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Im täglichen Gespräch mit Dienstleistern aus dem Immobilienmanagement höre ich sinngemäß immer mehr Trendmeldungen wie diese:
Wir haben große Schwierigkeiten, Arbeitskräfte zu finden.
Zwei Gespräche führte ich gestern zu solchen Themen:
Die Gerüstbaufirma XY Ungenannt GmbH sagt, die Aufträge gehen seit einiger Zeit spürbar zurück. Die Investoren machen die großen Projekte knapp. Investitionen werden auf die lange Bank geschoben. Ich entgegne: Die Bauwirtschaft macht sich bekanntlich gerade in den letzten fünf Jahren die Taschen voll. Handwerker sein heißt heute, die besten Sportlimousinen zu fahren. Weit gefehlt, entgegnen mir meine Gesprächspartner. Es kann ja fast keiner mehr den Strom bezahlen. – Das ist bestimmt nur ein Beispiel. Eins von vielen.
Aufträge werden benötigt. Die Prognose seinerseits: „Alles was aus dem Osten kommt, ist fleißig und bemüht, leistet Arbeit, schaut nicht nur ständig aufs Handy, sondern packt mit an. Viele Polen, viele Ukrainer, sagt er, rüsten die Häuser ein, deren Fassaden gerade gemacht werden. „Alles was aus dem Süden kommt, kannst du vergessen,“ sagt er und ich frage mich nach dem Relevanzgrad solcher Aussagen. Vom politischen Standpunkt ist es doch eher Rassenkunde, die Menschen in fleißige Ostarbeiter und faulenzende Südarbeitskräfte einzuteilen, die ihre Arbeit nicht leisten, sondern rumkriegen. In mir sträubt sich alles, solchen Gedanken Folge zu leisten. Bin ich linksgrünversifft? Oder bei klarem Verstand?
…
In fünf Jahren, sagt mein Gerüstbauer, arbeiten hier überhaupt keine Deutschen mehr. Die wollen alle Websites programmieren oder irgendwas mit Kunst machen. Der verwöhnte Deutsche.
Am Nachmittag ein Gespräch mit einem Facility Manager rund ums Haus: Wir betreuen Hauswartstellen, reinigen Treppenhäuser, bieten Gartenpflege an und einiges andere mehr. Der Inhaber der Firma T. Gold (* Name geändert) kommt gebürtig von Sri Lanka. Sein Bruder arbeitet am Roseneck. Dort sind sie beliebte Cateringanbieter, es gibt einen guten Bayerischen Krustenbraten, in den man sich gleich reinkniet, so knusprig ist der.
T. Gold hat vor kurzem seine Facility-Management-Firma gegründet. Wir sprechen ein bisschen über Buddhismus und das Karma zurückschlägt, wenn man seine Mitarbeiter schlecht behandelt. Er arbeitet viel mit Afrikanern, für ihn ist wichtig, dass seine Mitarbeiter von ihm auf Augenhöhe als Chef behandelt werden. Gute Bezahlung. Manchen hat er eine Wohnung besorgt. Anderen hat er bei Asylanträgen geholfen. T. Gold ist selbst vor vielen Jahren nach Deutschland gekommen. „Mir haben immer Leute geholfen, bei allem, was ich gemacht habe, ohne die Hilfe hilfsbereiter Menschen hätte ich nicht diesen Weg nehmen können,“ sagt er und was von Zurückgeben. Dankbarkeit.

Das Dienstmädchenprivileg: Ich hab keins. – https://gesichtspunkte.de – Hauptsache, man hat welche.
Er hat kein Problem mit Arbeitskräften, seine sind ihm dankbar. Und er ist ihnen dankbar. Karma schlägt zurück.
Ich halte beide Gespräche für mich fest und in Erinnerung. Wenn wieder irgendeiner von den intellektuell zu kurz Gekommenen was schwafelt von „muslimische Messermänner“ abschieben. Ich kann es nicht mehr hören. In Deutschland werden in den nächsten zwanzig Jahre Millionen Arbeitskräfte in Bereichen benötigt, das kannst du dir nicht ausdenken. Ganz bedeutend wird dabei das Thema Migration bleiben.
Weil zu viele Deutsche gar nicht nachgeboren worden sind und die wenigen sich zu schön damit sind, Treppenhäuser zu reinigen, Gärten zu pflegen, gut zu kochen oder eine Fassade einzurüsten. Die Migranten unter diesen Arbeitskräften, die brauchen wir ganz dringend.
Aus deutlichen, aus deutschen Gründen.