1380/11: Bürowissen: Der Testanruf, der erreichbare Verwalter, zuviel und zu wenig Informationen bei der Suche nach Verwaltern!

Ich sitze hier am Telefon
von früh bis in die Nacht
Ich weiß, es ist der blanke Hohn,
Was du mit mir machst,
Was du mit mir machst
Ich sitze hier am Telefon
von früh bis in die Nacht
Ich weiß, es ist der blanke Hohn,
Was du mit mir machst,
Was du mit mir machst
#Ideal,  „Telefon“ (1981) 

Im Grunde genommen gibt es nichts, was es nicht gibt im Beruf des Haus- und Grundstücksverwalters. Ein jeder ist ein Rädchen im Mahlwerk des Üblichen. Aber was ist üblich? Üblich ist beispielsweise die mehrmals wöchentliche Zelebrierung fester Sprechzeiten. Lustig ist das schon, was sich einige Branchenkollegen so ausdenken, wie sie wünschen, erreichbar zu sein. Es gibt die „rund um die Uhr“-Philosofischen, die geben einfach alles raus, was sie so zu bieten haben. Auch die eigene Handynummer.  Always on the road.

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 Telefon – Ideal (via Youtube)  

Im Urlaub wird´s dann problematisch. Das andere Extrem sind Verwalterkollegen, die sich ein „Timetable“ an Wochentagen stricken, das z.B. so aussieht: Montag 09 bis 11:30 Uhr – Dienstag 14 bis 16:15 Uhr – Mittwoch gar nicht – Donnerstag 07 bis 09:00 Uhr – Freitag 10 bis 12 Uhr. Um es kurz zu machen: solche Sprechzeiten-Module sind ein Treppenwitz im Leben eines gewöhnlichen Hausbewohners im Zusammenhang mit mehr als einer Familie, dem Mehrfamilienhaus. So etwas kann sich niemand merken und der Bedarf, eine Hausverwaltung anzurufen, ist mehr oder minder auch von Zufällen abhängig.  Deswegen müssen Sprechzeiten leicht zu merken sein und nicht erst nach Einnahme förderlicher Medikamente, wie Tai Ginseng oder Sheng-Fui-Gemüse.

Wir haben einen Mittelweg „gestrickt“, der u.E. ein guter Kompromiss ist.

Einerseits sind wir jeden Tag um die gleiche Zeit erreichbar. Wir sind werktags zwischen 09 und 12 Uhr erreichbar. Einfach zu merken und auch gerade nicht „rund um die Uhr“.

Jetzt liegt die Bewerbung in Berlin-Friedenau vor und die Eigentümer lesen sie mit Interesse. Das ist auch der Grund, warum ich eine klitzekleine Begebenheit heute erinnerungshalber festhalte.

Frau Halmackenreuter (* Name Loriot zu Ehren geändert) hat hier einen anderen Namen, denn sie genießt Tatenschutz. Die Öffentlichkeit hat nämlich kein Recht zu erfahren, wer sie wirklich ist. Aber es gibt sie, versprochen. Frau H. hat gestern bei uns angerufen. Sie sagt, wir haben eine Bewerbung abgegeben, beim Verwaltungsbeirat der Anlage und die liegt ihr jetzt vor. Ich habe nicht mit ihr gesprochen, jemand anderes aus unserem Büro war es. Und was wir denn jetzt für sie tun könnten? Gar nichts. Sagt sie. Gar nichts.

Hmmmhhh, darüber denkt man nach. Warum gar nichts? Nun, ich fasse mich kurz. Sie sagt, das war jetzt ihr Testanruf. Ob es uns auch wirklich gibt?

Was?

Sie erläutert es noch ein bisschen, bevor sie auflegt. Das ist so eine Sache mit den Hausverwaltern, sagt sie. Das ist ihre Erfahrung. Die sagen den Kunden, da sind wir und wir wollen den Job machen. Dann beauftragt man sie und dann gehen die nicht mehr ans Telefon. Also ein Testanruf: ob dieser Verwalter tatsächlich auch telefonisch erreichbar ist. Sind wir. Sie ist beruhigt. Diesen Test haben wir bestanden.

