Positionen: Compliance ist ein schickes Fremdwort mit tiefgehender Relevanz für den Alltag

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Compliance

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Das Fremdwort „Compliance“ hört sich erst einmal schick an. Doch es hat eine tiefgehende Bedeutung. Wikipedia erklärt uns das Wort in betriebswirtschaftlicher Hinsicht auszugsweise wie folgt:

Zitat In der betriebswirtschaftlichen Fachsprache wird der Begriff Compliance bzw. Komplianz verwendet, um die Einhaltung von Gesetzen und Richtlinien, aber auch freiwilligen Kodizes, in Unternehmen zu bezeichnen. Im Deutschen kann, sofern nicht der englische Begriff verwendet wird, von Regelüberwachung oder einfach Überwachung gesprochen werden. Die Sicherstellung von Compliance/Regelüberwachung in Unternehmen können organisatorische Maßnahmen stützen. Hierzu richten vor allem Kreditinstitute und Finanzdienstleister, Compliance/Überwachungs-Abteilungen ein. Sie wachen beispielsweise darüber, dass die nationalen und internationalen Gesetze und Richtlinien gegen kriminelle Handlungen (z. B. Betrug), Finanzsanktionen, Marktmissbrauch, Interessenkonflikte, Insiderhandel, Geldwäsche oder zum Datenschutz eingehalten werden.“

Mitarbeiter von Hausverwaltungsgesellschaften haben mit diesem Begriff beruflich zu tun, oder mit anderen, früher verwendeten Begriffen, die auch bekannt sind: Es geht um Betrug, Bestechung, unredliches Geschäftsgebaren. Derartiges ist in vielerlei Hinsicht denkbar:

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Polizeischild von 1852

Polizeischild von 1852

– Ein Bauunternehmer möchte einen bestimmten Großauftrag erhalten. Er bietet der Hausverwaltung an, eine heimliche Bestechungsprovision zu zahlen, wenn der Auftrag an ihn geht. Im Vordergrund der Entscheidung über die Auftragsvergabe steht nicht die Preiswürdigkeit des Angebots, die nachweisliche Referenz mehrerer ähnlicher, problemfrei abgewickelter Bauvorhaben, sondern die persönliche Vorteilsnahme eines mit der Auftragsvergabe befassten Mitarbeiters der Hausverwaltung. Gar nicht mal so selten wissen die Chefs derartiger Verwalterfirmen noch nicht einmal davon, dass der befasste Mitarbeiter Vorzugsleistungen erhalten hat.

– In der Verwaltung von Wohnungseigentümern ist die partnerschaftliche, gute Zusammenarbeit zwischen Verwalter und Verwaltungsbeirat oder mit einem bestimmten, branchenangehörigen Miteigentümer Grundlage der vertrauensvollen Zusammenarbeit. In solchen „jahrelangen“ Partnerschaften können sich Bevorzugungshandlungen einschleichen, beispielsweise wenn die Hausreinigungsfirma (des Schwagers des Vorsitzenden des Beirats), der Makler (und Sohn des Miteigentümers Xy) oder der 20 Jahre währende Knebelvertrag mit einem Satellitenfernsehanbieter (des guten Freundes des Miteigentümers Yz) abgeschlossen werden soll.

Compliance bezeichnet daher den Gesichtspunkt der Fremdverwaltung von Mehrfamilienhäusern, Schlupflöcher und Bevorzugshandlungen durch transparente und sichere Vorgehensweisen mindestens zu erschweren und wirksam unmöglich zu machen.

Beispiel: In einer Wohnungseigentümergemeinschaft in Berlin-Kreuzberg ist die Architektin Sabine Z. (* Name geändert) zugleich Mitglied im Verwaltungsbeirat. Als sich die Gemeinschaft entschließt, das Vorderhaustreppenhaus mit beachtlichen Mitteln zu sanieren, wird sie von den Wohnungseigentümern gebeten, die Architektenleistungen zu erbringen. Der Beauftragung liegt unter aufgeschlossenen, logisch denkenden Menschen noch keine Vorteilsnahme zugrunde. Vielmehr ist Grundlage dieser Beauftragung ein jahrelang gewachsenes Vertrauen in die absolute Integrität von Sabine Z.. Es ist keine Frage, dass Sabine Z. ihre Architektenleistungen ortsüblich abrechnen darf. Aber es empfiehlt sich dann doch,

– zu beschließen, dass es Sabine Z. sein soll und zu welchen Konditionen,

– Rechnungen über erbrachte Architektenleistungen sofort nach ihrem Eintreffen auch den weiteren, anderen Verwaltungsbeiratsmitgliedern jeweils unverzüglich in Kopie zur Verfügung zu stellen.

Denn mehrere Augen sehen bekanntlich mehr, als wenige Augen von Sachbearbeitern.

Weiteres Beispiel: Der Elektromeister Willy Gross (* Name geändert) aus Berlin-Wilmersdorf hat einen guten Kumpel aus dem Skatverein, der sich in der Rohrreinigungsbranche betätigt. Die Rohre im Haus Berlin-Wilmersdorf sind alt, sie laufen Gefahr zu brechen. Eine Rohrsanierung kann aus finanziellen Gründen noch nicht erfolgen. Nun bittet Willy Gross seinen Skat-Kumpel, alle Rohre mit einer Kamera zu durchfahren, um den Bestand aufzunehmen. Es sollen auch einige Rohrschellen gesetzt werden und Reinigungsöffnungen. Alles in allem kostet die Sache 3.800,- EUR. Das Angebot dafür geht unverzüglich ein. Die Verwalterin tut nichts anderes, als dieses Angebot erstens auf Preiswürdigkeit zu bewerten . Zweitens kommentiert sie den Vorgang aus einer „unbestechlichen Gesamtsicht“ aufs Haus und auf die finanzielle Situation. Sie empfiehlt, diese Beauftragung derzeit noch nicht freizugeben, weil vorrangige Maßnahmen (an einer Fassade) bereits beschlossen wurden und die Verausgabung von weiteren 3.800 EUR eine gefährliche Finanzierungslücke reißen würde.

Das sind nur zwei Beispiele, die aktuell existieren. Merke: Compliance hat die Bedeutung, uns vor unliebsamen Überraschungen zu schützen und Vorteilsnahme, das Ausnutzen bestehender Freundschaften und „Bestechungsgefahren“ aktiv zu entgegnen. Denn billige Lösungen gibt es nicht, nicht einmal unter Freunden. Ein guter Freund müsste einem doch immer diejenigen Maßnahmen freundschaftlich ans Herz legen, die preiswürdig und angemessen kalkuliert sind. Weder würde ein Freund einen anderen ausnutzen, noch diesen übers Ohr hauen. Wie immer man diese Gesichtspunkte vor seinem geistigen Auge dreht und wendet: Compliance hat eine große Bedeutung im Alltäglichen.

Was aber durchaus auch vorkommt: besonders kluge Kunden verdächtigen ihren Hausverwalter ständig, er halte die Hand auf. Das Gegenteil allerdings bedeutet gute Hausverwaltung aus eigener Entscheidung und mit eigener Entscheidungskraft. Wer sich in Abhängigkeit von sachfremden Zwängen wie Betrug und Bestechung begibt, wird nicht längere Zeit am Markt existieren, soviel ist sicher.

2 Gedanken zu „Positionen: Compliance ist ein schickes Fremdwort mit tiefgehender Relevanz für den Alltag

  1. Pingback: 668/2010: Der Hausmeisterjob: Ein Freund, ein guter Freund, das ist das Beste….

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