2012/14: Historie: Ein Interview der #Zeit mit Renate Lasker-Harpprecht (90)

Historie

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Eins ist klar. Auschwitz liegt nicht im Berliner Speckgürtel, wie sonst hier steif und fest behauptet wird. Dafür ist die Scham über das erlittene Unrecht von Millionen von Menschen während der 12 Jahre andauernden Terrordiktatur Hitler-Deutschlands zu groß, als das man Kosmopolit spielen könnte. Das Interview hat Giovanni di Lorenzo einfühlsam geführt.

Das macht es zusätzlich lesenswert. Weil es fein, zärtlich und vorsichtig ist, Nuancierungen freilegt und Befindlichkeiten einer „großen, alten Dame“ berücksichtigt. Man möchte weinen und darf es nicht.

ZEIT: In den wenigen Interviews, die Sie gegeben haben, haben Sie sich mehrmals über ehemalige KZ-Häftlinge mokiert, die sich die Haare raufen und weinen, wenn sie von Auschwitz berichten.
Lasker-Harpprecht: Ja, das macht mich wirklich verrückt.
ZEIT: Haben die denn kein Anrecht darauf?
Lasker-Harpprecht: Nein.
ZEIT: Warum nicht?
Lasker-Harpprecht:(stöhnt) Ich weiß es nicht, ich schäme mich für sie, wenn ich das sehe. Auschwitz erlaubt keine Altmänner-, keine Altweiber-Rührung. Das ist meine Meinung, aber ich bin vielleicht sehr ungerecht.
(Aus dem Interview Die Zeit, unten verlinkt)

Der hier gleich drüber zitierte Satz von Renate Lasker-Harpprecht (90) beschämt in seiner glasklaren, unverstellten Altersweisheit. Das Zitat aus obigem Interview und die Erkenntnis, dass wir uns wirklich dafür schämen müssten, banalerweise noch zu greinen.

So oder so wird es ein Auschwitz in dieser Art wohl nie mehr geben. Je stärker wir daran erinnern, desto größer die Hoffnung.

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