Aktion: Aushänge für die Ewigkeit – traue keinem Aushang, den du nicht selbst gern lesen würdest…

Aktion: Aushang für die Ewigkeit

Aktion: Aushang für die Ewigkeit

Mit der Aktion: „Aushänge für die Ewigkeit“ weist das Büro Gotthal in Berlin als Hausverwalterin verschiedener Kunden im gesamten Stadtgebiet und Umgebung auf eine Sorgfaltspflicht von Autoren hin, die Aushänge, Rundschreiben (ob eckig oder rund, sei dahingestellt) verfassen und geradezu bedenkenlos unters Volk streuen. Als Außendienstler sind die Mitarbeiter der Verwaltung immer wieder darüber erstaunt, in welchen teils drastischen, unterdurchschnittlichen Rundschreiben Mietern und Wohnungseigentümern Informationsangebote und Diktate von Hausverwaltungen angetan werden. Manch Hausaushang ist schlicht unverständlich, nicht wenige enthalten groben Unfug, unzulässige Verallgemeinerungen oder schlichtweg keinerlei Aussage. Man fragt sich, was nun?

Allerdings werden wir die Aktion nicht „DsdSA“ (Deutschland sucht den Super-Aushang) nennen, weil das gerade naheliegend ist. Wer aber selbst direkt an einem Treppenhaus wohnt, und das dürften einige sein, die hier gelegentlich gern lesen, mache einmal mal die Probe aufs Exempel: mit geöffneten Augen durchs Treppenhaus, sehend was uns die Verwalterin des Hauses an guten Informationen anbietet? Ein Klingeltableau, das leicht überarbeitungsbedürftig erscheint, sehen wir fotografisch nachfolgend, mit dem Hinweis, dass auch das ein Display mit einer Informationsvermutung ist: Im Mehrfamilienhaus wollen wir nicht irrlichtern und suchen, und das Tableau sollte  uns etwas darüber sagen, welche Menschen hier im Haus wohnen. In diesem Fall allerdings eher nicht: kaum ein Namensschild ist lesbar, eine Menge Namen fehlen, das Tableau scheint seine wesentliche Bedeutung eingebüßt zu haben. Hier konstatieren wir einen verwalterischen Kollaps, einen Stillstand in der Fortsetzung von notwendigem Alltagsgeschäft, Resignation, Rückzug auf Schreibtischtäterei, die die Zustände an Ort und Stelle nicht einmal mehr zur Kenntnis nimmt.

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Klingeltableau - irgendwo in Kreuzberg

Klingeltableau - irgendwo in Kreuzberg

Schuld sind in diesem Fall die anderen, vermuten sie: die örtliche Umgebung und ihre Usancen, marodierende Jugendliche, die alles vollsprayen. Wir selbst sehen hier deutlich eine untätig gebliebene Hausverwaltung, die offensive Gegenstrategien und Kontinuität und Beharrlichkeit an den Tag legen muss, will sie die Dinge zum Besseren wenden. Am Ende stellt manches Informationsangebot in einem Mehrfamilienhaus einen Schandfleck dar. Das Gegenteil dessen: Informationsverweigerung.  Die Lethargie der Hausbewohner ist schwer verständlich. Graffito-Künstler-Täter werden selten nur bestraft, oft sind die Täter noch nicht einmal strafmündig. Anderswo lesen wir, dass die Nichtbeseitigung von Graffitos einem Amtsrichter als Mietminderungsgrund gefällt.

Graffiti-Sprühereien am Gebäude, die die Nutzbarkeit der Mieträume zum vertraglich vereinbarten Zweck nicht großartig beeinträchtigen, sind kein Grund zur Minderung (AG Leipzig 49 C 5267/00).

War die Haufassade beim Einzug unversehrt und überschreitet der Umfang der Graffiti das Maß des Ortsüblichen, kann ein Mietmangel vorliegen, der zur Mietminderung berechtigt. (AG Charlottenburg, Urteil v. 22.06.2006, 233 C 47/06)

Mieter können von ihrem Vermieter verlangen, Graffiti an der Hausfassade zu beseitigen. Die gesprühten Malereien gelten als Mängel an der Mietsache (Amtsgericht Charlottenburg Az.: 233 C 47/06)“ – Urteile in dieser Richtung

Klar ist: es war niemand aus diesem Haus, der diesen Rechtsstreit führte. Wohnungseigentümer und Mieter resignieren angesichts einer gewissen Ortsüblichkeit. Auf Nachfrage erfahren wir, es sei nun mal diese Gegend. In uns regt sich Widerspruch, aber das tut nichts zur Sache. Man hätte die Sache nicht jahrelang so liegen lassen dürfen. Kreuzberg ist keineswegs ’so eine Gegend‘, wie andere Immobilien im selben Stadtbezirk vielfältig unter Beweis stellen. Zurück zum Kernthema dieses Beitrags: Aushänge ….

