140/10: Berolinisch für Anfänger: Tommy Tulpe war eine Serie, Tommy Tulpe fungierte nie als Nulpe! #Klarstellung

Berolinisch für Anfänger: Die Nulpe

Stellt der Ableser in der Wohnung fest, dass in der Wohnung an dem Heizkörper überraschend kein Heizkostenverteiler angetroffen werden konnte, der sich zum Ablesen eignet, so hat er unverzüglich, und zwar noch an Ort und Stelle, einen neuen Heizkostenverteiler dran zu machen, dabei das richtige, vormalige Datenblatt zugrunde zu legen, auf dessen sachkundig angelegter Kartierung die Wattzahlen, der Bautyp und die Größe des Heizkörpers vermerkt ist (Technische Dokumentation). Ist dies aber in der Abwicklung des Ablesers auseinander dividiert, etwa mit Hinweis auf fehlende Ausbildung der Hilfskräfte oder im Zusammenhang mit „anderen Abteilungen“, etwa aufgrund der (zu großen) Größe der Ablesefirma, so liegt ein eigenes innerbetriebliches Rationalisierungsmerkmal vor. Die Rationalisierung von Ablesungen mit besonders billigen, schlecht ausgebildeten Ablesekräften ist unternehmerische Freiheit, ganz im Belieben dieses Unternehmers. Berechnet dieser dann Extra-Anfahrten und Sondergebühren für die Nachausstattung, so kann man das schon „dreist“ oder mehr als das nennen: Nulpenhaftigkeit!

Es waren einmal mehrere Ablesefirmen. Die lasen zum 31.12. eines jeden Jahres und oft pünktlich gemeinsam mit dem Weihnachtsmann diese kleinen Verdunsterröhrchen ab. Und bald waren diese Geräte in die Jahre gekommen und liefen aus. Nicht flüssigkeitstechnisch, weil jemand sie auf den Kopf gestellt hatte. Sie liefen gültigkeitstechnisch aus. Die Europäer beschlossen, Verdunstung habe zu viel mit Erderwärmung und wo Hitze, da steigen auch Schwaden auf. Man kennt das ja von Island.  Und ansonsten sind die Ableser der Heizkostenverteilergeräteableser (Unwort des Jahres 1968?) alles „Nulpen“.

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Tommy Tulpe Werbetrailer (via Youtube)

Kommt häufiger vor: Kunde baut sich im September/Oktober sein Bad um und einen anderen Heizkörper dran: Handtuchtrockner! Alter Heizkörper weg, alter Heizkostenverteiler weg, ist unbrauchbar. Neuer Heizkörper braucht anderen Heizkostenverteiler. Kunde ruft Hausverwaltung an. Die sagt, ist zu viel Aufwand, kostet Kunde zu viel Geld, das macht man bei der Hauptablesung mit, ist ja nur noch wenig Zeit bis dahin! Der 31.12. naht. Dann kommen die Ableser und haben nichts auf dem Auto, mit dem man die neuen Heizkörper ausstatten kann. Muss erst ein Auftrag geschrieben werden. Muss erst die Zentrale Bescheid wissen. Muss, muss, muss….Mann, es ist ein Heizkostenverteiler, du Nulpe!

Ehrlich gesagt ist das etwas ungerecht. Denn es trifft diejenigen, die gar nichts dafür können. Nein, etabliert als Nulpen sind nicht die Straßenfeger, also die Treppenterrier (alles Begriffe für Menschen, die auftragsgemäß treppauf treppab rennen, um Wohnungen abzugrasen, wie Trapper das Weideland und Tripper die Kontinente, um mal bei diesem Wortspiel zu bleiben). Die Fernsehserie Tommy Tulpe endet schon in den sechziger Jahren in schwarz-weiß, dann stürzte sie ab Richtung Quotenirrelevanz und ward folglich nie wieder gesehen.

