Gestrandetes Erfolgsmodell: Der Anruf kommt vor Weihnachten, es wird Geld geben, sagt er…

Crisis what crisis? (Supertramp, Plattencover)

Crisis what crisis? (Supertramp, Plattencover)

Der Schuldner ruft heute mal kurz an. Er sagt, er sei umgezogen. Er ist so vom Typ her eine Art kerniger Unternehmer. Hat mit seinen Dingen immer Erfolg gehabt, auch durchschlagenden Erfolg. Dann haben ihm ’seine Steuerfritzen‘ Wohnungen aufgeschwatzt. Er hat jetzt drei Stück, eine in Neukölln, zwei weitere in Steglitz bzw. Lankwitz. Er hat sie ‚an der Hacke‘ (berolinischer Jargon), ein Makler hat jetzt den Auftrag, die Dinger ‚als Paket‘ weg zu verkaufen. Ob das schlau ist? Wer eine Wohnung in Steglitz kauft, will vielleicht eher nicht noch eine in Neukölln mit erwerben müssen. Doch das ist seine Sache, da reden wir ihm nicht rein. Seine persönliche Immobilienblase, die scheint geplatzt zu sein. Endgültig.

Wir verwalten auch eher nur die eine Wohnung in Neukölln.

Da hat sich jetzt schon was angehäufelt an Schulden. Überschläglich sind es bereits 6.000,- €. Die Zwangsversteigerung steht bevor, der Gutachter war schon da, um sich die leer stehende Wohnung anzusehen.

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Es ist jetzt kurz vor Weihnachten. Er will seinen Schreibtisch aufräumen, sagt er. Aus den Umzugskartons (siehe oben) hat er sich die Schuldenbriefe rausgesucht. Ein nobles Ansinnen. Er will andere Menschen ‚befriedigen‘. Zahlen. Was jetzt offen sei?

Es gibt einige, nicht wenige Schuldner, die lassen sich laufend von der Verwalterin neue Aufstellungen schicken. Diese macht das auch, weil sie insgeheim erhofft, der Schuldner kann zwar unordentlich sein, in Bürodingen eine Schlampe, aber wenn er was schwarz auf weiß vor Augen kriegt, dann zahlt er (eventuell). Das muss nicht so sein. Man ist als Verwalter am Telefon daher noch restriktiv euphorisch. Man erwartet nicht einmal, dass der Schuldner die Wahrheit sagt. Es ist nur ein Versuch, aber falls er wirklich zahlt, was gelegentlich auch mal vorkommen soll, kann sich die Verwalterin auf der nächsten Versammlung brüsten, die Dinge auf eine gute Weise zu Ende gebracht zu haben.

Und deshalb bekommt er -zähneknirschend, aber freundlich- diese kleine Unterstützung. Denn Weihnachten 2009 könnte eine Zwangsversteigerung weniger an den Gerichtsschaukästen ausgehängt sein, weil die Verwalterin die Anträge zurücknahm. Wegen Zahlung.

Ein Gedanke zu „Gestrandetes Erfolgsmodell: Der Anruf kommt vor Weihnachten, es wird Geld geben, sagt er…

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