Aus diesem Grund hat die Hausverwaltung vor längerem in einer Ecke ihrer Firmenwebsite die Rubrik Arbeitsproben eingerichtet. Dort veröffentlicht sie Muster-Aushänge, von denen sie meint, dass diese inhaltlich gut durchdacht und damit relevant sind. Relevant durch umfassende Behandlung, gründliche Gedankengänge und ergänzt um nützliche weitere Gesichtspunkte zum jeweiligen Thema in einer lesbaren Länge, die einem im Hausflur gerade noch zugemutet werden kann. Darf. Natürlich kann man gerade auch darüber trefflich streiten. Im Einzelfall enthält ein Aushang auch andere Informationen, die beispielsweise genauer auf ein bestimmtes Kernproblem zugeschnitten sind. Ein Aushang ist eine Kommunikation. Und die sollte passen.

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Passt sie nicht, ist der Aushang irrelevant. Treffen mehrerer solcher Rohrkrepierer in der Wohnanlage ein, wird’s brisant. Es verfestigt sich die Meinung, dass Aushänge einer bestimmten Hausverwaltung grundsätzlich nicht lesenswert sind, dass der Verfasser eventuell einen zu begrenzten Horizont unter Beweis stellt. Dabei ist eigentlich ganz einfach, relevante Mitteilungen zu verfassen.

Relevante Aushänge sind zugleich auch die Erinnerung an eine Art von Hausordnung, die wie auch immer geregelt ist: im mietvertraglichen Mustervordruck eines Bundesministers für Justiz oder auch in der individuell erarbeiteten. Oder in derjenigen Fassung, die vorher noch niemals erschienen war. Denn niemals kann alles verbindlich im Vorhinein festgeklopft werden, was hinterher passiert. Dass daher manch guter Aushang sogar die Hausordnung um gemeinschaftlich empfehlenswerte Spielregeln erweitern dürfte, wird demjenigen klar, der zu Aushängen Quellenstudien anstellt. In einer WEG in Berlin-Kreuzberg, deren Klingeltableau viel besser aussieht als das obige, sinnierten gestern die Verwaltungsbeiräte über die Frage per Frage-/Antwort-Email nach, ob Schuhe, Regale, Blumentöpfe Dinge sind, die im Treppenhaus stehen dürfen oder nicht? Die Bauaufsicht sagt von diesen Sachen, das seien Brandlasten. Genau genommen müssten Fußmatten vor Wohnungseingangstüren eine höhere Brandschutzklasse (schwer entflammbar) haben. In der Praxis kümmert das allerdings niemand. Stattdessen finden wir hier und da Feuerlöscher in Wohnanlagen vor, die aufgrund fehlender gesetzlicher Regelung in Wohngebäuden in Berlin nicht vorgeschrieben sind, aber regelmäßig gewartet werden müssen. Sollen Verwalter sich das Gütesiegel des Fußabtreters vor der Wohnungstüre nachweisen lassen und per Aushang regelmäßig an diese Gesichtspunkte erinnern? Kaum denkbar.

Erstens lässt man diejenigen Aushänge weg, die nicht relevant sind.  Zweitens schreibe man nur selten welche. Eben immer dann, wenn es wirklich wichtig ist. Die Aktion ist damit zugleich ein Appell an gezielte Arbeitsvermeidung. Auf Zuruf eines Hausbewohners ihm zum Gefallen einen Aushang herauszuschießen, mag den Anrufer kurzzeitig befriedigen. Besser aber ist, in einen aktiven Dialog mit dem Anrufer einzusteigen, welche Gründe -im Grunde genommen- eher gegen einen allgemeingültigen Aushang sprechen. Im Zweifel gibt es immer mehrere, und auch denjenigen, dass irrelevante Hausaushänge Spamcharakter haben. Vermeidbare, niemals geschriebene Aushänge sind ein aktiver Beitrag zu einem besseren Umweltschutz, auch einem geistigen…

Themenvorschläge für weitere Musteraushänge, auch Änderungsempfehlungen zu bereits veröffentlichten Aushängen mit Begründung, bitte gern an die Redaktion von gesichtspunkte.de.

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Beiträge zum Thema Aushang (auf gesichtspunkte.de)

Website büro.gotthal

Wissenswertes zum Aushang (auf gotthal.de)

Ein Gedanke zu „Aktion: Aushänge für die Ewigkeit – traue keinem Aushang, den du nicht selbst gern lesen würdest…

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