1210/11: Report Instandhaltung: Willi will´s wissen und wer zu sehr auf der Oberfläche surft…

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DAS ERSTE strahlt regelmäßig eine Fernsehsendung namens „Willi will´s wissen“ aus, der Titel ist Programm. Denn Willi ist der Moderator der Sendung und lässt sich gern von den Anderen die Welt erklären. Es gibt eine Menge Fragen und ein jeder schaue bitte über seinen eigenen Tellerrand, was sich mit der Anzahl der Lebensjahre mit Sicherheit verändert, das ist zumindest die Erkenntnis, wie wenig man wirklich aus anderen Bereichen des Lebens weiß. So auch, was ein keramisches Handwaschbecken als Küchenspüle betrifft. Es kam, wie man selbst, in die Jahre und im Unterschied zur menschlichen Hautoberfläche hat Keramik die Eigenschaft bei auftretenden thermischen oder feuchtigkeitsbedingten Spannungen zu bersten. Manchmal entstehen auf diese Weise auf dem Fußboden des Spülbeckens so starke Risse, dass eine Art Abdichtung nichts mehr bringt. Wir leben in der Wegwerfgesellschaft, also weg damit und ein neues bestellt. Damit fängt das Problem schon an.

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Draufsicht auf Handwaschbecken

Draufsicht auf Handwaschbecken

In der Sendung von „Willi will´s wissen“ vom 07.05.2011 erfahren wir nun -erstaunlicherweise-, dass die Wikinger good old Dänemark auch auf dem Land bewohnten. Sie waren nicht nur Fischfänger, Seeleute und wilde Barbaren mit roten bzw. blonden Bärten, so dicht wie Mineraldämmwolle. Nein, sie waren auch als Bauern, Landleute tätig und bestellten Felder. Willi wollte das wissen.

Wir wollten wissen, wie ein keramisches Spülbecken in einer Bosch-Einbauküche (eingebaut Mitte der Neunziger) durch ein neueres zu ersetzen ist, das vorzugsweise aus anderem Material besteht. Das Problem, wie oft: Bosch ist eine Marke und übrigens auch nicht gerade billig, es handelt sich bei dem Handspülbecken nicht um einen „mainstream“-Artikel, das sieht nach einem ganz besonderen Modell aus. Wie Karl Lagerfeld bereits behauptete, ist ja Mode so hässlich, dass man sie alle halben Jahre wieder ändern muss. So kommen „Modelle“ in die Jahre und schon bald bezeichnet man sie als „vergriffen“, was nicht bedeutet, dass man sich an ihnen vergriffen hätte, sie also angetatscht hat, sondern dass man sie nicht mehr nachkaufen kann. Langfristige Modellpolitik? Pustekuchen.

Sicher, man konnte den Trabbi jahrzehntelang nachbestellen, aber dann brach die DDR und mit ihr die Sachsenwerke Zwickau zusammen und nun? Nix Trabbi. So muss man sich die Küchenspüle in der Bosch-Einbauküche daher ebenfalls als Oldtimer vorstellen und ein vergleichbares Modell zu beschaffen, das erscheint uns als ein ganz und gar aussichtsloses Unterfangen. Der Haustechnikdetektiv muss also umfassende Recherchen anstellen.

  • Die in eine Arbeitsplatte eingeschnittene, eingepasste, alte Küchenspüle von oben anzusehen, erweist sich im Nachhinein als zu oberflächlich gedacht, im besten Sinne des Wortes. Denn die Küchenspüle, so lernen wir, ist eine mit „erhabener“ Auflage, sie ist also  nicht streng formativ in eine vorher angefertigte Ausschnittsöffnung eingepasst, wo sie nun perfekt hineinpasste und die eingeschnittene Öffnung liegt nicht offen sichtbar obenauf.