Die Bocksbeutel, die Schlümpfe, die Verbrecher, das sind alles Männer, nie Frauen, und sie entscheiden auf Führungsebene. Mein Großvater, sage ich gern, war in führender Position. Er hatte mehr als vierhundert Menschen unter sich. Als Friedhofsgärtner eines mittelstädtischen Friedhofs.  In „Heizkostenverteilia“, dem Gondwana der Ablese- und Abrechnungsspezialisten, war es inzwischen schon normal geworden, an Heizkosten zu sparen, die sich zunehmend prostituierten. Die Heizkosten gingen mächtig auf den Strich und je doller, desto teurer

Es waren ausgeprägt vorschriftenliebende Naturvölker in Heizkostenverteilia, so wie die Tschtechemen, darunter auch „Renegaten der Brunaten“, die Isten, aber auch ausgestorbene Urvölker wie die Samecen oder die Becker- und Harmsisten, nicht zu verwechseln mit den Existenzialisten, denn letztere leben noch heute. Manchmal stellte einer der Ableseschlümpfe, vor Ärger schon ganz blau angelaufen, fest, dass eine Wohnung im Aufmaß der Wohnanlage gar nicht existiere. So gingen die Jahre ins Land und niemand ergriff die Initiative.

Die Nulpen erfassten die Wohnung nicht, denn sie war ja nicht ausgestattet mit Heizkostenverdunstern in Berlin-Spandau und niemand ergriff die Initiative. Sie sagten später, wie zur Entschuldigung, sie hätten ja mitgeteilt, dass diese Wohnung nicht existiere. Damit sei nun die Initiative beim Kunden verplant und wenn der nicht, …., ist ja auch egal. Die Nulpen.

Und dass Herr Feiffer (mit 3 „F“, Name geändert) in Berlin-Lankwitz sein Bad umgebaut hat und einen anderen Heizkörper? Ja ja, das haben sie gesehen. Der Ableser, Herr Norbert Nulpe, hat es auch im Protokoll festgehalten. Bis es so weit ist, dass etwas passiert, dauert es nun minimal vier Monate. So lange braucht ein Verwalter in Heizkostenverteilia, um eine Jahresabrechnung aus dem Gedöns der Abrechnungsmafia… (Beachte: Die Chronisten dieser Geschichte enden hier stets in „ia“, also -verteilia, mafia, und das nur, um die dichterische Epik des Ganzen aufrecht zu erhalten!).

In Berlin-Spandau fiel das jetzt auf, dass die Wohnung seit mehr als mehreren Jahren (!) messtechnisch nicht existiert. Man schimpft auf alle Möglichen und wird dem aber nicht gerecht. Der Dösbattel (* ein Begriff eher nicht aus Berlin und Umgebung), der die Treppen hoch- und heruntertigerte, hat sie nicht notiert, feststeht: Die Wohnungstür war da schon immer! So ist das eben mit den „Hiwis“ (wieder so ein Wort aus dem Berolinischen), den Hilfsarbeitern, die man Ableser nennt, die auf 400,- €-Minijobbasis eine viel zu große Anzahl von Wohnungen aufgedrückt bekommen, die sie -treppauf, treppab- abzulesen haben, ohne Rücksicht auf…..(eigene) Verluste!

Tommy Tulpe - Werbung (polarfilm.de)

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Link: www.polarfilm.de

 Halten wir noch einmal fest, was wir eingangs gesagt haben:

Wenn Heizkostenverteiler-Ablesefirmen sich absichtlich billig und schlecht ausgebildet organisieren, so liegt seitens des Endkunden kein Fehlverhalten vor, wenn er die Sonderrechnung einer notwendigen Nachausrüstung mit dem Hinweis darauf zurückweist, er habe solche Kosten nicht verursacht. Denn das nochmalige Anfahren der Wohnanlage, das Ab- und das Neumontieren eines Heizkostenverteilers gehört zur Palette derjenigen Regelmäßigkeiten, die ein Ableser routinemäßig zu erwarten hat, bzw. mit denen er rechnen muss. Für einen solchen Routinevorgang den „gesamten Vorgang“ in eine neue Extraanfahrt mit Abrechnung von doppelten Kosten zu packen“, ist letztendlich eine Verlagerung betriebswirtschaftlicher Umsicht und Notwendigkeit auf die Kosten des Kunden und nicht zu akzeptieren.

Alles Nulpen!  Dieser Artikel wurde geschrieben, um den Berliner Begriff „Nulpe“ zu erklären. Such dir aus, wer in diesem Text als Nulpe besonders gut geeignet ist!

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