Die Hausverwaltung empfiehlt: Klettert nicht an Fassaden rum, das ist hundsgefährlich!

Polizeiticker auf gesichtspunkte.de

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Pressemeldung

Eingabe: 22.10.2009 – 15:15 Uhr – Nr. # 2888

Sturz in die Tiefe

Wilmersdorf

Ein 23-Jähriger stürzte heute früh aus einem Mehrfamilienhaus in Wilmersdorf in die Tiefe und verletzte sich dabei schwer.

Gegen 5 Uhr 20 alarmierten Anwohner des Hauses in der Babelsberger Straße die Polizei, weil ein Mann über die Balkone auf das Dach geklettert war. Als die Polizisten den 23-Jährigen aufforderten, das Dach zu verlassen, lief dieser zunächst weiter bis zum nächsten Haus und kletterte von dort auf einen im sechsten Obergeschoss gelegenen Balkon. Dort starrte er in die Wohnung einer 54-jährigen Mieterin. Die Frau erschrak und forderte den Kletterer lautstark auf, ihren Balkon zu verlassen. Der junge Mann hangelte sich daraufhin an der Balkonbrüstung entlang und stürzte kurz darauf ohne Fremdeinwirkung in die Tiefe. Aufgrund der hohen Blumenrabatte überlebte der 23-Jährige den Sturz. Er kam mit einer Rippen- und Beckenfraktur zur stationären Behandlung in ein Krankenhaus. Die Gründe seiner Klettertour sind bislang unbekannt. Den Erkenntnissen der Kriminalpolizei zur Folge ist nicht von einem Einbruchsversuch auszugehen.

gesichtspunkte.de meint dazu:

***

Diese Meldung der Berliner Polizei mag uns aus mehreren Gründen nachdenklich stimmen.

Gefragt werden kann hier nach der Sicherung oberer Dachausstiege in den überwiegend Altbau-bebauten Straßenschluchten der Babelsberger Str. Hausverwaltungen müssen ihre Häuser daraufhin überprüfen, ob die oberen Dachausstiege fest verschlossen sind. Nicht nur klettern immer wieder heimlich unbekannte Mieter eines Hauses auf Dachflächen, beispielsweise um heimlich illegale Satellitenschüsseln auf das Dach zu montieren, wofür die Genehmigung des Eigentümers erforderlich ist. Der Hauskommissar Mike Kutsche hatte davon am 30.04.2008 bereits ein Foto angefertigt und es gelang auf konspirativen Umwegen direkt auf den Redaktions-Schreibtisch unserer Redaktion (hier).

Fest steht: Auf schwindelerregende Höhen dürfen nur Menschen mit geeigneter Zusatzausbildung klettern. Welche das sind, hatten wir u.a. hier berichtet. Dass solche Menschen auch andere Qualifikationen hätten, wurde u.a. hier von uns behauptet. Ungehörig an dem Verhalten des abstürzenden Laien (siehe Pressemeldung) auch das freche Hineinstarren in die Wohnung vom Balkon der 54-jährigen Mieterin. Pflanzt mehr Blumen, legt Rabatten an, damit sich die Dreistlinge wenigstens nicht zu Tode stürzen, lautet eine weitere Überlegung. Man muss mit allem rechnen.

Das alles ficht die Außendienstabteilung der Hausverwaltung nicht an. Sie ist seit Längerem für einen gewissenhaften Außendienst durch engagierte Haus- und Grundstücksverwalter eingetreten und hat auf ihrer Website derartiges immer wieder lauthals propagiert. Das entsprechende Beweisfoto ist hier noch einmal zum Zwecke der nachhaltigen Glaubhaftmachung erneut veröffentlicht (aufs Bild klicken) – Allen anderen sei dringend abgeraten, Fassaden und Dächer ungeschulter weise zu bekletttern, auch wenn der Film ‚Der Himmel über Berlin‚ (Wim Wenders) uns glauben macht, wir seien alle kleine Engelchen und könnten uns Berlin aus der Vogelperspektive ansehen. Leute – der Film ist ein modernes Märchen! Wir wollen der samtigen, knarzenden Stimme von Otto Sander vertrauen. Wir haben keinen Zweifel an der Integrität von Bruno Ganz. Wie aber -plumps, pardauz- aus einer Vogel- eine Froschperspektive werden kann, damit muss nun jeder rechnen, der derartiges versucht nachzuäffen.

Spiderman im Aussendienst (Quelle: gotthal.de)

Spiderman im Aussendienst (Quelle: gotthal.de)

2 Gedanken zu „Die Hausverwaltung empfiehlt: Klettert nicht an Fassaden rum, das ist hundsgefährlich!

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