1462/11: Positionen: Die Trends vom 03.01.2012 – vom sprayen, dissen, wulffen und gaucken! #Sprachforschung #Graffitiforschung

Ist das Kunst? Oder kann das weg?

Ist das Kunst? Oder kann das weg?

Update: Der Postillion meldet, Bundespräsident Wulff habe in der Nacht 82 Millionen Menschen angerufen und ihnen verboten, ….doch lest selbst!

Jahrelang hat die im Hochparterre beheimatete Zahnarztpraxis in der Kreuzberger Falckensteinstr. sich mit den Graffitos abgemüht. Konstant dran war man. Immer wenn ein solches „widerliches Borstentier“ mit Pinsel, Spray und Dose aufgebracht worden war, hatte einer der Mitarbeiter es wieder entfernt. Die gute alte Handarbeit.

Damit ist jetzt Schluss. Schon vor einiger Zeit wendete sich die Arztpraxis an die Gemeinschaft. Ja, das habe man gern gemacht, für die Allgemeinheit. Aber irgendwann will man das auch loswerden. In manchen Gegenden von Berlin ist das eine viel zu erfüllende, bzw. ausfüllende Tätigkeit. Ein Profi soll her.

seitentrenner Malerpinsel

Bildbearbeitung: Graffito in Berlin-Xberg

Bildbearbeitung: Graffito in Berlin-Xberg

Nun ist ein Profi gefunden. Die Fa. Ungenannt von Geschäftsführer Ungenannt hat jetzt den Auftrag, neue Graffitos bei Bedarf regelmäßig und im Rahmen einer kurzen, verabredeten Reaktionszeit zu beseitigen.

Der Berechtigte aus dem Haus meldet den neuen „Tag“.

Die Fa. kommt und beseitigt ihn. Fertig ist die Laube.

Bloggwart von Hogwarth als vermeintlicher Sachbeschädiger. Den Spruch hat tatsächlich niemand „drübergezimmert“ bzw. „getaggt“ als neues, richtungsweisendes Spruchband: Dass die Hausverwaltung „dähmlich“ ist, wissen wir auch so. Sie ist sowieso immer schuld.

Allerdings hat die Hausverwaltung nun, so „dähmlich“ sie auch sein mag, durch einen solchen Graffiti-Beseitigungsvertrag die Weichen gestellt. Schade, schade, solche Kosten sind auf die Mieter der vermieteten Eigentumswohnungen auch als Betriebskosten umlegbar. Wie auch die Wohnungseigentümer selbst die Kosten tragen müssen. Sie erhöhen die „costs of living“. Deutlich wird: Die Allgemeinheit trägt die Kosten für die Beseitigung von hirnlosen Sprüchen, Bilderchen und Tags, die im Grunde niemandem gefallen außer dem Sprayer selbst.

Yin und Yang sind gesichtspunkte

Yin und Yang sind gesichtspunkte

Yin und Yang im Zusammenhang mit Graffiti und die Frage: Was bedeutet „Graffiti“ für das menschliche Wohlergehen? Die Auswertung der netzbekannten Meldungen zum Thema ergibt ein zweischneidiges Schwert und auch „die Flucht nach vorn“. Richtig ist, es gibt dieses Problem. Richtig ist auch, dass eigentlich so gut wie niemand „fremdbestimmte“ Inhalte auf seinen Hausfassadenflächen wünscht. Richtig ist aber auch, dass zu viele hässliche Fassaden daherkommen. Da kommt als scheinbarer Ausweg nur eine „Flucht nach vorn“ als Lösungsmöglichkeit in Betracht: Man veranstaltet einfach bewusste Graffiti-Wettbewerbe, nennt das Kunst und verschweigt die Wahrheit: Dass nämlich Graffitis immer einen Übergriff und Fremdbestimmung, ja den Versuch von Beherrschung in sich tragen, nicht demokratisch abgestimmt sind und daher den Leidtragenden „übergeholfen“ wurden, anstatt mit ihnen als „echter Mehrwert“ abgesprochen! Und wieder sind es ganz überwiegend die Jungs, die das machen. Ein tiefgehend „männliches Balz- und Kokettierverhalten“.

Die Theorie besagt, dass nur das gewissenhafte, sofortige und konsequente Handeln aufgrund von neuen Spray-Tags erfolgreich sein wird. So wie „zero tolerance“ in New York früher mal eingeführt wurde: Null-Toleranz und sofortiges Eingreifen.

Richtig ist aber auch: es entstehen feste Kosten, die jeder gern vermieden hätte….

Ach, wären diese Sprayer nicht so autistisch und selbstverliebt, …., man könnte einen ebenso großen Betrag für etwas Nützliches ausgeben. Gebt uns mal die Handynummer von so einem Sprayer. Den werden wir „wulffen“, seit gestern hat sich dieser neue Begriff fest im deutschen Sprachgebrauch verankert. Unser Vorbild ist der Bundespräsident: Wir werden den Sprayer anrufen, ihn wulffen, bzw. „dissen“: das bedeutet, wir reden ihm eine beherzte Beschimpfung auf seine Mail- bzw. Sprachbox, drohen mit dem Abbruch der Beziehungen, mit strafrechtlichen Konsequenzen und auch mit sonstigem Unbill.

Sprayer sind Spammern im Netz nicht unähnlich. Sie sondern pigmentierte Exkremente ab, nach denen man sie nicht gefragt hat. Wer eine Website mit funktionierenden Kommentaren betreibt, wird das bestätigen können. Zu selten kommen sinnvolle Kommentare von ausgesuchter gedanklicher Schönheit. Zu oft werden einfach nur „digitale Duftmarken“ hinterlassen, die überflüssig sind. Um es klar zu sagen: Damit sind wirkliche Künstler nicht gemeint, die eine Ausnahme von der Regel untalentierter Sprayer darstellen und wirklich etwas Vorzeigbares können.

Bleibt noch die Frage: Würde denn der Gauck es besser machen? Und was wäre, wenn man sich das „wulffen“ vor dem geistigen Auge einmal intensiv betrachtet, dann das „gaucken“? Ich hab noch keine Antwort auf diese mir noch zu zeitgeistig erscheinende Frage. Möglicherweise wird sie sich nie stellen.

Fest steht nur eins: Die Zukunft ist ein Programm, an dem wir noch arbeiten.

Weblotse

(EP)

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