Völker, hört die Signale, auf zum letzten Gefecht: Die Internationale verderbt das Menschenrecht.

Rotlicht

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Eine Internationale ganz anderer Art ereignet sich dieser Tage in Berlin-Kreuzberg. Es ist eine Internationale fragwürdigen Zuschnitts. Und ob diese Melange von Internationalitäten das Menschenrecht erkämpft, ist zweifelhaft. Die Geschichte geht etwa so:

Es ist ein Kreuzberger Eckgrundstück. Im zweiten Weltkrieg hat die Altbebauung an der signifikanten Hauptverkehrsader so gelitten, dass sie abgebrochen werden musste. Die Bombardierung durch die Alliierten (Amerikaner, Briten, Russen) war erfolgreich gewesen. Ende der Fünfziger wurde dies Grundstück in den senatseigenen ‚Aufbauplan 1959‘ aufgenommen. Es entstanden ein Hochhaus mit 7 Etagen (plus Flachdach) und ein Flachbau (plus Flachdach) mit 3 Etagen im öffentlich geförderten sozialen Wohnungsbau.  Ein Kratzputz verschönerte die planebene Fassadenfläche. Es ist jetzt schon länger her, dass dort Menschen einzogen. Der Bewohnersprengel ist international, womit wir wieder beim Thema sind. Aktuell sind es Eigentumswohnungen dort. 31 Stück plus eine (türkisch betriebene) Bäckerei.

Es wohnen auch Palästinenser da, Hartz IV-Empfänger. Und Ukrainer, (Ex)Jugoslawen, nicht wenige Türken – ein paar Deutsche gibt es auch. Jeder sieht seins (Fernsehprogramm). Die Zahl der (ungenehmigten) Satellitenschüsseln ist immens, ein Wildwuchs. Und jetzt hat einer von zweiunddreißig Wohnungseigentümern seine kleine 1-Zimmer-Wohnung da verkauft. An einen Briten. Der spricht kein Wort Deutsch. Die Vertragsverhandlungen liefen auf Englisch, das Notariat auch. Der Brite, Herr Maroney (* Name geändert), hat die Wohnung erworben als Kapitalanlage. Es sind auch seitens der Wohnungseigentümer inzwischen viele, verschiedene Internationalitäten da. Eine Frau aus Kopenhagen (Dänemark) hat dort eine Wohnung, weil sie gelegentlich in Berlin ihre Freizeit verbringt. Für die Dänen sind solche Wohnungen aus ‚der Portokasse‘ finanzierbar. Berlin bildet bei den bundesdeutschen Großstädten ein preisliches Schlusslicht, es ist billig, in Berlin Wohnungseigentum zu erwerben.

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Herr Maroney hat eine (gut englisch sprechende) Sondereigentumsverwalterin beschäftigt, die hinsichtlich dieser 1-Zimmer-Wohnung immer nach dem Rechten sieht. Ausländische Eigentümer wie Herr Maroney brauchen solche (international) bewanderten Sondereigentumsverwalter. Sie verwaltet im Auftrag solcher ausländischen Anleger einen Bestand von ca. 80 solcher Wohnungen, auch diese hier an der Straßenecke in Berlin-Kreuzberg.

Die 1-Zimmer-Wohnung vermietete sie an einen Türken aus Berlin. Die Wohnung liegt an einem Laubengang im Hochparterre des Hauses, zur Straße hin. Der palästinensische Familienvater aus dem Hochhaus, im 7. Stock, ganz oben, hat sich jetzt an die WEG-Verwalterin gewandt. Er hat die Verwalterin informiert, dass da in der 1-Zimmer-Wohnung im Hochparterre nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Er sagt, die Bewohner wollen jetzt Unterschriften sammeln. Gegen diese Vermietung. Es sind dort immer ’so Männer‘, zwei, die sich in Frauenkleider zwängen. Dann gehen sie auf den Bürgersteig vor dem Haus als ‚Bordsteinschwalben‚, es sind ‚Transen‚, sagt er. Sie sprechen Männer an, die sich für ein Salär verwöhnen lassen möchten. Die beiden Männer sprechen rumänisch, sagt der Palästinenser. Versteht er rumänisch? Die Sondereigentumsverwalterin des englischen Eigentümers Herrn Maroney weiß von dieser Sache noch nichts. Die Sondereigentumsverwalterin ist eine junge, hübsche Frau und hat vor kurzem ihr erstes Kind bekommen. Sie arbeitet von zuhause aus, in Berlin-Mitte wohnt sie. Von wegen gute Connections. Nebenerwerb. Heimarbeitsplatz – jetzt mit einem Stallgeruch von Prostitution im Fokus der täglich abzuarbeitenden Dinge. Weit weg von dieser Kreuzberger Hauptverkehrsstraße mit Eckbebauung aus den frühen Sechzigern.  Die WEG-Verwalterin schreibt einer jungen Mutter, die 80 Wohnungen für Ausländer verwaltet und ihr Kind meist dabei hat. Manchmal tut sie deswegen nicht alles, was Sondereigentumsverwalter zu tun beabsichtigen. Aus Rücksichtnahme auf ihr Kind. Verständlich.

