1494/12: Jahreszeiten: Bei kühler Witterung mache ich mir warme Gedanken und prokrastiniere möglichst nicht!

Nach manchen jahreszeitlichen Problemen kann der geübte Routinier auf dem Gebiet der Wohnungseigentumsverwaltung die Eieruhr stellen. Sie kommen unabweisbar auf einen zu. So Probleme, die „auf der Hand liegen“. Eins davon heißt „Den letzten beißen die Hunde“. So wie in Berlin-Spandau. Dort melden sich im einbrechenden sibirischen Winter stets die Mieter aus dem Dachgeschoß. Bei genauerem Überlegen aber nicht die Wohnungseigentümer derselben Anlage, die wir eigentlich verwalten. Melden tun sich immer nur die Mieter, denen es dann zu kalt ist. Der Winter ist auch die Zeit für eine „vorgeschlagene Mietminderung“, man habe 15,2° Celsius gemessen. Man werde einen Radiator „dazustellen“, damit es endlich warm wird.


Blaue Flecken und Blessuren

Blaue Flecken und Blessuren

Immer melden sich die Mieter, nicht bei uns, aber bei dem vermietenden Wohnungseigentümer. Und immer isoliert der WEG-Verwalter dies Problem und sagt sich vor seinem inneren, geistigen Auge, das Problem sei ein Einzelproblem, denn nur dieser eine Mieter beschwert sich ja. Einerseits ist es eine Gemengelage, die an die Zuständigkeit des WEG-Verwalters appelliert. Ist die Heizungsanlage nicht hinreichend befüllt, muss sie nachgefüllt (und entlüftet) werden. Das eine muss unten der Hauswart erledigen und nicht der Mieter. Das andere darf und sollte dem Mieter wohl zugemutet werden. Hat er überhaupt einen Entlüftungsschlüssel für die obersten Heizkörper. Die Besonderheit: Im obersten Geschoss sind noch Heizkörper, eins drüber nicht mehr.

Ein Vermieter hat Heizkörper bis ganz nach oben ins Dach verzogen und diese an die Heizungsanlage angeschlossen vor Jahren. Er hat das anders gemacht, als die daneben wohnenden Eigentümer, die das Dachgeschoss einer vergleichbaren Maisonette-Wohnung mit einer eigenen Gastherme separat und autark versorgen. Mit der Folge, dass sie sich bspw. niemals melden? Die Verwalterin fragt sich das jetzt, weil es gerade so kalt ist und weil Mieter ihren eigenen „Erlebnisdruck“ gern an ihren Vermieter weitergeben. Dann ist er leichter auszuhalten. Weil sich andere kümmern müssen. Denkt sich auch der Vermieter und gibt den Druck an die Verwalterin weiter. Verwalterin, tu wat!

Die Nachfrage bei der Fa. Sünder Heizungstechnik (* Name geändert) in Reinickendorf, die die Anlage betreut, bestätigt die Grundannahme. Ja, das ist auch ein Projekt für wärmere Zeiten, will man meinen. Reicht der Anlagendruck aufgrund der Konzeption der Heizungsanlage mit Sicherheitsventil und Ausdehnungsgefäß nicht aus, kann man hochwertigere einbauen, die in der Lage sind, einen wesentlich höheren Druck aufzubauen. Das muss aber zur vorhandenen Heizungsanlage auch passen und die Frage ist, ob die Anlage selbst hierfür geeignet bzw. ausgelegt ist. Mit anderen Worten: Die Arbeiten können witterungsbedingt derzeit gerade nicht ausgeführt werden und werden vertagt. Sie sind jetzt im Computerlogbuch von Raumschiff Enterprise notiert für „bessere Zeiten“, das sind jene Zeiten, in denen man nichts anderes zu tun hat als der Frage nachzugehen, ob man die Anlage nicht auch besser betreiben könnte? Also über den Tellerrand der Reparaturveranlassung hinausgeblickt.

In Berlin-Wilmersdorf hat der Sohn seiner Mutter einen Studienfreund aus gemeinsamen Zeiten an der Universität. Der Freund ist nach Frankfurt/Main weggezogen und hat nach dem erfolgreichen Jurastudium den Rechtsanwalt arbeitsmäßig übernommen zu spielen. Sohn Wilmersdorf von Muttern hatte das Studium abgebrochen und war was anderes geworden. Dieser Tage sind beide wieder in gutem Kontakt. Nun schreibt Studienfreund mit Sitz am Main in „Mainhattan“ dem Verwalter in Berlin, dass er bitte jetzt die Fenster der mütterlichen Wohnung auszutauschen habe. Das ist auch längst beschlossen, wurde aber aus Gründen „der bevorstehenden Witterung“ (Aha! Wintereinbruch droht!) vertagt aufs Frühjahr 2012. Der Rattenschwanz jener Ortstermine und Gespräche ist lang. Was jetzt stört, ist dieser „jung´sche Rechtsanwalt“, der zur Unzeit Probleme seiner eigenen mangelnden Einarbeitung im Schriftlichen reklamiert und hierfür harsche Fristen setzt.

Die Verwalterin hat aber jetzt andere Prioritäten. Sie hat den Eingang des Schreibens bestätigt Anfang Januar. Und ansonsten gesagt: „NJET“, russisch für „Nein“. Jetzt meldet sich der „jung´sche Rechtsanwalt“ wieder und schreibt „um des Kaiser´s alten Bart“ herum.  Nein, um Fenster kümmert sich jetzt gerade niemand. Zu kalt.

In Berlin-Wilmersdorf in der Geier-Apotheke (* Name geändert) im Erdgeschoss sagen die Mitarbeiter, im Verkaufsraum der Apotheke sei es jetzt zu kalt. Sie rufen die Verwalterin an. Die Verwalterin darf nichts dazu sagen: die Apotheker mögen sich bitte an den Vermieter wenden. Aus Rechtsgründen keine Auskunft. Natürlich ruft die Vermieterin danach bei uns an und dann bis zu fünfmal verschiedene Mitarbeiter der Apotheke. Das nennt man die Schwarmtheorie. Dass die Vermieterin technisch unbedarft ist und immer zunächst nach einer hilfreichen Verwaltung sucht, die ihr Problem beseitig, ist klar. Ihr drohendes Problem ist nicht, dass es kalt ist. Ihr Problem ist, dass die anderen da ein Problem haben und möglicherweise eine Mietminderung droht. Auf die Idee, die Heizkörper mehrfach auf- und zuzudrehen, weil die Thermostatventil-Stifte möglicherweise lange Zeit nicht betätigt worden sind, kommt niemand. Auch das Entlüften der Heizkörper schlägt niemand den Mietern vor.

Specksteinofen: Voll im Trend ist das Zuheizen mit additiven Heizquellen wie Kamin- oder Specksteinöfen. Nicht ganz billig, ist die Aufstellung aber dann durchaus als sparsame Beheizungsquelle anzusehen. Holz ist ein natürlicher Brennstoff.

Am Ende muss man wohl sagen, dass ein Apotheken-Vermieter auch nicht schlecht beraten ist, seinen WEG-Verwalter zu beauftragen, für „schmales Salär“ dessen Sondereigentum zu verwalten. Der hält ihm dann gegen Bezahlung derartige Probleme „vom Hals“. Macht er aber nicht. Muss er also selbst klarkommen.

 (EP)

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