609/2010: Firmenbewerbungen: Kompetenz und Realität, Anspruch und Erfüllung

Ach, ist der Rasen schön grün.

Häufig bekommen wir Anrufe von Firmen, die bei uns anfragen, ob sie sich bewerben dürfen. Meist sind diese Telefonate eigentlich schnell beendet. Denn die Grundaussage ist: Wir haben gute Firmen, wir wollen neue nur ausnahmsweise überprüfen und uns nicht täglich aufs Neue fragen, ob neue Besen besser kehren als alte. Denn bekanntlich liegt im stetigen Wechsel der Handwerksfirmen nicht nur das Glück selbst, sondern auch die Gefahr, auf unangenehme Geschäftsverbindungen zuzugreifen. Natürlich machen wir im Zeitpunkt der Initiativbewerbung des Handwerkers nur beste, gute Erfahrungen.

Dieser Tage bewirbt sich auch die Firma Reichelt aus Kleinmachnow (Berliner Umland, berolinisch: Berliner Speckgürtel), ein Garten- und Landschaftsbauer, der ‚die grüne Kompetenz‘ (Eigenwerbung) darstellt. Die Bewerbung erfolgt papieren per Post und man bedankt sich für das freundliche Telefonat. Gab es das? Ich hab es nicht geführt, siehe oben. Das macht nichts. Denn weil es so ein nettes Gespräch gewesen sei, so haben wieder andere die Post beachtet und man vermutet eine Art Verabredung zum Glück. Ah, das Angebot, tätig werden zu wollen, ist verabredet und wird erwartet.

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So ist es aber nicht. Im Bereich Garten- und Landschaftsbau habe ich einen ganzen „Sack voll Flöhe“ (umgangssprachlich ausgedrückt für diverse Geschäftsverbindungen) in einer tagesaktuell gepflegten Datenbank, die man als Handwerkerdatenbank und up to date bezeichnen könnte. Die Bewerbung ist umfassend und in großer Schrift geschrieben, seitenlang. Nach einigem Überfliegen finde ich auch eine Internetseite und entscheide mich für die bessere Wahl: Ich rufe die Homepage auf. Sie empfehle ich auch weiter, denn in ihr ist alles gesagt, was man für ein virtuelles Werbeschild bräuchte, wenn man nur wollte. Ich will erst einmal nicht, aber das ist keine Kritik an der Firma, die nur Bestes im Sinn hatte.

Was mich antreibt, das zu tun: Wer eine gutgemachte Seite im Netz hat, könnte Bewerbungsschreiben viel, viel kürzer fassen. Etwa so:

(Anfang)

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir würden gern mit Ihnen zusammenarbeiten. Weitere Informationen finden Sie auch im Internet und www.wir-sind-die-Schärfsten.de oder www.goldene-peperoni.de (alles nur Beispiele).

MfG

Maximilian Piepenbrink (* Name von der Redaktion geändert)

(Ende)

Denn wozu noch lange Bewerbungstexte? Weiterer Vorteil: Ein jeder vertiefe sich nur so tief und so lange in fremde Texte, als er zu lesen gerade noch imstande ist. Jeder ernsthaft, betriebene Betrieb (Doppelwort) verfügt über Internet. Allerdings müssen viele Websites wirklich noch ernsthaft aufgearbeitet werden und textlich-inhaltlich viel ernster genommen werden. Wer sich lediglich von einem sogenannten Profi marketingtechnisches Gedöns auf eine fertig konfektionierte Website schreiben lässt, wird den Ansprüchen nicht genügen, die Kunden stellen. Denn (Neu)Kunden merken schnell, ob sich jemand da was machen lassen hat, oder ob eine Firma richtig lebt. Mit Haut und Haaren. Das reicht. Mehr muss nicht sein.

Schont auch die Umwelt, und die vor allem. Spart Porto, Papier, Verpackung. Damit sie auch morgen noch so grün aussieht, wie auf der hiermit vorgestellten Website der Firma nett anzusehen. Als Zuwachs in unserer Handwerkerdatenbank, beispielsweise, sind eher nur solche Menschen zu finden, die einen profunden Weg zu uns gefunden haben: sei es durch Weiterempfehlung, überzeugendes, aber inhaltliches Auftreten oder schlicht „die richtige Kanalisierung“ bzw. einen „guten Ton. Palim, palim