Der große Bohei: Die Wartung von Feuerlöschern ist eventuell ein Nullsummenspiel

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Feuerlöscher

Feuerlöscher

Zitat Dieser Vertrag hat für Sie den Vorteil, dass Sie sich nicht um die termingerechte Prüfung Ihrer Feuerlöscher bemühen müssen. Wir sichern lhnen eine termin- und sachgerechte Wartung entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen zu und informieren Sie rechtzeitig.“ (aus einem Firmenanschreiben mit Wartungsvertragsangebot)

Ja, genau, so etwas liest sich bequem und klingt nach Rundum-Sorglospaket. Genau das brauchen wir: Wartungsverträge noch und nöcher, damit das Leben nicht lebensgefährlich ist oder wird. Auch der Betrag ist eher klein. Für eine Wohnanlage in Berlin-Kreuzberg kostet die Wartung (die alle zwei Jahre durchgeführt werden soll) 9,40 € pro Gerät, dazu (falls erforderlich) eine Behälterinnenprüfung 5,00€ pro Gerät und ein Prüfsiegelset 4,-€.

Es gibt sogar einen Bundesverband für Feuerlöschgeräte und -anlagen (BFVA) mit Sitz in Hagen, das ist da, wo die Popsängerin Nena herkommt. Sagt die bewerbende Firma. Allerdings stimmt das nicht, bei genauer Recherche stellt sich raus: Mit Sitz in Kassel heißt das Ding allerdings Bundesverbrand (Schreibfehler absichtlich) Brandschutzbetriebe e.V.. Der werbende, immer wieder verwendete Textbaustein wird offensichtlich hinsichtl. seiner Richtigkeit nur selten gepflegt. Was wiederum den Empfänger derartiger Schreiben aber eher verunsichert. Genießt der Anbieter, der mir da schreibt, zu Recht mein Vertrauen?

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Derartige Arbeiten unterliegen der DIN 14406 (Teil 4). Doch das Beste ist: Die Bereithaltung von Feuerlöschern in Wohnanlagen ist (in Berlin) gar nicht mal generell vorgeschrieben, womit wir nicht die Ausnahmesituation meinen, dass sie in einer bestimmten Wohnanlage doch vorgeschrieben sind, weil es sich aus den Besonderheiten der Wohnanlage ergibt. Die marketinginteressierte Fachfirma weist zusätzlich auch noch darauf hin, dass sie auch Installation und Wartung (aha! Wartung auch wieder) funkvernetzter Brandmelder anbieten kann. Ein Ausbund an Unklarheit entsteht dem gewissenhaft arbeitenden Hausverwalter durch Sätze wie diese, wörtlich zitiert:

Zitat Diese Ausstattung gehört übrigens bereits in einigen Bundesländern für Wohnstätten und öffentliche Gebäude zur gesetzlichen Pflicht. Auch Berlin wird sich dem auf Dauer nicht verschließen können.“ (Zitat Werbeanschreiben)

Das ist natürlich im ersten Satz Kohl, aber auch (im zweiten Satz) ein bisschen ehrlich. Wenigstens ist der zweite Satz noch hinzugefügt worden, den man schnell überlesen kann. Hausverwalter im Vollrausch? Im Wartungsrausch? Für alles gibt es Verträge, und welche man tatsächlich abschliesst und welche man besser lässt, darüber lässt sich schlecht generalisierend etwas sagen. Aber folgendes dürfte auf jeden Fall richtig sein: Wenn keine Feuerlöscher vorgeschrieben sind, muss es auch keine geben. Denn das treibt nur die (zweite) Miete hoch (bzw. die umgelegten Betriebskosten). Wo Brandmelder nicht Pflicht sind, sind keine anzuschaffen. Weder für Feuerlöscher noch für Brandmelder muss man unbesorgt und auf die Schnelle Wartungsverträge abschliessen. Da fällt uns noch der Heizkostenverteiler ein, den die Heizkostenverteilerfirmen gerne mit Wartungsverträgen verkaufen oder -was noch schlimmer ist, bei Centartikeln (oder sagt man nach wie vor Pfennigartikeln?) vermieten.

Das alles sind Kostenfallen und nichts anderes als die Obendraufumlage von Wartung, Sorglospaketen und grossem Marketing-Bohei. Und dann auch noch Kündigungsfristen von zwei Jahren, für Feuerlöscher, die nur dann gültig sind, wenn sie drei Monate zuvor gekündigt werden. Hier hat der Verwalter gar nichts mehr an Sorgen, außer Termine zu verwalten, wie beispielsweise auch noch unvorteilhafte Kündigungsfristen. Die Zeche für sowas zahlen die verwalteten Mieter und Eigentümer.

Deshalb die Empfehlung: restriktiv mit solchen Sorglospaketen umgehen und diese möglichst nicht abschliessen. Wenn aber doch, dann mit eigenen, individuellen Regeln schneller Kündbarkeit usw…und nicht jeden Mist im Leben mit Wartungsverträgen regeln. Oder eventuell aber doch? Denn im Gegensatz zu vielen anderen Firmen, deren genaue Tätigkeit eher ein Geheimnis bleiben wird,  sind wir zumindest in Dresden doch fündig geworden, bei einer Firma namens Brandschutz-Passin, die sogar detailliert ins Netz gestelllt hat, wie Feuerlöscher ordentlich gewartet werden. Für diese Website dicke Pluspunkte, die detaillierte Beschreibung ist hier zu finden.


(Arthur Brown – Fire, 1968)