt, die nicht Verhandlungen sind. Die halbe Welt ist daran beteiligt, am Ende muss die deutsche Delegation unterschreiben. Sie tun, egal was drin steht. Beteiligte an der als Schmach empfundenen Verhandlung über Reparationen, Einschränkung und Abrüstung Deutschlands werden später als vermeintliche Vaterlandsverräter ermordet. Eine deutschnationale Widerstandsbewegung gegen das Versailler Diktat wird bald mehrheitlich in Deutschland Platz greifen. Einzelne Unterhändler der Sieger plagen ernsthafte Zweifel, ob ein solch vernichtender Vertrag Frieden auf Dauer schaffen kann? Da darf man ja mal Zweifel haben, sagen tut man es nicht.

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3263/21 #Video – Klaus Kinski im Porträt als Weltstar und Tyrann, der polarisiert


Klaus Kinski ZDF History „Weltstar und Tyrann“

Dumm gelaufen: Video wurde auf YouTube zwischenzeitlich entfernt.

Als Fitzcarraldo, Nosferatu oder Bösewicht: Klaus Kinski gilt als Ausnahmeerscheinung. Dabei inszenierte sich der deutsche Mime gern als Enfant terrible der Filmszene. Autor Uli Weidenbach geht in „ZDF-History“ dem Phänomen Klaus Kinski nach, spricht mit Familienangehörigen, Kollegen und engen Weggefährten und verfolgt Kinskis Geschichte. Dabei entdeckt er Ungereimtheiten in Kinskis Biografie. Ist alles der wirren Fantasie Kinskis entsprungen, oder ist etwas Wahres dran? Gern wurde er in Talkshows als Gast eingeladen, wo das Publikum fasziniert seinen Provokationen lauschte und Zeuge von legendären Wutausbrüchen wird. Doch was verschleierte er mit seinem Gebaren? Verbarg sich hinter dem künstlerischen Genie ein Krimineller? Seine älteste Tochter Pola erhebt schwere Vorwürfe, berichtet, von ihrem Vater sexuell missbraucht worden zu sein. ZDF-History erzählt die Geschichte und beleuchtet die Abgründe des Menschen Klaus Kinski.

Auf einer früheren Bestsellerliste steht „Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund“ lange Zeit auf Platz 1. Viele Jahre später steht „Kindermund“ der Tochter von Klaus Kinski ebenfalls gut im Verkaufsregal und macht Schlagzeilen. Klaus Kinski ist die Reinkarnation eines unbegreiflichen Wahnsinns und polarisiert.

Ein schrecklicher Charakter.
Alles dreht sich um ihn.

Pola sagt: Ich mache mich auf den Weg, meine Seele zu suchen.
(aus „Kindermund“, Inselverlag 2013)

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* Klaus Kinski: Ich bin kein Schauspieler

3255/19 #HIStory: Exzerpt „In Berlin in Stellung“ – Violet Schulz – Dienstmädchen im Berlin der Jahrhundertwende (Berliner Geschichte(n))

Exzerpt "In Berlin in Stellung" - Violet Schulz - Dienstmädchen im Berlin der Jahrhundertwende (Berliner Geschichte(n)), Edition Hentrich (1. Auflage 1989)

Exzerpt „In Berlin in Stellung“ – Violet Schulz – Dienstmädchen im Berlin der Jahrhundertwende (Berliner Geschichte(n)), Edition Hentrich (1. Auflage 1989)
(Für größere Ansicht aufs Bild klicken.)

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Viele schieben zwar heute Dienst, Mädchen. Aber: Im Allgemeinen gibt es heute viel weniger Dienstmädchen.

Als es noch welche gab, hat das Gesinde durchaus Spuren in der Architekturlandschaft in Berlin hinterlassen. Dieser Ausriss belegt die Dimension und die Bedeutung von gutem Hauspersonal. Wie heute. Nur ganz anders.

Das Dienstmädchen war ganz dichte beigeordnet. In einem schmalen Schlauch, das war schon Luxus, hinten an der Küche dran.
Die billigere Variante war der in der Diele eingezogene Hängeboden, auf dem zu schlafen der Magd gut tat.
Wenigstens ein Dach über dem Kopf.

