Linktipp: Die Architektin Nina Hell (Berlin) macht derzeit ein attraktives Angebot

Diese Sache ist heiß!

Diese Sache ist heiß!

Serie: Plattitüden - Dem Ingenieur....

Serie: Plattitüden - Dem Ingenieur....

Seit etwa 30 Jahren wird die Infrarot-Thermografie als zerstörungsfreie Untersuchungs- und Prüfmethode im Bauwesen angewandt. Ausgenutzt wird die Tatsache, dass jeder Körper mit einer Temperatur über dem absoluten Nullpunkt eine Eigenstrahlung aussendet. Die im üblichen baupraktischen Bereich auftretenden Wärmestrahlungen werden hierbei dem infraroten Wellenlängenbereich zugeordnet (Wellenlängenbereich von λ = 0,78 μm bis etwa 1000 μm). Diese Strahlungen sind für das menschliche Auge nicht sichtbar, können aber mit einem im infraroten Spektrum empfindlichen Detektorsystem (Thermokamera) und dazugehöriger Auswertungssoftware visualisiert werden.“ (Quelle: CRP-Ingenieure, Thermografie, Infobroschüre hier)

Die Berliner Architekten Hell mit Sitz in der Englerallee in Berlin-Dahlem haben eine befristete Sonderaktion (bis Ende Februar 2010)  ins Leben gerufen, die uns interessant und vor allem erwähnenswert vorkommt. Die Architekten bieten das Fertigen von Thermografie-Bildern in unterschiedlichen Stückelungen zu ziemlich niedrigen Preisen an. Das dürfte als gut durchdachtes Marketing gedacht sein, um mit einer Vielzahl von Hausbesitzern ins Gespräch zu kommen. Und das ist auch okay, denn es ist erlaubt, sich ins Gespräch zu bringen, und vor allem mit guten, attraktiven Angeboten. Davon zu erzählen allerdings uns nicht zum persönlichen Vorteil gereicht, um auch das klarzustellen. Nein, es ist einfach ein saugutes Angebot, und darüber darf man ohne Gegenleistung neuerdings sogar öffentlich reden.  Hier und heute daher mal eine ganz andere Art von (positiver) Vorratsdatenspeicherung. Doch nun zu etwas Anderem und zurück zum Thema.

Nina Hell, Architektin (Privatarchiv)

Nina Hell, Architektin (Foto: Christoph Schieder)

Zu erwarten ist technischer Sachverstand mit Architekturbackground und gesamtgebäudeenergetisches Verständnis. Erwarten darf man im Nachhinein eines erforderlichen Ortstermins digitale Bilder (im Format pdf) in vereinbarter Stückzahl sowie kurze, kenntnisreiche, bzw. analysierende Kommentare der Architekten. Es geht bei Thermografie darum, Häuser insgesamt fotografisch zu erfassen und aufgrund von speziellen Einfärbungen auf Wärmebildern in unterschiedlichen Farbnuancierungen Ursachen und Gründe herauszuarbeiten, warum ein Haus Wärmeverluste hat? Die Gründe dafür sind mannigfaltig.

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Mal handelt es sich um einen ‚Montagsbau‘. So nennen Fachleute das bereits fertiggestellte Bauvorhaben, bei dem nach vielen, vielen Jahren Schimmelschäden tiefgehender begutachtet werden. Wir selbst haben beispielsweise unter der fachkundigen Leitung durch den gerichtlich bestellten Sachverständigen Prof. Erich Csziesielski in den 80iger-Jahren in einer großen Mehrfamilienhausanlage in der Föttingerzeile in Berlin-Marienfelde den Außenbereich der Dachaufkantung (Attika) im Bereich eines dahinter liegenden Kinderzimmers mit starken Schimmelschäden ‚aufmachen‘ lassen (Hämmerchen inklusive) und erst dadurch festgestellt, dass die Maurer bzw. Betonbauer genau in diesem Bereich die erforderliche Wärmedämmung mit einer „innenliegenden“ Sauerkohlplatte (Wärmedämmung) einfach weggelassen hatten. Das Material war in einer Größenordnung von ca. 3 bis 4 m² wohl gerade alle und Nachschub nicht in Sicht. Also verputzte der Maurer die Fläche einfach, ohne sie zu dämmen und der Mieter hatte eklatante Schimmelschäden zu beklagen. Soweit zur Begriffsklärung eines Montagsbaues. Aber auch regelrechte Planungsfehler können die Ursache sein.

