1321/11: Report: Instandhaltung: Vom Vögeln, von Vögeln, Vögelkästen, elektrischen Fahrrädern und Chillplätzen zum Grillen

Banner Report: Instandhaltung

Hätten wir am Ende die Mauer stehen gelassen und die Verkabelung nicht so vorangetrieben, ständen heute nicht die wesentlichen Spam-Server in Russland, Bulgarien und Rumänien. In Ländern, in denen auch heute noch das Versenden von Spamnachrichten nicht justitiabel ist. Mit Folgen für die weltweite Serverauslastung und einem vielfachen des notwendigen Datentraffics all around the world.

Muss man sich das Internet wie eine große Filtertüte vorstellen, durch die ein „brauner Satz“ an fader Suppe rinnt? Und überall sind bots unterwegs, kleine Roboter, die nach Schlüsselwörtern suchen? An denen kann es im Kern nicht liegen, dass immer wieder dusselige Russen, saumselige Asiaten und herbe Überseeianer die Kommentatoren-Funktion einer Website wie dieser missbrauchen. Noch einmal ganz deutlich für alle da draußen, die mich regelmäßig verlocken möchten: So viel Viagra kann ich gar nicht essen, wie ich angeboten bekomme. Immer wieder abonnieren auch filterlose Vaterlandsgesellen sich als regelmäßige Leser mit dämlichen Erstkommentaren, die man gleich löscht. Hätte man nur gewusst, wohin das alles führt, man hätte wohl die Mauer erst gar nicht….

_seitentrenner Flugzeug

Vogelkasten als wärmegedämmte Behausung

Vogelkasten als wärmegedämmte Behausung

Vom Wedding gibt es Ecken, die sehen richtig gut aus. Da ist alles irgendwie stimmig, gewachsen. Und dann gibt es im Wedding diese sprachlos machenden Ecken. Aber der Wedding, der hat durchaus einen eigenen Charme. #Einschätzung eines Architekten

Aber nun ist alles so gelaufen und wir haben den Salat.

Mietfreier Mitbewohner im Kellerlichtschacht! Der Frosch!

Mietfreier Mitbewohner im Kellerlichtschacht! Der Frosch!

Sei kein Frosch: Frösche in Kellerlichtschächten gelten gemeinhin als „veranlassungsfrei“. Sie kommen immer wieder, sehr gern auch bei Regenwetter, suhlen sich in der verschlammten Sohle des Lichtschachtes und verharren dort zum gemeinschaftlichen Bade. Zu veranlassen ist nichts. Wenn der Kellerlichtschacht abgetrocknet ist, empfiehlt sich allerdings ein „Herausschöpfen“ des begnadeten Springers: das Freilassen auf der angrenzenden Grünfläche gilt als ungefährlich. Wo Frösche sind, sollte man allerdings nicht hintreten, bzw. drauf! Ob es zur Verkehrssicherungspflicht des Hausverwalters gehört, vor dem Ausrutschen auf Fröschen zu warnen, ist in der Literatur weitgehend ungeklärt.

Vögeln wiederum geht es heute besser als vor vielen Jahren, wir berichteten. An der Giebelwand zum Nachbarn in Berlin-Wedding entstehen derzeit miet- und kostenfreie Ersatzbehausungen auf der neu angefertigten Wärmedämmfassade, damit die Viecher sich richtig wohlfühlen. Der Artenschutzgutachter bekommt Beweisfotos, dass es sie verabredungsgemäß gibt. Er meldet gegenüber der Naturschutzbehörde den Vollzug. 38 fliegende Vögelchen und Fledermaus-Pärchen können vögeln oder mausern, solange sie auch wollen. Sie werden den dringend benötigten Nachwuchs in kleinen Eierchen als Gelege dort ablegen, die sie sorgsam bebrüten. Ob die Häuser, die die Wärmedämmhersteller als „artgerecht“ anbieten, wirklich ausgebufft sind, bleibt noch zu prüfen. Von Interesse dürfte dabei sein, ob die Vogelviecher sich mit „Schwanz raus“ auf die Einfluglöcher stellen und an der frischen Fassade „schietern“, übrigens ein Begriff aus dem Norddeutschen, der gern von „Möwenschiet“ spricht. Jeder weiß, was gemeint ist.

