683/2010: Viel Rauch um nichts: Premiuminhalte nicht realisiert – Yin und Yang im Ausgleich

Yin und Yang sind gesichtspunkte

Yin und Yang sind gesichtspunkte

‘Die Dinge sind dazu da, dass man sie benutzt, um das Leben zu gewinnen, und nicht, dass man das Leben benutzt, um die Dinge zu gewinnen.’ Laotse, chinesischer Philosoph

Dieser Beitrag handelt vom Prinzip Exklusivität (Stichwort: Premium) und dem einerseits in Verbindung mit dem andererseits (yin yang).

In Berlin-Wedding regt sich Unmut über die Qualität des Winterdienstes (nicht nur in Wedding). In der Not frisst der Teufel Fliegen. Ein dafür unzuständiger Hauswart spielt in purer Not „Operation schwarze Erde“, die wie verbrannt aussieht und streut schwarze Blumento-Pferde (sprich: Blumentopferde) in Berlin-Pankow über Gehwege und Rabatten aus

Operation Verbrannte Erde

Operation Verbrannte Erde

_seitentrenner Flugzeug

Mit Ärgerpunkten bei der lfd. Verwaltung eines Hauses gehen Bewohner und Bearbeiter von Bewohneranliegen unterschiedlich um. Letztere tun es möglichst professionell. Es geht darum, den Ärger zu erfahren, ihn auf den Punkt zu bringen und zu entscheiden, an welcher Stelle man wem gegenüber mächtig Dampf ablassen können darf. Nicht Laotse hat gesagt: „Alles ist relativ.“ Sondern ich. Nach längerem Nachdenken. Und dabei bin ich kein chinesischer Filosofisch. Aber zu jedem einen Senf beizusteuern, weiß ich. Geübt ist geübt. Niemand braucht hirnlose Jasager und Opportunisten um sich herum, wir brauchen fähige Kritiker, Menschen, die uns mit befruchtender Kritik wirklich weiterbringen. Menschen, die uns auf den Punkt genau sagen, was wichtig ist und was wir gut oder schlecht gemacht haben. Auch insofern: Yin und Yang.

Von Berlin-Pankow nach Berlin-Kreuzberg
Geübt ist geübt: Immer seinen Senf dazu gegeben!

Geübt ist geübt: Immer seinen Senf dazu gegeben!

Ich habe von Philosophie nur wenig Ahnung und habe die ganz Großen nie gelesen. Ich lebe und agiere mit einem gesunden Halbwissen, da mich Sprüche aus dem Alten Testament nicht sonderlich interessieren, nicht nur, die Tätigkeit, die ich ausübe, erfolgt im Hier und Jetzt und nicht im Alten Testament. Der  aramäische Schriftgelehrte Joseph schrieb Sprüche mit Zaubertinte aufs Papier, die in Wirklichkeit eine Spiegelschrift darstellt Das Papier ist seine Projektionsfläche und die Schrift spiegelt wider seinem Missetäter, aber eigentlich meint sie die eigene Tragik, denn der vermeintliche Missetäter ist nur Vollstrecker eigenen Verhaltens von Joseph, dem Schriftunkundigen, und die Spiegelschrift fällt zurück auf ihren Absender, der Eulen nach Athen trägt. Wer Wind sät, wird Sturm ernten und im Balkan nennen sie ihn Bora. Die menschliche Not, das menschliche Unbehagen, die Unzufriedenheit wiederspiegelt Josephs Unbehagen mit der Gesamtsituation im Hier und Jetzt, mit seiner totalen Unfähigkeit, mit der Gesamtsituation klarzukommen, mit drohender Festsetzung und dem kompletten Gesamtverlust aller „bürgerlichen Ehrenrechte„. Die drohende Abschiebung nach Gondwana hat nichts mit der chilenischen Reggaeband gleichen Namens zu tun, sondern mit dem Prähistorium. Nicht zurück in die Zukunft, sondern vorwärts in die Vergangenheit.

„Andere erkennen ist weise. Sich selbst erkennen ist Erleuchtung.“ – „Andere beherrschen erfordert Kraft. Sich selbst beherrschen fordert Stärke.“ (Laotse, Quelle hier)

Aus Berlin-Kreuzberg zurück nach Berlin-Wedding.