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* Das so genannte Dienstmädchenprivileg – Erläuterung

3267/18: HIStory: Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens (1922) – Wieviel Erdbeereise müssen wir noch essen?


Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens (1922) – digital optimiert

Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens ist ein deutscher Spielfilm aus dem Jahr 1922 von Friedrich Wilhelm Murnau in fünf Akten. Der Stummfilm ist eine – nicht autorisierte – Adaption von Bram Stokers Roman Dracula und erzählt die Geschichte des Grafen Orlok, eines Vampirs aus den Karpaten, der in Liebe zur schönen Ellen entbrennt und Schrecken über ihre Heimatstadt Wisborg bringt. Nosferatu gilt als einer der ersten Vertreter des Horrorfilms und übte mit seiner visuellen Gestaltung einen großen Einfluss auf das Genre aus. Zugleich gilt das Werk mit seiner dämonischen Hauptfigur und seiner traumartigen, gequälte Seelenzustände spiegelnden Inszenierung als eines der wichtigsten Werke des Kinos der Weimarer Republik. Der Film sollte nach einem verlorenen Urheberrechtsstreit 1925 vernichtet werden, überlebte aber in unzähligen Schnittversionen und ist heute in mehreren restaurierten Fassungen verfügbar. Quelle: Wikipedia Lizenz Originalversion: http://creativecommons.org/publicdoma… Digitale Nachbearbeitung: Dirk Berns Multimedia http://www.dirk-berns.de

Überschäumender Bordelaise, feinste Sahne Fischfilet. Gegen die Mitteilsamkeit des Internets ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Wenn nun auch Angela Merkel ankündigt, bald nicht mehr zur Ausstaffage der Bundesrepublik Deutschland zu gehören, nach der Wahl in Hessen, so nimmt doch der Fluch der Vergangenheit hier heimelige, ja saumselige Fahrt auf. Viel Spaß damit.

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Jan-Philipp Theodor Freiherr von Schneidezahn

3242/18: HIStory: Wie man das Spülwasser Hofclosets mit Desinfectionsstoffen schwängert – Geschichte in Augenblicken

Am 24. November 1878 wird von der Bauaufsicht moniert, dass die Wasserclosets in den Rinnstein entwässern. “Diese sanitätspolizeilich bedenklichen … Anlagen können fernerhin
nur noch geduldet werden, wenn alsbald eine Einrichtung geschaffen … wird, welche das den Closets zufließende Spülwasser von einer Centralstelle des Hauses aus mit Desinfectionsstoffen schwängert und dadurch die in den Rinnstein gelangenden flüssigen Abgänge qu. unschädlich macht.” (Königliches Polizei=Präsidium, 2.11.1878) In einer Frist von vier Wochen hat der Eigentümer einen Nachweis zu erbringen, dass diese Art der Fäkalienentwässerung abgestellt wird, da sonst die “Schließung und Unbrauchbarmachung der Wasserclosets” erfolge. Aus dem Bericht über die Akteneinsichtnahme bei der königlich-preussischen Bauaufsichtskammer zu Berlin-Kreuzberg

Und nein, das stimmt so nicht. Akteneinsicht erfolgte 2006 aus beruflichem Interesse der WEG-Verwalterin eines Mehrfamilienhauses in Berlin-Kreuzberg an sagen wir prominenter Adresse. Aber die Formulierungen sind schon dufte. Apropos dufte: Man möchte sich die dortige Gerüchtequiche nicht wirklich vorstellen. Amüsierendes Amüsemang könnte der Berliner hier ortstypisch dichten, oder aber: Die Sache stinkt zum Himmel. Die Sache ging so aus:

Am 24. Juni 1879 wird der Einbau des Friedrich’schen Patents für Desinfectionsverfahrens mit Central Rührapparat und Staugruben-System aktenkundig. Die Änderung der Ausführung der Closets nimmt die Firma Max Friedrich, Bureau für Desinfectionsanlagen, dann im Juni 1879 vor.

Dass die Firma so noch existiert, steht nicht zu vermuten, die notwendige Anfrage nach der neuen europäischen Datenschutz-Grundverordnung wurde daher vorsorglich nicht veranlasst. Aber das Haus steht heute noch. Und wird so gut als möglich verwaltet. Kannste glauben.