Die "Deutsche Post" ist quietschegelb und jetzt elektrisch!

Die "Deutsche Post" ist quietschegelb und jetzt elektrisch!

Und während wir verrücktstöhnen vom Vögeln, den Vögeln und gar zu vielen Vögelkästen, schlurft Frau Suurbier Sparbier durch den Innenhof.  Sie ist Postzustellerin, Mitte 40, trägt ihr Haar gern offen und in verschiedenfarbigen Strähnchen. Ganz schön Lidschatten draufgelegt auf die Augen, und bitte, wem´s gefällt! Vor dem Haus steht ihr neues Dienstfahrrad. Neu ist die Elektrifizierung, die Farbgebung allerdings ist bekannt und ähnlich wie bei der TELEKOM (dort: magenta) bereits vom Farbton her „stilbildend“. Gelb signalisiert schon seit vielen Jahren die „Deutsche Post“. Deswegen sang Alt-Bundespräsident Walter Scheel, dem inzwischen wegen Zeitablauf das W aus dem Vornamen abhandenkam, die Postille „Hoch auf dem gelben Wagen“. Er saß seinerzeit noch beim Schwager vorn. Inzwischen ist abgespeckt worden, der Doppelzusteller Vergangenheit und heute würde der Schwager schlicht auch nicht mehr draufpassen. „Ja,“ sagt Frau Sparbier, die Zustellerin, auf meine Nachfrage, „das ist jetzt viel leichter.“ Aber ob es sportmedizinisch besser ist, wisse sie nicht. Dass sie Übergewicht hat, lasse ich ihr gegenüber unkommentiert. Sie entschwindet pflichtbeflissen im Treppenhaus.

Möwenensemble auf der Ostsee

Möwenensemble auf der Ostsee

Dem weit verbreiteten Getier fehlt in Städten die Pläsir! Ganz und gar nicht unumstritten hat ein Tier gern Satelliten, anderes Getier, der Mensch nicht nur raubt sich Stück für Stück Natur. #Rüttelreime

Die Mieterin Frau Lavendel (* Name geändert) macht erst nicht auf, als ich klingele. Wir führen einen witzigen Dialog durch ihre geschlossene Wohnungstür hindurch. Ich stelle mich als „von der Hausverwaltung“ vor, aber das kann jeder sagen. Sie sagt, sie ist noch nicht angezogen, ich versichere ihr, das würde mich jetzt nicht stören. Ich komme schnell zur Sache, weswegen man mich schätzt und falle eben nicht mit der (geschlossenen) Tür ins Haus. „Ich habe keinen Schlüssel von der Kellertür da unten“, sage ich und will mir einen leihen. Es dauert nicht lange und mein angenehmes, warmes Timbre in der Stimme hat sie überzeugt. Sie macht die Tür einen Spalt auf, steht dahinter, mit einem Handtuch umgewickelt, aber hallo, und händigt mir ihr Schlüsselbund aus. Bei Gott, so viel Vertrauen hätte ich nicht. Sie hat es und das ist gut für mich. Ich bedanke mich artig.

Die Welt ist schon kompliziert genug geworden. Hinten an der Rückseite des Hauses wurden 38 Vogelkästen angebaut. An der Kellerabgangstreppe hängt dieser Hinweis:

Der Schädlingsbekämpfer hat CONTRAX ausgelegt!

Der Schädlingsbekämpfer hat CONTRAX ausgelegt!

Es ist Teil unserer selektiven Wahrnehmung von Artenschutz, Tierschutz und Strategie zum eigenen Überleben: Wir schützen die Vögel, morden aber die Ratten. Tauben umzubringen gilt inzwischen als verpönt und zum Ersatz wird die Antibabypille verteilt und ganze Fassaden werden „taubenvergrämt“, mit spitzen Zylindern, dornenreichen Stacheldrähten und allerhand technischem Schnickschnack. Väterchen Zufall hat uns bestimmte Tierarten aufgegeben, deren Lebensraum wir komplett vergiften sollen und andere, deren Lebensraum mit chinesischer „Kein-Kind-Politik“ unterlaufen wird. Wieder andere werden vergast.

