1686/13: Psychologie: Vom Vor- und vom Nachschussvertrauen

Psycho-Logik

Selten lebt man so ganz, im Hier und Jetzt:

Man bringt einem Menschen bei positiver Polung erst einmal ein gewisses Vorschussvertrauen entgegen. Dann verbringt man Lebenszeit mit ihm, hat Umgang.  Menschen verändern sich erst selbst und dann ihr Leben. Wer Kerben in die eigene Lebensachse schnitzt, bemerkt solche Veränderungen oft erst einmal nicht gleich, sofort. Eine Weile bringen wir, ohne Veränderungen zu bemerken, zunächst mit unseren Erinnerungen. Positiver Polung für jemanden. Menschen erinnern einen zuweilen an die gute, schöne, erinnerungswerte Vergangenheit mit ihnen. Aber ein Schnitt ist längst klammheimlich, leise erfolgt. Das Trennende überwiegt, irgend etwas, dass uns erst auf, und dann abstößt. Wir wollen Veränderungen erst einmal für längere Zeit nicht wahrhaben. Bis es gar nicht anders mehr geht. Erst dann werden wir „wieder klar“.

Es bedarf „klarer Momente“. In denen wir uns nun sicherer werden, ganz allmählich, dass dieser Mensch nicht mehr der ist, der er einst war. Er ist weitergezogen. Wir waren am gemeinsamen Ort verblieben, der uns Nähe, Nestwärme, Zutrauen brachte. Diesen vorübergehenden Zustand nenne ich Nachschussvertrauen, das Gegenteil von Vorschussvertrauen. Hausverwalter würden sagen, der Vorschuss dessen muss angemessen kalkuliert sein. Denn der Nachschuss ist die so genannte Abrechnungsspitze. Die wie ein Pfahl im blutigen Fleische steckt.

Parallelwelten 01.09

Parallelwelten 01.09

Vertragen versus Ertragen: Sich gegenseitig zu ertragen, sich also zumindest eine gewisse Zeit gut zu vertragen! #Momente

Alles bekommt nach einer gewissen Zuspitzung Risse, Falten. Dies ist der Moment der Erkenntnis: der Moment großer Klarheit. Du hast zu lange in deinen Erinnerungen geschwelgt. Sieh hin: Wir haben uns (innerlich) getrennt, seit längerem. Die Trennung ist überfällig. Sie ging längst vonstatten. Dieses Auto hat einen Platten.

Nimm es hin. Die Trennung ist die weitestgehende Form der Entzweiung. Das realistische Zurechtrücken eines für besonders gehaltenen Menschen auf seine wahre, veränderte und distanziertere Form ein Minus davon. Man läßt sich in Zukunft nicht mehr so aussaugen, benutzen. Erst ist der Zustand schmerzlich, dann tröstlich. Ungefähr so ist es. Wir wissen jetzt in großer Klarheit, wie es alles ist: Wir erinnern uns nach wie vor gern an unsere guten Erinnungen. Aber die Gegenwart hält Einzug. Hier und Jetzt: das ist nun die neue Realität, aus der man mit Stärke, Zuversicht und neuer Kraft die altgewordene Lähmung abschüttelt, die einen so lange im Würgegriff hatte. Neue Ufer!

2 Gedanken zu „1686/13: Psychologie: Vom Vor- und vom Nachschussvertrauen

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