Die Wikinger, weiß Willi nun, bereiteten Feuer aus Zunder und Feuerstein, wobei Zunder eine Pilzart ist, die auf Birken und Buchen wächst, Streichhölzer gab´s noch nicht. Die Wikinger trugen als Zeichen ihrer Freiheit lange Haare, behauptet ein Wikinger-Sachverständiger Willi gegenüber und einen dichten Vollbart. Aber letzterer will Reinhard, dem Sachverständigen für Wikingerfragen, nicht wachsen. Also belässt er es bei den langen, inzwischen ergrauten Haaren. Hach, die Wikinger, das sind irgendwie die Indianer Dänemarks, wird deutlich.

Drunter geschaut: Küchenspüle von unten!

Drunter geschaut: Küchenspüle von unten!

Die Vermaßung auf der Oberfläche der Küchenspüle (vergleiche 1. Foto oben) ergibt folgende „Bestellmaße“:

hintere Seite (Kopfseite) ca. 1,30 m
vordere Seite (Fußseite) ca. 0,50 m
rechter Schenkel ca. 53-54 cm
linker Schenkel ca. 53-54 cm
Ausgussbecken von unten (Einbau unten) ca. 38 cm
Ausgussbecken von oben (innen gemessen) ca. 35 cm
Ausgussbecken Kopfseite (innen gemessen) ca. 50 cm

Das alles sieht furchtbar kompliziert aus, finden wir. Das findet auch der beauftragte Installateur. Er leitet die Maße an den Sanitärgroßhandel weiter und lässt sich -vom Fachberater- letztlich zwei Handwaschbecken, diesmal in Edelstahl, anbieten, die zu diesen Maßen passen würden. Aber passen sie wirklich? Das klassische Risiko des Handwerkers, befürchtet er, liege darin, dass er den Angaben eines unkundigen Kunden vertraue und dann beim Austausch der alten gegen die neue Spüle Messfehler offenbar werden und alles lässt sich nicht mehr vernünftig einbauen. Er übersendet die Produktdatenblätter an den Kunden und bittet ihm um Bestätigung, welches der beiden Handwaschbecken in Frage käme, insbesondere auch hinsichtlich der erforderlichen Einbaumaße.

Eine neue Spüle in einen alten Ausschnitt (ausgesägtes Paßloch) einzubauen, stellt demnach kein Problem dar, solange die neue Spüle passt, dann ist es am besten. Wenn der Ausschnitt zu groß ist, geht gar nichts, dann sind umfassende Umbauten erforderlich. Ist der Ausschnitt zu klein, kann man ihn mit noch vergleichsweise vertretbaren Mitteln anpassen, also vergrößern. Schließlich und das ist das Überraschende, ist alles viel, viel einfacher als oben skizziert. Denn ein Blick „wie ein Automechaniker“, also runter auf den Boden, auf dem Rücken liegend, Kopf unter die Spüle macht schließlich deutlich:

  • Der Schrank, in den die Spüle eingebaut ist, ist ein 60 cm-Standard-Einbauschrank. Ganz einfach.
  • Von unten abgenommen ergibt sich ein Einbaumaß von ca. 58 cm Breite und 51 cm Tiefe.
  • Was vorher (siehe 2. Foto oben) bei dem „alten Modell“ zu berücksichtigen war, hatte der Tischler seinerzeit in die seitlichen Unterschrankwände passend eingesägt. Es war der besonderen Form geschuldet.
  • Im Grunde genommen lässt sich nun, das ist das Ergebnis, einfach eine nahezu quadratische Spülbeckenform in diesen Abmaßen wählen.
  • Vorher muss der „Sanitäter“ noch das alte Becken einmal vorsichtig abschrauben und -sicherheitshalber- unter die „Erhabene Umrandung“ des alten Handwaschbeckens schauen. Alle Zeichen deuten darauf hin, dass lediglich nur ein quadratischer Ausschnitt vorhanden war.
Spülenunterschrank (Skizze)

Spülenunterschrank (Skizze)

Die Dinge können noch so kompliziert aussehen, manchmal sind sie erst auf den zweiten Blick ganz einfach.

Ein Gedanke zu „1210/11: Report Instandhaltung: Willi will´s wissen und wer zu sehr auf der Oberfläche surft…

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