Was ist eigentlich ein ‚Spiritus rector‘? im Zusammenhang mit Verfahren?

Keep it under control!

Bei der sehr geschätzten Wikipedia-Enzyklopädie heißt es dazu wörtlich:

Zitat Spiritus Rector („führender, lenkender Geist“, wörtlich der „Geist als Führer“) ist ein lateinischer Phraseologismus und bezeichnet eine Person, von der sich eine Gemeinschaft, in seltenerer Verwendung des Ausdrucks auch ein Individuum, geistig leiten lässt.

Je nach Zusammenhang kann damit eine Führungsrolle in religiösen, weltanschaulichen, politischen, künstlerischen oder sonstigen Fragen gemeint sein, die sich nicht bzw. weniger aus einem besonderen Amt, sondern vor allem aus der Anerkenntnis der besonderen geistig-intellektuellen Fähigkeiten der betreffenden Person ergibt.

Wir entnehmen dieser Beschreibung eine positive Bedeutung. Wir haben diese Bezeichnung aber in der letzten Zeit immer nur negativ besetzt gelesen, als gäbe es eine Berechtigung, einen „Spiritus rector“ (Sr) als etwas negatives hinzustellen. In ein paar Verfahren wird er -der Sr- als Metapher für etwas Böses verwendet, dass sich die übrigen Beteiligten zu Unterjochten macht, die daher keinen eigenen Willen mehr besitzen. Wie oft ist der Begriff gefallen und nun stellen wir fest, es ist ein überaus positiv besetzter Begriff: die geistige Führung entstamme einem Anerkenntnis

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besonderer geistig-intellektueller Fähigkeiten derjenigen Person, die sich als Sr einer Sache betätige. Obwohl der Gedanke auch irgendwie abstrus ist: im betreffenden Fall hat ein Mensch die Führung von wohnungseigentums-rechtlichen Streitigkeiten übernommen, weil er hierzu die ausreichenden Kenntnisse besitzt. Die weiteren Beteiligten benützen daher offenbar den Sr als Lenker, der sich in ihrem Sinne betätigt.

Offenbar ist eins dafür maßgeblich: Vertrauen. Der fortgesetzt negativ besetzte Begriff Sr als Verdeutlichung an das Gericht, schau dahin, es ist nicht das, was die übrigen Beteiligten wollen, es ist alles nur das, was der Sr sich in seinem kranken Gehirn ausgedacht hat, ist daher in Wahrheit nichts anderes als eine Anerkennung des Gegners, das bestimmte Verfahren einfach nicht ganz leicht erfolgreich zu führen sind, wenn sie von einem heimlichen Weingeist, dem Sr, geführt werden. Dass das dem Rechtsanwalt der Gegenseite in diesen Fällen nicht auffällt? Er würde den Begriff vermutlich viel durchdachter benützen, also vermutlich eher nicht. Denn es hat sicher seine Berechtigung, wenn ein Verband von Interessierten einer bestimmten Verfahrensrichtung sich einen Sr zulegt, der willens und sogar in der Lage ist, sachgerecht zu einem Ziel beizutragen. Jedenfalls ist daran auch nichts unredlich, und wer was anderes behauptet, redet Quark.

Es macht Sinn, einen Sr nicht als fehlgeleiteten, wirren Kopf zu verstehen, sondern als einen Lenker von empfindsamen, denkenden und fühlenden Menschen, die ihrerseits eigene Gedanken haben, die wertvoll sind. Positiv gesagt, ist daher ein Sr ein mindestens verständiger Lenker, und genau das Gegenteil von einem Guru, dem eine tumbe, dumme Masse von intellektuell zurückgebliebenen Schafen blindlings folgt. Zwar will derjenige, der einen Sr beklagt eigentlich meinen, er habe es mit einem Guru zu tun, aber selbst diese Bezeichnung ist angesichts des Tatsächlichen vollkommen fehl am Platze. Denn Gurus sind spirituelle Lehrer und auch dieser Begriff ist nur bei Unwissenden negativ besetzt. Denn eigentlich wollen Menschen wie diese einen Sr anklagen, den sie als Guru missinterpretieren und in Wirklichkeit als eine Art Sektenführer einer blindlings folgenden Masse von Lemmingen sehen möchten.  In all dem liegt wenig Respekt vor anderer Leute Auffassung und persönlichen Grenzen.

Irgendein Hirni schrieb diesen Begriff Sr neulich in einen Brief an eine auf dem Fachgebiet Wohnungseigentum äußerst renommierte Anwaltskanzlei. Er hat ihn nicht verstanden, nachgeplappert, auch wenn er in fremden Gebieten schnüffelte und den Begriff -wiederum- als Feindbild anstatt als positive Deutung missbrauchte. Wäre mit Sr also Guru gemeint oder gar Sektenführer, dann okay, wäre das das, was eigentlich mit der ständigen, falschen Benützung des Wortes Sr eigentlich ausgesagt werden sollte.

Positiv denken zu können, bedeutet aber, dass es sinnlos ist, einen „Spiritus rector“ irgendwelcher Verfehlungen anzuklagen. Es gebietet der Respekt vor der richtigen Benutzung dieses Begriffs, ihn positiv auszulegen. Es sei denn, der heute bei Wikipedia vorgefundene Beitrag zum Thema ist unvollständig und muss daher noch -in eine ganz andere Richtung- ausgelegt werden. Warten wir das ab und beobachten den Eintrag. 

Wir halten fest: Die Verwendung solch eines positiven Begriffs in einem negativen Kontext ist weitgehend sinnlos und lenkt lediglich von der Sache und guten eigenen Argumenten ab. Wieder was dazugelernt.

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