1713/13: Positionen: Vom Finanzanlagekonzept „NULL“

Positionen

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Finanzanlagekonzept NULL bezeichnet den gegenwärtigen Zustand am europäischen Geldmarkt. Verzinsung gleich Null, Idee, etwas besser verzinslich anzulegen: Ergebnisgenullt. Der Finanzmarkt ist eingelullt in Bedeutungslosigkeit. Eine Zustandsbeschreibung von Wohnungseigentümerverwaltung, diesbezüglich dessen….

Wir Hausverwalter sind Sachverwalter fremden Vermögens. Aber sind wir auch unvermögend? Wissen also vielleicht, wie man eine richtige Wohngeldabrechnung macht, aber nicht Bescheid am liquiden Geldmarkt? Manchmal glaubt man das.

In jeder WEG gibt es einen, der hat mehr wirtschaftlichen Sachverstand als man selbst und tut es kund. „Wir sollten mal einen Teil der Instandhaltungsrücklage, den wir kurz- und mittelfristig nicht benötigen, anlegen,“ sagt er auf der Versammlung. Das finden alle gut. Endlich einer, der sich Gedanken macht. Dass das Geld vom Verwalter nicht so gut verwahrt werden könne, wie von den Wohnungseigentümern selbst, höre ich oft auf Versammlungen. Meist geht dem voraus, dass ich selbst pflichtschuldigst über die „derzeit drögen Finanzmärkte“ fabuliere und gelangweilt und routiniert zum Besten gebe, die Instandhaltungsrücklage sei zwar „sicher“ (geflügeltes Wort von Merkel) aber uninteressant verzinst derzeit. Deswegen hat auch Hr. Müller aus Dahlem das Wort ergriffen und gesagt, da kümmern wir uns jetzt mal drum.

Besucherstatistik: 01-09.2012 - #Trends

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Anders als bei den Finanzmärkten gestalten sich die Zugriffe auf diese Website: Sie bewegen sich kontinuierlich auf einem hohen, langsam aber stetig wachsenden Niveau. In Erinnerung geblieben ist uns aber die „schnöselige Antwort“ eines jungen Mitarbeiters bei einer Deutschen-Bank-Filiale in Berlin-Lichterfelde auf die Frage, wann er eine konkrete Sache abarbeite: Er hätte dieses gerade nicht gekonnt wegen „der turbulenten Finanzmärkte“ zurzeit.

Sein erster Vorstoß als neu hinzu gewähltes Verwaltungsbeiratsmitglied indessen verläuft nach der Versammlung gleich ins Leere. Die Direktbank „Capital Consors“ teilt auf Anfrage mit, für Wohnungseigentümergemeinschaften sei man derzeit aus geschäftspolitischen Gründen nicht in der Lage, interessante, besserverzinsliche Geldanlagen zu präsentieren. Es geht um 50.000,- EUR, einen Teil der gesamten Rücklage, der höherverzinslich angelegt werden solle.

Dies teilt als bereits abgegrastes Wissen die Verwalterin sowieso seit längerem. Sie wusste es auch schon, als die Versammlung stattfand. Sie hat es nur nicht gesagt. Warum?

In vielen Eigentümerversammlungen sind ehrgeizigen Bemühungen an der Tagesordnung. Immer wieder geht es auch darum, den anderen zu vermitteln, mit der derzeitigen Verwaltung laufe es nicht zum Besten. Und dies ist so ein ganz entscheidender Punkt: Wenn die Verwaltung das Geld nicht gut anlege, sei sie eben schlecht.

Das kann man gleich entgegnen. Oder den Mund halten. Die Sache aufnehmen und „ja“ sagen und „genau, machen wir so“. Ab heute sind wir eine finanzaktive Brokerei auf den internationalen Finanzmärkten. Das dürfen wir zwar gar nicht: Anlagen von Wohnungseigentümergemeinschaften müssen -nicht sollten- „mündelsicher“ sein, also vor wirtschaftlichen Kursschwankungen sicher. Spekulative Anlageobjekte scheiden aus. Damit sind wir im Bereich „unter 1% Verzinsung“, derzeit.

Am Ende dieser nun sechs Monate andauernden Finanzmarktrecherche, die erneut keine neuen fundamental sensationellen Erkenntnisse über aktuelle Anlagestrategien zutage brachte, entschließt sich die Verwalterin schweren Herzens zu folgender Abschlussemail an die neugewählten Verwaltungsbeiratsmitglieder dieser kleinen Wohnanlage:

Lieber Beirat! Ich habe dazu vor zwei Wochen am Freitag mit unserem Bankbetreuer Herrn Sams (* geändert), Commerzbank, telefoniert und im Ergebnis folgendes festgestellt: Der Kapitalmarkt ist seit einiger Zeit so „runter“, dass es eine vernünftige Anlagestrategie für diesen Kleinbetrag eigentlich gar nicht gibt. Jedenfalls bietet die Commerzbank einen solchen nicht an. Nachdem auch Capital Consors und Direktbanken ausscheiden, schlage ich vor, dieses Thema wg. mangelnder Wirtschaftlichkeit von ständigen Marktrecherchen definitiv nicht weiter zu verfolgen. Wenn wir mal mit Bleistift nachrechnen, kommt kein signifikanter „Wirtschaftserfolg“ dabei heraus. Ich schlage vor, den Beschluss zurückzunehmen.

Richtig: Das hätte man denen auch gleich sagen können. Da aber die Stimmung am Abend der Versammlung dies nicht geboten erscheinen ließ, stecken zwischen Antwort und Abschluss einer von vornherein nicht richtigen, zielführenden Sache mehrere Monate. Und niemand kann sagen, man hätte sich keine Mühe gegeben.

Vielleicht fällt derartiges in einer weiteren Versammlung 2013 wieder jemand ein: Dann kommt es wieder genau darauf an. Das lehrt einen die Erfahrung.

Weiter arbeiten….

Ach so, Finanzwirtschaft: Wenn Ihr mündelsichere, risikoarme Bestanlagen von derzeit deutlich über 1% für Geldanlagen anbieten könnt, bitte sehr gern. Hier in den Kommentaren. Oder Kollegen mit Tipps? Gern. Wir lernen jeden Tag neu dazu. Wie alle, die auch hinsichtlich von Geldanlagestrategien „nur mit lauem Wasser kochen“, derzeit.

Weblotse

 (EP)

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