Die Geschichte mit diesen unappetitlichen Anwerbeversuchen der rumänischen Transen. So ein Brief muss konkret gefasst sein. Es müssen Fakten benannt werden, nicht nur Dinge vom hören sagen. Sie ruft zurück. Im geführten Telefonat stellt sich heraus, dass die im Brief -Abmahnung genannt- genannten Fakten unvollständig sind. Sie -Mutter mit Kind- sagt, sie wäre gerade in den letzten Tagen dort gewesen, in der Wohnung. Da habe ihr so eine ganz junge, niedliche, kleine Rumänin mit blonden Haaren die Tür aufgemacht. Nichts von sexbesessenen Transsexuellen. Aber auch eine Bordsteinschwalbe, offenbar. Flatsharing, Wohnraumteilung aus ökonomischer Vernunft. Die verschiedenen Gewerbe haben sich sozialisiert und die Nutzung der Gewerbebasis rund um die Uhr unter sich aufgeteilt. Das steigert die Rendite.

Die Blondine spricht kein Deutsch. Sie -die Sondereigentumsverwalterin, Kind auf dem Arm- hat sie direkt zur Rede gestellt. Gefragt, was sie hier macht? Sie soll die Wohnung binnen drei Tagen räumen, hat sie verlangt. Sonst kommt sie wieder und lässt die Schlösser austauschen. Sie hat schon mehrere Monate keine Miete mehr von  dem türkischen Hauptmieter der Wohnung erhalten. Ein paar Tage später wiederholt sie den Besuch bei der niedlichen, kleinen Rumänin mit blonden Haaren. Sie ist immer noch da. Es stellt sich heraus, sie hat nicht verstanden, dass sie die Wohnung zu räumen habe. Sie hat verstanden, dass sie die Wohnung aufräumen soll. Die Wohnung ist jetzt aufgeräumt. Sie hat sich an ihren Part der Verabredungen gehalten. Heute war die Sondereigentumsverwalterin wieder da, diesmal ohne ihr Kind. Dem Kind zuliebe. Und ist deutlicher geworden. Nun kann sie die blondierte Rumänin nicht mehr falsch verstehen. Alles wurde ganz deutlich ausgesprochen. Wort für Wort.

Wieder ein paar Tage später ist die Wohnung tatsächlich geräumt. Die Wohnungsnutzer sind weg, der türkische Hauptmieter ebenfalls. Von ihm wird die Sondereigentumsverwalterin keinen Cent der noch ausstehenden Mieten mehr sehen. Es ist ein abgebrochenes Geschäftsmodell. Der palästinensische Mieter im 7. Obergeschoss kann sich freuen, macht sich jetzt keine Gedanken mehr, ob seine Kinder im Stallgeruch der Prostitution aufwachsen müssen. In aller Herren Muttersprachen wird dieser Tage jubiliert. Das Bürgerliche hat sich durchgesetzt. Die ‚Nutten‘ sind weg, die männlichen, die weiblichen. Und der nächste Mieter wird dort einziehen. Die Sondereigentumsverwalterin hat dieser Tage wieder viel für ihr künftiges, berufliches Leben hinzugelernt.

Die Internationale der Hausbewohner ist erleichtert. Die rumänischen ‚Nutten‘ sind weg und werden nicht mehr wiederkehren. Die Erleichterung über diese Zustandsveränderung wird bis nach England rüberschwappen. So hat sich schließlich niemand eine attraktive Kapitalanlage vorgestellt.

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Weiterführende Links

Rotlicht – Milieustudien


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