Aus welchem Grund auch immer Wohnungseigentümer später einen anderen Verwalter mit der Verwaltung ihres Anwesens beauftragen: Wir haben darauf kaum Einfluss. Und doch wollen wir gern wissen, warum man uns nimmt? Und wir wollen wissen, warum man uns nicht nimmt? Möglichst genau, Punkt für Punkt. Um daraus zu lernen. Zwei Absagen haben wir kürzlich kassiert von Wohnungseigentümern. Mit beiden Gemeinschaften haben wir darüber gesprochen, warum wir nicht? Interessant.

  • Die einen sagen, sie haben sich jetzt für eine Verwaltung entschieden, da ist ein Rechtsanwaltsbüro im Hintergrund. Das sieht ein bisschen so aus, als hätten sie gern kostenlosen Rechtsrat, denke ich dabei. Nun, mit unserem rechtlichen Wissen brauchen wir uns nun wirklich nicht zu verstecken. Auch in komplizierten Fällen. Alles schon erlebt. Aber schreibt man das in eine Verwalterbewerbung hinein? Dass sowieso jeder gute Verwalter mit „einigem Lebendgeschäft“ mindestens einen Rechtsanwalt im Hintergrund hat? Geschrieben haben sogar was vom „3-Säulen-„Modell der Verwaltung von Wohnungseigentum: kaufmännisch, rechtlich, technisch.  Wir haben es geschrieben. Der Vorzeigenutzen davon hat aber nicht ausgereicht. 
  • Apropos schreiben, viel schreiben: In einer anderen WEG meldet sich der Verwaltungsbeirats-Vorsitzende etwas kleinlaut. Er habe „uns“ nicht „durchgekriegt“ bei den Anderen. Woran es gelegen hat? „Sie haben auf uns einen unglaublich kompetenten Eindruck gemacht, das ist keine Frage, hoch professionell. Aber Sie haben uns mit Informationen erschlagen!“ – Hmmmhh, das gibt Sinn: zu viel Information abgegeben.
Wabi und Sabi sind Wasabi! Scharf! #Linktipp

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Das Verwalterangebot umfasste siebzehn Seiten Text, bestehend aus Bewerbung, Angebot, Selbstdarstellung, Beschlussantragsentwurf für Verwalterbestellung und Verwaltervertrags-Muster. In unseren Augen gehören all diese Sachen in ein solches Angebot hinein. Es umfasst körperlich als „Gesamtangebot“ eine ausführliche Vorbefassung denkbarer Neukunden mit der Möglichkeit, einen neuen Verwalter zu bestellen. Dazu gehört die Absicht der vertraglichen Regelung. Wer Bestandteile wie diese weglässt, verschafft sich eine Lücke. Eine Wissenslücke. Na klar: Man kann ein Angebot auch kurz fassen, zwei Seiten maximal, weniger kaum denkbar. Diese Frage des „wie viel Informationen soll man eventuellen Neukunden zumuten“, kann ich heute und hier unmöglich abschließend beantworten.

Aber ich kann sagen, dass mir Frau Halmackenreuter und ihr „Testanruf“ so auch noch nicht passiert ist und dass ich das ziemlich besorgniserregend finde: dass Verwalter am Start sind, die gar nicht erreichbar sind. Diese Testanruferin, die war ziemlich schlau. Sie hat das Herz auf dem rechten Fleck.

Und über alle Anderen denke ich nochmal in Ruhe nach. Über die, die Rechtsanwälte im Hintergrund haben wollen, es aber nicht sagen. Und über Wohnungseigentümer, Verwaltungsbeiräte und ihre Vorauswahl und das Ergebnis, dass Leute beunruhigt sind, zu viel Informationen in einer Verwalterbewerbung angeboten bekommen zu haben. Zu viel, zu wenig oder gerade richtig. Wie sieht eine ideale Verwalterbewerbung aus?

 Weblotse

 

(EP)

 

 

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