1222/11: Report: Instandhaltung: Wie alles zueinander kommt, um im Sternenstaub zu zerfließen!

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Merke: Wer es mit Menschen zu tun hat, muss ins Kalkül ziehen, dass Menschen auf Einwirkungen Dritter stets reagieren, und manchmal auch in unberechenbarer Art und Weise. Im Verhandlungskontakt gilt es, Brücken zu bauen und nicht, welche niederzureißen. Denn der Mensch ist ein Mensch, weil er lacht und weil er weint, …..wie Herbert Grönemeyer bereits wusste! (Nachweis hier)

Im Berliner Speckgürtel wildern „Mäuse namens Rohrfraß“ in den Heizungsleitungen. Die Fernwärmegesellschaft hatte kürzlich da zu tun. Es war eine Rohrleckage an den ins Gebäude führenden Fernwärmeleitungen, die im Kellergeschoss ins Haus reinkommen, durch einige vermietete Keller und Kellergänge führen und das gesamte Haus mit Heizung versorgen. Schon vor zwei Monaten schrieb die Fernwärmefirma an den Gebäudeeigentümer, da sei wegen der auftretenden „Havarie“ (ostdeutsch für Rohrbruch, in diesem Fall) nun notwendig, die Leitungen zu erneuern. Jetzt hat die Gesellschaft einen Nachunternehmer beauftragt, der die Rohre austauschen soll.

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Die Fernwärmegesellschaft hat einen Vertragspartner, das ist der Gebäudeeigentümer. Der wiederum hat eine Hausverwaltung beauftragt, die diese Dinge verwaltet. Diese entschließt sich, die beiden vorliegenden Schreiben (eins davon zwei Monate alt, eins aktuell) in Kopie an den betroffenen Kellerraummieter weiterzugeben. Ein Ortstermin sei erforderlich, um das vor Ort zu besprechen. Für die Dauer von drei Werktagen müsse der Raum zugänglich sein (der Hauswart hat einen Schlüsselsatz) und es müsse Baufreiheit im Umfeld der verlaufenden Rohre herrschen, von 2 m ist die Rede. In dem fraglichen Kellerraum übt eine Hobby-Musikband, dort stehen einigermaßen teure Instrumente an ihrem Platz, da, wo sie schon immer gestanden haben. Man muss sie wegräumen.

Dafür ist der Mieter verantwortlich. Die Hausverwaltung hat den Mieter zu informieren, der muss den Zutritt gewähren und für Baufreiheit sorgen. Es kommt zum Ortstermin.

Die Hausverwaltung selbst erscheint nicht. Es gab eine andere Havarie, in einem anderen Objekt, in einem anderen vertraglichen Leben. Sie lässt sich höflich entschuldigen. Die Fernwärmegesellschaft schickt ihren technischen Mitarbeiter, der das koordiniert. Und der Nachunternehmer erscheint auch. Der Mieter hatte vorher telefonisch gefragt: „Ist das denn wirklich mein Raum?“ Die Antwort: „Ja, ganz klar.“ Was muss, das muss.

Zugesetztes Abflussrohr mit Sedimenten

Zugesetztes Abflussrohr mit Sedimenten

Schon im Kellergang des Anwesens wird deutlich: Der erschienene Kellerraum-Mieter ist nicht gemeint. Denn sein Raum liegt anderswo, ganz hinten am Ende des Kellergangs, dort keine Leitungen. Aber der Raum, aus dem deutlich sichtbar die Heizungsleitungen der Fernwärmegesellschaft durch einen Wanddurchbruch herauskommen, ist verschlossen. Der Wachschutz, der das Objekt hausmeistertechnisch betreut, wird per Handy herbeigerufen und schließt mit einem zweiten Schlüsselsatz den Raum auf. Auf dem Flur sind alle Kellernutzer über ihre Räume hinaus in engem, guten und persönlichen Kontakt. Eine Verbindung zum Raummieter, dem eigentlich Zuständigen, wird hergestellt.

