618/2010: Lied des Tages: Das bisschen Haushalt (Johanna von Koczian) macht sich nicht allein….

Moderne Haushaltsführung

Moderne Haushaltsführung


Johanna von Koczian – Das bisschen Haushalt (1977) via Youtube

 Ich habe mir den Schaden im Erker/ Wintergarten/ in der Whng. Frau Han (*) am 28.01.10 angesehen und dabei festgestellt, daß sie vor allem über das auf der ungedämmten Decke des Wintergartens anfallende Kondenswasser klagt.“ (Zitat Email Handwerker vom 02.02.2010) (*) Name geändert (die Redaktion)

Dass ein derartiges Lied heutzutage ähnlich erfolgreich sein könnte, kann als fraglich gelten. Im gezeigten Video (Hitparade 1977) sitzen in den vorderen Zuschauerreihen auch Udo Jürgens und Roland Kaiser, beide noch erheblich jünger. Man hat im Übrigen nicht den Eindruck, als wäre der Song mit Chartnotierung aus den Siebzigern eine Art Geheimtipp aus deren Leben, wie sich die beiden männlichen Schlagerantipoden vorstellen, über Frauen zu denken. Beide galten von jeher als interessiert am weiblichen Geschlecht, aber nicht aus Gründen einer guten Haushaltsführung durch (Kopftuch-)Frauen, wie Johanna von Koczian sie als ‚Heimchen am Herd‘ besingt. Die genauere Überprüfung des investigativen Videos von 1977 ergibt allerdings, dass auch Michael Holm (Tränen lügen nicht) herumsitzt. Roland Kaiser und Michael Holm wippen mit den Füssen zum Klang der Musik, oder auch zum Text, mit dem sie inhaltlich konform gehen? 1977 hat dieser Song etliche Hausfrauen zum vernehmbaren Nachsingen animiert, da war dieser Song eine Art erstes Aufbegehren von Hausfrauen aus der Bunten Republik Deutschland. Alice Schwarzer hätte diese Art leiser Sozialkritik, in einem Song verpackt, sicher als zu bürgerlich abgelehnt. Ganz ausgeschlossen indessen, dass ein derartiger Song 2010 auch wieder in die Hitparade käme.

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Seit 1977 ist viel passiert auf dem Gebiet der Sinnstiftung in Sachen Weiblichkeit. Die Arbeitsverteilung im Haushalt zwischen den Geschlechtern erscheint uns heute zwar noch als weit verbreitet, vor allem aber als überholt. Frauen sind heute berufstätiger als früher und Ursula von der Leyen hat an der Gleichberechtigung erziehender Eltern mit Einführung des Familiengeldes noch einmal geschraubt. Immer mehr Männer wechseln inzwischen gern für Jahre ins Metier der privaten Haushaltsführung. Die devote Unterordnung der Frau unter das, was ihr Mann zu ihr und über sie sagt, kann längst nicht mehr als Grundrecht der Männer verbucht werden. Frauen fordern zunehmend gleichberechtigte Arbeitsverteilung im Haushalt ein. Im Haushalt gibt es eine Menge nützliche Dinge zu tun.

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In diesen Tagen beschäftigt sich die Hausverwaltung immer wieder mit den Auswirkungen von kaltem oder nasskaltem Wetter in bewohnten (und unbewohnten) Wohnungen, auch aufgrund großer Temperaturunterschiede zwischen drinnen und draußen. Die Unterschiede können leicht 40 Grad Celsius betragen. Bis zur Schneeschmelze. In vielen Wohnungen zeigen sich jetzt u.a. Schimmelschäden. Schimmel folgt dem Teekesseleffekt: Zunächst bilden sich in beheizten Wohnräumen größere Mengen Kondenswasser an Außenwänden, an Fenstern und Glasflächen. Warme Luft zieht es zur kalten Luft hin. Die Fenster bleiben zu. Oder sie werden -vollkommen falsch- stundenlang auf Kippe gestellt. Das kostet Heizkosten. Allerdings schaffen es die Heizkörper kaum, für eine ausreichende Erwärmung der kalten, hereinströmenden Luft zu sorgen. Die Sache kippt um und der ganze Fenstersturz kühlt richtiggehend aus. Die warme Luft zirkuliert zum Fenster hin und sie streicht von oben am Außenwandixel erkaltend herunter und ins Freie.

Messiewohnung Foto 7/15 - Foto: Klaus Gotthal

Die aufgenommene Luftfeuchtigkeit bleibt gern an Aussenwänden und -fenstern zurück . Die Bewohner beklagen sich über Kondenswasserbildung. Und hier setzt der Verwalter naseweis an und fordert zunächst einmal: „Wenn du Kondenswasser in der Wohnung hast, dann kannst du eigentlich nichts Besseres machen, als dieses täglich mit einem Handtuch wegzuwischen, die entsprechenden Stellen trocken zu reiben.“ So schwer zu begreifen ist das eigentlich nicht. Dass sich Kondenswasser bildet, ist manchmal schlicht nicht zu ändern. Wer eine Wohnung wie beispielsweise diese bewohnt, muss das Argument mangelnder Haushaltsführung gegen sich gelten lassen. Noch schlimmer: diese Wohnung in Berlin-Kreuzberg (Fotoserie: 15 Fotos). Wo du wohnst, das musst du dir vergegenwärtigen, gibt es bautechnisch bedingt, durchaus und insbesondere bei sehr tiefen Außentemperaturen, Nebenwirkungen, die auf keiner Packungsbeilage zur Wohnung beschrieben wurden. Unterlässt der Bewohner die tägliche Sorgfalt und Pflege, lässt sich in der Luft umherfliegender Schwarzschimmel (Bildersuche google) gern auf besonders attraktiven Untergründen nieder. Dazu gehören beispielsweise an Außenfenstern die Dichtungen in den Fensterixeln. Aber auch im Duschbad im Bereich der Fliesenixel. Was ein Ixel ist, erklärt uns diese Antwort im Netz.

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Das bisschen Haushalt, das gehört teils abgewischt mit einem Handtuch. Es gehört gepflegt, gewienert und gebohnert, je nach gewissenhafter Pflegeüberlegung. Mit diesem leicht zu befolgenden Pflegetipp wird es schon spürbar besser in puncto Wohnqualität. Gemeint sind hier nicht Baumängel als verursachende Faktoren. Solche gibt es natürlich auch. Nur die Tendenz, sich zuallererst beim Verwalter über solche Kondenswasserbildungen beschweren zu wollen und nicht als erstes das eigene Bewohnerverhalten einmal kritisch zu reflektieren, das kann man in vielen geschilderten Fällen erst einmal als zweitrangig ansehen. Mit einer Thermografie nach Ursachen zu suchen, warum in Wohnungen Schwitzwasser gebildet wird, erscheint einem zumindest zuallererst als nicht ganz naheliegend.

Zuallererst kommt der Bewohner selbst, sich zu kümmern. Und erst wenn derartige gewissenhafte Pflegetipps auch nachvollziehbar eingehalten werden und sich trotz alledem nichts ändert, kann man tiefer gehen. Um daher mit einem in diesem Schlager führenden, männlichen Irrtum aufzuräumen: jedes bisschen Haushalt macht sich keineswegs von allein. Man muss sich jeden Tag aufs Neue darum kümmern. Männlein und Weiblein!

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Weiterführend

Johanna von Koczian (wikipedia)