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In Berlin-Wedding ist es die Unzufriedenheit einer Hausbewohnerin mit der Gesamtsituation. Diese Art von Befindlichkeit war schon einmal T-Shirt-Thema der Firma, die gelegentlich Häuser verwaltet. Der Bekenntnistext des T-Shirt-Aufdrucks lautete: „Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden!“ Ein anderer Spruch sagt: „Frage nicht danach, was Deutschland für dich tun kann, sondern frage danach, was du für Deutschland tun kannst!“ So oder so ähnlich  ist es mit der Beschwerdeführung über die unerträglichen Gesamt-Zustände.

Dass der Winterdienst nicht (gut) funktionierte, ist derzeit intensiv in der öffentlichen Diskussion. Gestern hat Frau Lompscher was dazu gesagt und neulich Michael Müller (SPD). Trotz vertraglicher Regelung mit Schneeräumbetrieben sind diese bei pünktlicher Vorauszahlung des vereinbarten Entgelts unter ihren Pflichten schlicht zusammengebrochen. Es war ein anderer Winter, als die vorherigen. Und wenn im Erdgeschoss des Hauses an der Straßenfront Ladengeschäfte stehen, die des Nachts auf merkwürdige Weise betrieben werden, ist das ärgerlich. Es geht um Lärmschutz, es geht um rücksichtslose Gewerbeausübung, um das Arbeiten zur Nachtzeit und vor allem: welchen Inhalts? Ladenöffnungszeiten sind etwas, worauf  Wohnungseigentümer vertrauen (dürfen), weil sie den Rahmen einer vermuteten Lärmbelästigung darstellen. Wird auch in den offiziellen Schließungszeiten herumgefuhrwerkt und Lärm ausgelöst, ist die Nachtruhe dahin.

Der Wohnungseigentümer hat verschiedene Möglichkeiten, dagegen vorzugehen. Zuallererst ist der Anspruch auf Nachtruhe ein Individualanspruch. Jene Wohnungseigentümer, die hier zu zuallererst nach dem Verwalter rufen, der mit „starker Hand“ gegen den Mieter (= Fiesling) vorgeht, irren. Der Verwalter wendet sich an den Vermieter (ergo: Wohnungseigentümer) und ob der Wasserträger fremder Anliegen ist, bleibt im Ungewissen. Der Beschwerdeführer fischt hier im Trüben und ob eins zu eins dabei herauskommt, was zu wünschen bleibt, steht auf einem ganz anderen Blatt. Der Gewerbeeigentum-Vermieter und Teileigentümer der Ladeneinheit meint: pecunia non olet (Geld stinkt nicht). Das ist sein Kerninteresse. Dieses Interesse ist das, was ihn antreibt und weniger noch die Nachtruhe der übrigen Hausbewohner. Vor Jahren hat die Gemeinschaft der Wohnungseigentümer sein im Erdgeschoss betriebenes Bordell gerichtlich untersagen lassen, und mit dem Obsiegen der Anderen gegen den Einen (Vermieter) war die Hoffnung verbunden, mit der Gegend möge es wieder bergauf gehen.

Und jetzt haben wir eine Wirtschafts- bzw. Finanzkrise. Der Einzelhandel in Berlin stirbt weg und stattdessen taucht bei Lidl Killerkäse in den Regalen auf. Große Shoppingmalls und Markenrechtsinhaber entstehen überall und verdrängen den dahinsiechenden Einzelhandel. Wo früher ein türkischer Bäcker kleine Brötchen gebacken hat, ist heute nur noch eine dunkle Höhle zu sehen. Die Außenwerbung des türkischen Brötchenbäckers ist abgerissen und ein hässlicher Fleck auf der ansonsten frischgestrichenen Fassade ist zu sehen. Der Eigentümer (Vermieter) hat sich nicht einmal die Mühe gemacht, nach dem Farbton anzufragen. Wenn sich niemand darum kümmert, bleibt es so und alles sieht verwahrlost aus. Rücksichtslos. Gedankenlos.

Das Gesundheitsamt wurde von Hausbewohnern informiert. Es ist nichts passiert. Wahrscheinlich war alles gesund. Oder ist der Gewerbeaußendienst zuständig? Der Berliner nennt das „Anscheißeritis„, Behörden werden eingeschaltet, die Gewerbetreibenden haben es nicht einfach. Was ist besser? Ein leer stehendes dunkles Loch (vormals Laden) oder ein mit Liebe zum Detail betriebenes, zukunftsträchtiges Gewerbe? Die Schaufensteranlagen sind in die Jahre gekommen, an fast jedem Gewerbe hängt ein Vermietungsschild, es ist zum Haare raufen. Die Zeiten sind blutleer, phantasielos und von Kreativität keine Spur.