Chill area: Bitte nicht stören! (Quelle: stupidedia.org)

Chill area: Bitte nicht stören! (Quelle: stupidedia.org)

Durch den Keller gelangen wir an die Rückseite des hinteren Gartenhauses, das ist da, wo die Wärmedämmung jetzt an der Giebelwand auf des Nachbarn Grundstück angebracht wurde. Seitlich rechts und links sind zwei Lichthöfe, die sich wie Schießscharten in dem entkernten Innenhof zu einer Rückfront zusammensetzen. Der linke Lichthof von beiden ist noch im Bauzustand. Die Wärmedämmung ist bis auf den Sockelbereich fertiggestellt. Er war eigentlich immer ein Schandfleck, dort müllten die Bewohner alles zu mit Sperrmüll. In uns reift der Plan des Tages, aus dieser bislang ungenutzten Schandecke ein Örtchen mit Timbre, Atmosphäre und Facon zu machen: hier werden wir jetzt mit billigsten Mitteln eine Art „Chillarea“ für die Hausbewohner anlegen.

Lichthof in Vorbereitung als Chill & Grillarea

Lichthof in Vorbereitung als Chill & Grillarea

Auf dem Boden bringen wir Splitt als Splittbett ein, drauf einfachste Betonwerkstein-Bodenplatten mit Fugen, verlegt im Bett. Rechts ist der Giebel zum (weiteren) Nachbarn, dort rankt vergessen eine subalterne Efeugeschichte lustlos herum. Dort setzen wir einen Kantenstein und füllen mit Mutterboden auf. Zwei, drei weitere Efeus anschaffen, bisschen mit Rankhilfe dran, vorher den Nachbarn fragen, aber der hat da sowieso nichts vor. Wir fragen ihn sicherheitshalber. Links die Kelleraustrittstür wird aufgearbeitet und sie erhält einen neuen Schließmechanismus. Den Schlüssel erhält der Verwaltungsbeirat der Wohnanlage: er ist berechtigt, die Schlüssel an interessierte Hausbewohner auszugeben und die Schlüssel nach dem Grill- und Chillvorgang wieder entgegen zu nehmen. Damit klar ist, wer den Platz genutzt hat und wie er übergeben und zurückgegeben wurde! Individuelle Verantwortung.

Eine alte Teppichklopfstange hängt da noch quer durchs Bild. Sie wird entrostet und gestrichen. Dann wird ein hängender Kettengrill aus dem Baumarkt geholt und dort fest angeschraubt. Damit die Seele eine Pendelbewegung beim Grillen erkennen kann. Das ist kurzweilig, man hat was zum Gucken und während es noch „Plop“ macht, ein Flensburger Pilsner macht so, grillen Würstchen, Grillfleisch und vegetarische Gemüsespieße gar. Hach!

Lichthof - Sicht nach oben!

Lichthof - Sicht nach oben!

Kein Zweifel: Heute war ein guter Tag! Und es wurde eben mal schnell entschieden, eine zukunftsträchtige, Spaß machende Lösung zu realisieren, über die vorher niemand nachgedacht hat. Der Aufwand ist überschaubar, der Nutzen wird groß sein. Bleibt abzuwarten, wie die rund 50 Wohnungseigentümer und Mieter diesen Platz annehmen!

Ich liebte ein Mädchen in Wedding, die wollte immer nur Petting. (Ingo Insterburg, musikalischer Kosmopolit in „Ich liebte ein Mädchen“)

Frau Lavendel erhält von mir artig die Schlüssel zurück: allerdings klingele ich und betrete die Wohnung nicht einfach! Schließlich ist Frau Lavendel frisch geduscht, riecht jetzt auch so und war nicht in Erwartung ihres Hausverwalters. Hilfsbereit war sie. Dafür danke!

Weblotse

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