Nun geraten der Fernwärmemitarbeiter und der eigentlich Berechtigte sehr schnell aneinander. Und zwar weil der Fernwärmemitarbeiter männliche Attitüden an den Tag legt, die nicht zur Ausgangslage passen. Der Mieter war vorher nicht informiert. Dass man da reingekommen ist, ist das Ergebnis von „good will“. Dass man sich an einem Freitag trifft, um zu besprechen, dass am Dienstag bereits Arbeiten ausgeführt werden müssen, zu denen zuvor umfangreiches, wertvolles Inventar abgebaut werden muss, um es beiseite zu stellen, ist keine „so leichte Übung“. Natürlich hat nun der Mieter recht, wenn er meint, er sei darüber nicht informiert worden und er könne nun ad hoc wirklich nicht mal schnell Baufreiheit zusichern, da müsse er sich noch rückversichern bei seinen Mitmusikern. Dass nun aber der Mitarbeiter der Fernwärmegesellschaft durchklingen lässt, er habe aber rechtlich darauf einen Anspruch, ist Quatsch, denn zwischen Fernwärme und Mieter besteht eben gerade kein Vertragsverhältnis. Noch einen draufzusetzen und zu drohen, dann müsse er die Wärmelieferung einstellen, passt nicht recht zum Sommerwetter dieser Tage und erweist sich als hohles Spiegelgefecht.

Aber es verfehlt eben seine Wirkung nicht. Der Mieter ist stinkesauer und nun recht emotional. Wenn da so einer daherkommt und mir ein Schattenkabinett an Drohungen als Blumenstrauß unterbreitet, dann werde ich eben Leute verklagen, die sich unrechtmäßig Zutritt zu unseren Räumen verschaffen. Die Sache sitzt immer mehr, sie sitzt jetzt so tief, dass beide Parteien, die eigentlich keine sind, nicht mehr recht miteinander reden können. Der „dritte Mann“, der zu Unrecht eingeladene Mieter eines hinten liegenden Nebenraums, gießt nun noch Lösungsmöglichkeiten in eine blecherne Gießkanne namens Kompromisslösung. Das Telefonat ist längst beendet, aber die Schlussformel könnte auch eine Art „Grundlagenerklärung von Helsinki“ sein.

Der Herr Fernwärmemitarbeiter lässt dem zuständigen Mieter via unzuständigen Nebenanmieter ausrichten, es täte ihm leid, er hätte sich falsch verhalten und so habe er es nicht gewollt. Das kommt, ausgerichtet durch den unzuständigen Nebenmieter, gut verpackt gut an. Der aufgebrachte Mieter entschuldigt sich beim unzuständigen Nebenanmieter für sein „doch recht aufbrausendes, emotionales Fehlverhalten“ und der wird es dem zuständigen Fernwärmemitarbeiter nicht stecken. Denn es ist egal.

Es kommt jetzt einzig und allein darauf an, dass man am kommenden Dienstag wie besprochen arbeiten kann. Nur anders herum: Der gesamte Vorgang ist aufgeladen mit Emotionen, Missliebigkeit und Tragik und ob es dazu kommt, weiß im Moment noch niemand. Am Nachmittag wird der angesäuerte, aber nun irgendwie wieder heruntergekühlte Mieter seinem Nebenanmieter mitteilen, dass es doch klappt und hoffentlich sind dann alle glücklich. Für alle rohrleitungsverlegenden Berufe aber gilt: Shit happens. Wie das Beispiel deutlich zeigt.

Weblotse

Ein Gedanke zu „1222/11: Report: Instandhaltung: Wie alles zueinander kommt, um im Sternenstaub zu zerfließen!

  1. Pingback: Twitter: Wochen-Zusammenfassung aller Beiträge: 2011-05-15 | gesichtspunkte.de – Hier bloggt der Verwalter…

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