Frau Fitter (* Name geändert) empfindet große Unzufriedenheit mit der ganzen Gegend und wie sie sich entwickelt. Sie versucht, im Hause Stimmen zu fangen für eine bestimmte, feste Vorstellung davon, wie man diese Zustände verbessert. Dass sie tiefe Kenntnisse davon besäße, wie das wirklich zu bewerkstelligen ist, kann man nicht sagen. Allerdings sind alle guten Willens, und wenn Frau Fitter nörgelt, geht es in erster Linie darum, einmal aufmerksamer zuzuhören als bisher, Gehör zu (ver)schenken, Aufmerksamkeit, vielleicht kommen wertvolle Anregungen?

Der Verwaltungsbeirat lädt Verwalter, interessierte Wohnungseigentümer der Anlage und insbesondere Frau Fitter zu einer Art außerparlamentarischen Wohnungseigentümerversammlung an Ort und Stelle ein. Sie findet in der Wohnung im Dachgeschoss der einen von mehreren Verwaltungsbeiräten statt. Es gibt Käsewürfelchen mit Weintraube auf Holzspieß und in Stücke geschnittene Schinkenknacker, dazu Weißkäse mit Kräutern, Wasser, Tee, Kaffee, Bier – allerdings ist gerade Fastenzeit. Es kommen ein paar Wohnungseigentümer gern. Andere haben gesagt, sie kämen nicht, denn das sei ja die Meckerecke, sie seien zufrieden. Andere wiederum kommen, um dem Meckern etwas Konstruktives entgegen zu halten. Eingangs ist es schon erwähnt: Yin und Yang geben sich die Klinke in die Hand.

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Am Ende des Abends fassen die Sitzungsteilnehmer zusammen, in Stichworten:

  • So schlimm ist das doch alles gar nicht, und
  • diese Art von Schwierigkeiten mit dem Winterdienst, das ist ein berlinweites Problem,
  • eine Versammlung soll routineartig bis Ende April durchgeführt werden.
  • Klar ist, dass die Winterdienstfirma diese Saison noch arbeitet, aber dann werden die Vertragsbeziehungen zu ihr komplett totgeschossen.
  • Es ist Fastenzeit, das ist die Zeit, Körper, Seele und Geist zu reinigen und von schlechten Gedanken zu befreien.
  • Nicht sämtliche Schlechtzustände des Lebens sind auf das individuell zuzuordnende menschliche Versagen (innen) zurückzuführen, manches hängt sogar und nur (Beispiel) vom Wetter ab, also vom Außen.
  • Im Zusammenhang mit dem Zusammenwohnen von Menschen in Mehrfamilienhäusern ist es gefühlt mehr ein Geben und Nehmen, als ein Hauen und Stechen, um miteinander klar zu kommen. Ein Hauen und Stechen, auf wen auch immer (Sündenbocktheorie) ist nicht angezeigt. Alles was ist, lässt sich mit Yin und Yang zerreden, analysieren und zu einem neuen Besseren wieder zusammenfügen: Bewohnerzufriedenheit, Aufgeklärtheit, innere Ruhe und Gelassenheit.

Und schade, dass Frau Fitter, die Beschwerdeführerin, selbst gar nicht gekommen ist. Sie hat, was das betrifft, eine kommunikationsfreie Zeit für diesen Abend eingeplant. Denn diese Sitzung, die außerparlamentarische, die hatte der schriftführende Vorsitzende des Verwaltungsbeirats sozusagen eine Premium-WEV (Wohnungseigentümerversammlung) genannt. Auch wenn es diesen Begriff bis dahin gar nicht gab. Irgendwie fühlt man: diese Art Exklusivveranstaltungen wird es nicht nochmal geben. Premium-WEV: Der Begriff hat eine Halbwertzeit und ein schnelles Verfalldatum. In Zukunft werden diese Art Sitzungen wieder anders genannt und der Kreis der denkbaren Teilnehmer wird nicht mehr automatisch ausgeweitet werden. Zukünftig nennt man das wieder eine „ganz gewöhnliche Verwaltungsbeiratssitzung“, und die wird nur aus wichtigem Anlass einberufen. Der Verwaltungsbeirat fühlt sich dem „Prinzip Melitta“ verpflichtet: Er wird die Gesprächsinhalte künftiger Sitzungen vorfiltern, wie die berühmt gewordene Filtertüte mit dem Melittamann. Auch der hat stets freundlich dreingeblickt.

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