Der Innenhofberichterstatter
Blogwart, Hogwarth

3228/18: HIStory: Trailer zu „Quartett im Bett“ – Mit Insterburg & Co. – Ein Ausflug in das Jahr 1968


Trailer „Quartett im Bett“

Buch und Regie: Ulrich Schamoni Spielfilm | 1968 | 88 Minuten | 35 mm | S/W mehr zum Film: http://www.schamoni.de/filme/filmlist… den kompletten Film ansehen: https://www.alleskino.de/filme/spielf… Musik und Liedertexte: Ingo Insterburg Produktion: Peter Schamoni Filmproduktion mit Karl Dall, Ingo Insterburg, den Jacob Sisters (Johanna, Rosi, Eva, Hannelore), Jürgen Barz u. a. West-Berlin, Sommer 1968. Das Lebensgefühl der Zeit anhand (mindestens) dreier unterschiedlicher Quartetts: Durch die Hinterhöfe Kreuzbergs ziehen die anarchischen Blödenbarden von „Insterburg & Co.“ und vertreiben sich die Zeit mit Ulk-Gedichten, selbstgebastelten Instrumenten und ihren Gespielinnen. In den Luxushotels gastieren als internationale Showstars die quirligen Jacob Sisters mit ihren vier Pudeln. Und das Postkarten-Berlin bekommen vier Ölscheichs vorgeführt, die gerade auf Staatsbesuch sind. www.schamoni-film.de

Flughafen Tempelhof in Berlin. Aus der soeben gelandeten Maschine steigen vier süße, blondmähnige Mädchen aus, sich gleichend wie ein Ei dem anderen, und nicht nur in der Kleidung. Jede trägt einen ebenso süßen weißen Zwergpudel auf dem Arm. Pressefotografen drängeln sich heran, Fragen und Blumensträuße prasseln durcheinander, ein wohlbeleibter junger Mann feuert die Mädchen an, die darauf sofort einen flotten Song anstimmen. Das singende Mädchen-Quartett aus Sachsen, die vier Jacob Sisters, haben ihren gelungenen Auftritt.

Ein anderes Quartett kommt mit etwas hilflosem Staunen hinter dunklen Sonnenbrillen die Gangway des Flugzeugs herabgeschritten. Körper und Köpfe mit wallenden Tüchern verhüllt, weisen sie sich unweigerlich als Araber aus. Und da geht auch schon ein Senatsbeamter festen Schrittes auf sie zu und sagt ihnen ein herzliches „Willkommen in dieser Stadt“ auf.
Eine enge, verräucherte Kneipe mit einem noch engeren Bühnenprovisorium, auf dem vier bärtige, langhaarige Männer melancholisch-absurde Moritaten über die kleinen Glücks- und Zufälle des alltäglichen Lebens zur Gitarre und manchmal auch zur Geige singen. Auf den Kneipenbänken wird bei schummrigem Kerzenlicht gefummelt, Pärchen halten sich umschlungen und küssen sich. Nur hin und wieder riskieren sie Auge und Ohr für die kleine Bühne, auf der das Quartett „Insterburg & Co.“ seine poetischen Lieder singt.

Zwei Gesichter West-Berlins im Jahre 1968: Der dem modernen Wohnungsbau huldigende Teil des Establishment, das von Bonn zu einem Fetisch herabstilisierte Berlin – und das andere, das wahre Berlin, das man heute fast nur noch in Kreuzberg findet, jenem Stadt-Viertel, in dem jeder jeden kennt und jeder den anderen respektiert, wo der Weg zum Nachbarn nicht erst gesucht werden muss. Hier existiert noch wirkliches Leben jenseits der Anonymität unserer Großstädte. Ein Leben freilich, das irgendwie in den zwanziger Jahren steckengeblieben ist, aber der Charme und die spezifischen Eigenarten dieser Zeit haben auch heute noch ihre Gültigkeit. Und dieser Charme, der voller Romantik und Melancholie ist, der aber auch die leise Ironie kennt, dieser Charme ist es, der am Ende des Films „Quartett im Bett“ den Sieg davonträgt…

(Handlungsbeschreibung: alleskino.de, verlinkt am 05.02.18 – oben)
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