Thermografie einer Hausfassade (Quelle: wikipedia)

Thermografie einer Hausfassade (Quelle: wikipedia)

Banner Fotocredits© Lutz Weidner, Homepage

Lutz Weidner ist Zimmerermeister und Sachverständiger aus Wichmar (Thüringen, Nähe Jena) und beschäftigt sich professionell mit der Anfertigung und Auswertung von Gebäudethermografien und so genannten Luftdichtigkeitsprüfungen (u.a. Blower-Door-Messungen). Die Arbeit hat auch eine psychologische Variante, weiß Lutz Weidner, er sagt: „Bei Ankündigung eines Blower-Door-Tests wird durch die Handwerker von Anfang an viel sorgfältiger gearbeitet.“ Wir empfehlen einen Besuch der informativen Homepage. Die Redaktion.

In anderen Fällen weisen Gebäude im Bereich von Wandixeln, bzw. Außenwänden unterschiedliche Materialien auf, die negativ zusammenwirken können. Auch im Bereich von Fensterstürzen sind Wärme- bzw. Kältebrücken keine Seltenheit.

Haus (Foto: Th. Gotthal)

Haus (Foto: Th. Gotthal)

Wer derartiges in den Griff bekommen will, kann mit thermografischen Aufnahmen Anhaltspunkte –Gesichtspunkte: nomen est omen– an die Hand bekommen, an welchen Stellen des Gebäudes Negativmerkmale vorliegen, die nachfolgenden Handlungsbedarf auslösen. Zweitens spielt seit kurzem eine neue, verschärfte Fassung (bspw. von § 10) der ENeV (Energieeinsparverordnung) für Gebäudeeigentümer eine wichtige Rolle. Aus der Neufassung resultiert Handlungsbedarf (seit dem IV. Quartal 2009) und es gelten Übergangsfristen auch für Bestandsgebäude. Geschaut werden muss auf Dachböden, Flachdächer und Kellerdecken. Punktuelle Wärmedämm-Maßnahmen müssen hier und da -Einzelfallprüfung vorausgesetzt- in die Wege geleitet werden und wärmeführende Heiz- und Wasserleitungen müssen wärmegedämmt werden.

Das Herstellen von Thermografie-Bildern ist bei vielen Menschen zunächst erst einmal angstbesetzt, weil vermutet wird, dass dies mit hohen Kosten und teuren Honoraren für ‚quacksalbernde‘ Sonderfachleute verbunden ist. Dass diese Angst unbegründet ist, dafür ist das attraktive Angebot der Architekten wenigstens ein Indiz. Mutmaßlich wird das Preisgefüge für derartige Aufnahmen in den nächsten Jahren sowieso fallen, auch dank fortschreitender, massiver technischer Innovation auf dem Gebiet der Wärmeleitfotografie durch Einführung der Digitaltechnik.

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Weiterführend

Hell, Architekten (Website)
EnEV (Energieeinsparverordnung) – im Detail
Fotograf Christoph Schieder
Nina Hell auf Berliner Akzente
Die EnEV auf gesichtspunkte.de (mit anderen Themenschwerpunkten)

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Kultur-Querverweis: Obiger Artikel bezieht sich nicht auf einen Kontrakt mit einem Zeichner fürs Bauwesen.  Denn diesen hat bereits Peter Greenaway stofflich wegverfilmt (1982). Aus diesem Film daher ‚architekturlastige Filmmusik‘ – mit einem Augenzwinkern