1209/11: Berolinismen, einfach erklärt: Was ist der Unterschied zwischen einer Tulpen- und einer Gurkentruppe?

Berolinisch für Anfänger: Heinz Buschkowsky

Berolinisch für Anfänger: Heinz Buschkowsky

Das Berolinismus-Magazin gesichtspunkte.de hat sich gestern Abend und heute mit zwei weiteren wichtigen sprachlichen Unterscheidungen befasst. Wie die Überschrift verrät, ist zu unterscheiden:

  • Wenn sich in Berlin-Wilmersdorf eine Dame gereiften Alters davon zurückziehen möchte, die drei Blumenrabatten (Vorgärten) vor den drei Hauszugängen der Wohnanlage wie ein „eigen Gartenland“ gärtnerisch zu unterhalten, es regelmäßig zu gießen und zu hegen und zu pflegen, muss man eine „Tulpentruppe“ installieren. Hierbei handelt es sich um ein neu zu wählendes Gremium von Wohnungseigentümern, die mit der Absicht gewählt werden, fortan drei Rabatten gärtnerisch zu unterhalten. In der Regel ist diese Tätigkeit ehrenamtlich, allerdings dürfen die freiwillig Agierenden bei gewissenhafter Ausübung ihres Mandats eine gewisse Dankbarkeit der Übrigen erwarten. Ihrer Tätigkeit steht insbesondere nicht im Weg, dass andere Eigentümer derselben Anlage von Gartenarbeit wenig halten, auch wenn sie bspw. zugeben, inzwischen das Wässern mittels eines Gartenschlauchs erlernt zu haben. Von Bedeutung ist der Identifikationsfaktor der ehrenamtlich Tätigen dabei fürs Gemeinwohl aller übrigen Wohnungseigentümer.  #Nachgedanken einer Eigentümerversammlung
  • _seitentrenner Flugzeug

  • Wenn sich in Berlin-Zehlendorf die Müllmänner aufmachen, Papier, Verpackungs- und Restmüll von einer kleinen Müllplatzfläche direkt neben einem Doppelschwingtor aus Metall mit Torantrieb (Müllplatz) abzuholen, ganz zum Glück der Bewohner natürlich an drei unterschiedlichen Tagen und durch getrennt agierende Unternehmen (Stichwort: Diversifikation), dann sind diese ja eigentlich verpflichtet, die Tonne vom Müllplatz auf die Straße zu rollen, dort die Tonne in den mitgebrachten Wagen zu entleeren und dann die Tonne wieder so hinzustellen, wie sie vorher gestanden hat. Nicht in Ordnung ist es, wenn die Müllgefäße dann an einem völlig anderen Platz auf dem übrigens sonst anders genutzten Grundstück hingestellt werden. Das ist ein „error“ im Betriebssystem des konkreten Müllmanns, der sich nach einiger verstrichener Zeit zwischen Abholung, Entleerung und Wiederhinverbringung der Tonne nicht mehr so konkret an solche unwichtigen Details erinnern kann. Von einer „Gurkentruppe“ der Müllmänner spricht man aber dann, wenn diese die entleerten Mülltonnen dann wieder „ungefähr in die Nähe des Müllplatzes“ bringen und nicht wahrnehmen (können), dass das Doppelschwingtor aus Metall mit Torantrieb dadurch nicht mehr zu öffnen ist. Von einer noch „gurkigeren Gurkentruppe“ spricht man insbesondere dann, wenn die künftig im Weg des Doppelschwingtors stehende Mülltonne diejenige eines anderen Müllentsorgers ist, die prall gefüllt ist und damit so schwer, dass nun künftig nur noch starke Männer sie wieder an ihren Platz stellen können.
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    Tulpentruppen, das ist ein positiv besetzter Begriff.

    "Gurkentruppe" - Coppinski, zauberhaft!

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    Gurkentruppen, nun ja, das ist ein eher negativ besetzter Begriff. Hier wird inoffiziell häufig auf Besserung gehofft. Halten wir es mit den Griechen: Esst Tzaziki, ist Knoblauch drin (und auch Gurke) und soll gut sein. Eventuell gibt das ganz neue Gesichtspunkte, liebe Müllmänner und -frauen! Oder Spreewaldgurken, mit Abstand sehr gute grüne Gurken, von gemüsiger-fruchtiger Säure, also angesäuert. Ebenso wie man selbst, wenn man sich über Müllmänner ärgert, die so was verzapfen. Es muss einen Grund geben, warum da Männer tätig sind. Dass Männer immer nur an das Eine denken, wird so auf unzweifelhafte Weise sichtbar, im Übrigen: Frauen sehe ich eigentlich immer noch nicht!

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