Zitat des Tages: Ex-Finanzsenator Thilo Sarrazins Meinung über Japaner, Türken und Kosovaren

Positionen

Zitat Mit einem Kopftuchmädchen geplaudert. Sie hofft, dass es im Herbst mit der Juniorprofessur was wird.“ (über twitter.com/udovetter), wunderbarer Tweet

Der jüngst in die Schlagzeilen gekommene, ehemalige Finanzsenator und jetzige Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin hat eine Rede vor Vertretern der Berliner Wirtschaft gehalten. Die Süddeutsche Zeitung berichtete darüber u.a. wie folgt:

Zitat Tatsächlich redet Sarrazin an einer Stelle seiner Rede über „die Japaner“: Als „junger Beamter“ beim Internationalen Währungsfonds (IWF) habe er selbst erlebt, dass „die Japaner Englisch zwar verstanden, aber nicht selber sprechen konnten“. Ja, so ist der Japaner.

Einige Gäste runzeln die Stirn, die Journalisten tippen hektisch auf ihren Laptops. Sarrazin wittert die Gefahr und fügt hinzu: „Das hat sich mittlerweile auch gegeben, die Japaner sprechen heute sehr gut Englisch.“ Einmal klingelt mitten im Fachvortrag das Handy. Der Klingelton erinnert an „Emergency Room“, an Alarm im Krankenhaus. „Ich habe den Ton gewählt, damit er sich von allen anderen unterscheidet“, kommentiert Sarrazin, der Nonkonformist.“ (kompletter Beitrag hier)

Das klingt, als hätte Sarrazin aus den letzten Tagen etwas gelernt. Die Hinzufügung, Japaner sprechen heute sehr gut Englisch, hat die Situation gerade noch gerettet, vermutet man.

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Gleichwohl erscheinen uns auch die neuen Aussagen über die Japaner wie dasselbe (zu einfache) Denkschema, dass Sarrazin stets hegt, wenn es ihm darum geht, gesellschaftliche Entwicklungen zu kritisieren: immer sind es Grüppchen. Mal HartzIV-Empfänger, mal Japaner, die Türken und die Kosovaren. Man möchte doch meinen, einer wie Sarrazin, der hat ein hohes Level Bildung und wozu muss er dann immer so verallgemeinern? Um verstanden zu werden? Oder versteht nur der Rest der Welt seine Vereinfachungen überempfindlich falsch?

Tatsächlich sehr feinsinnig sind die treffsicher analysierten Beobachtungen der Süddeutschen unmittelbar nach dem Parforceritt des Ex-Senators. Sarrazin steht jetzt im Scherenschritt vor dem beruflichen Aus bei der Bundesbank, worüber schon spekuliert wird. Andererseits gibt er die ‚Kohl’sche Aussitzstrategie‘, um den öffentlichen Fauxpas eines umfassenden Interviews mit verbalen Stockschlägen gegen verschiedene Gruppen der bundesdeutschen Gesellschaft möglichst in die Bedeutungslosigkeit zu verbannen. Der Süddeutschen zufolge prüft nun aber die Berliner Staatsanwaltschaft, ob die Äußerungen von Sarrazin strafrechtlich relevant sind.

Sarrazin hatte insbesondere folgende Äußerungen im Interview von sich gegeben:

„Die Türken erobern Deutschland genauso, wie die Kosovaren das Kosovo erobert haben: durch eine höhere Geburtenrate.“ Der Vollständigkeit halber sollte aber dieses Zitat ein bisschen ausführlicher erfolgen, denn Sarrazin sagte, m.E. zutreffender zitiert:

Zitat […] Die Türken erobern Deutschland genauso, wie die Kosovaren das Kosovo erobert haben: durch eine höhere Geburtenrate. Das würde mir gefallen, wenn es osteuropäische Juden wären mit einem um 15 Prozent höheren IQ als dem der deutschen Bevölkerung. Ich habe dazu keine Lust bei Bevölkerungsgruppen, die ihre Bringschuld zur Integration nicht akzeptieren, und auch, weil es extrem viel Geld kostet und wir in den nächsten Jahrzehnten genügend andere große Herausforderungen zu bewältigen haben. […] (mit Dank dafür an RA Hoenig, hier)

Und: „Ich muss niemanden anerkennen, der vom Staat lebt, diesen Staat ablehnt, für die Ausbildung seiner Kinder nicht vernünftig sorgt und ständig neue kleine Kopftuchmädchen produziert.“ –

Zitat Es ist ein Skandal, wenn türkische Jungen nicht auf weibliche Lehrer hören, weil ihre Kultur so ist. Integration ist eine Leistung dessen, der sich integriert. Jemanden, der nichts tut, muss ich auch nicht anerkennen. Ich muss niemanden anerkennen, der vom Staat lebt, diesen Staat ablehnt, für die Ausbildung seiner Kinder nicht vernünftig sorgt und ständig neue kleine Kopftuchmädchen produziert. Das gilt für siebzig Prozent der türkischen und für neunzig Prozent der arabischen Bevölkerung in Berlin. Viele von ihnen wollen keine Integration, sondern ihren Stiefel leben. Zudem pflegen sie eine Mentalität, die als gesamtstaatliche Mentalität aggressiv und atavistisch ist. […] (mit Dank dafür an RA Hoenig, hier)

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Würde Sarrazin denn alle anderen, die vom Staat leben, diesen ablehnen, aber keine Kopftuchmädchen produzieren, nicht ebenso kritisieren? Es ist insbesondere die Verlängerung der aufzählenden Beschreibungen einer ganz bestimmten Gruppe, die er hätte einfach weglassen können. Rhetorisch brillant hätte er allerdings auch zu diesem Satz noch hinzufügen können, ganz nach Art seiner Japaner-Beobachtungen: ‚Das hat sich mittlerweile auch gegeben, mit den Kopftüchern.‘ – Relativier….!

Wobei man sich diese Aussagen mal auf der Zunge zergehen lassen sollte. Bundesbankchef Weber ist schon deutlich auf Distanz zu diesen Aussagen des Bundesbankvorstands Controlling Thilo Sarrazin gegangen. Abwarten. Die nächsten Tage werden Entscheidungen bringen, oder schon die nächsten Stunden?

Über richtig oder falsch in den Worten Sarrazins zu urteilen, wird gesichtspunkte.de unterlassen stellvertretend für Leser zu bewerten. Sarrazin muss nur aufpassen mit seiner Ausdrucksweise. Die ist oft ein gefundenes Fressen und auch von daher überflüssig, wie ein Kropf. Vor allem in seiner beruflichen Rolle als Bundesbank-Vorstand kann er derartiges einfach nicht bringen, ob in Kurz- oder Langfassung. Weber hat Recht, wenn er das zu bedenken gibt. Menschen sind nun mal nicht so verallgemeinernd zu beschreiben, sondern immer nur individuell und unabhängig von ihrer Herkunft aus einem bestimmten Staat. Die Probleme in Neukölln sind nicht türkische Probleme, sondern die Probleme Neuköllns. Hausgemachte eigene Probleme. U.a. auch verfehlte Ausländerintegration.

Weiterführende Links

SPIEGEL SPAM Neue Erkenntnisse von Thilo Sarrazin

Spreeblick Dezidierte Meinung zu Sarrazins Äußerungen

Netzzeitung Der ‚unkommode‘ Thilo Sarrazin

Tagesspiegel Sarrazin ist nah dran und doch daneben (vom 08.10.09) – Fakten, Fakten….