833/2010: Alltag: In unserer virtuell geführten Fernbeziehung hat eindeutig die Frau die Hosen an!

Ja, das kann ich als WEG-Verwalter nicht anders sagen. Sie hält die Dinge auf Trab und bewegt auch mal welche. Heute berichtet sie mir aus Berlin-Spandau:

Morning, eine neue Mülltonne stand heute früh auf der Straße vor der Durchfahrt, habe sie zum Müllplatz gezogen. Zur Info: Müllabfuhr war vorgestern da, säuberlich in Tüten verpackter Müll lag vor den beiden vollen Tonnen (da eine ja fehlte). Müllabfuhr hat Mülltüten nicht mitgenommen und stattdessen in die Ecke geschmissen, wo sie teilweise zerplatzen und der Müll zerstreut herumlag. Habe alles in die frisch geleerten Tonnen gepackt und mich bei Müllabfuhr beschwert“ (Quelle: Email von Sabine, deren Name ich geändert habe) 🙂

Vorgestern war die Mülltonne einfach weg. Verschwunden. Hat sie jemand geklaut? Wer klaut eine Mülltonne? Alles klar, am vergangenen Sonntag hatte ich sowas auf dem Schirm. Ich war an der Krumme Lanke, wettermäßig bedingt als Privatier. Hier wird deutlich: Hausverwalter denken in ganzheitlichen Zusammenhängen. Das ergibt sich aus folgendem.

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Krumme Lanke - Affenschaukel - Müllgang

Krumme Lanke - Affenschaukel - Müllgang

Die Müllgang

Diese Jungs, so round about 18/19 Jahre alt, hatten so eine schicke Tonne, relativ neu aussehend, mit weißem BSR-Logo. Dazu habe ich gestern wegen der verschwundenen Mülltonne in Berlin-Spandau mit einer Mitarbeiterin der BSR gesprochen. Sie bei der Gelegenheit darauf angesprochen: „Kann man eigentliche solche Tonnen als Privatier kaufen? Wie diese Zehlendorfer Jungs, die das Ding einfach umgebaut haben. Oben eine Blende drauf, da ein mp3-fähiges Autoradio eingesetzt. In die Seitenwandungen Autolautsprecher eingebaut: Musik für die Tonne! “  Oder um z.B. daraus einen Hamsterkäfig zu bauen (Inspiration: Stereoanlage, Otto Waalkes)? Oder sind diese Dinger unverkäuflich? Sie weiß es nicht. Ich sag ihr, wenn sie Lust hat, soll sie sich dazu noch mal melden. Eventuell hat sie keine Lust, und das wäre auch in Ordnung.

Diese Jungs, das war nervig einerseits, und laute Musik an der Krumme Lanke gehört nicht zu meinen Vorstellungen von einem Wochenend-Ausritt. Vor allem, wenn es Technomusik ist. Die hat mir auch zu wenig human factor, so Maschinenbeats, grottenschlecht. Allerdings: das groovt. Als ich die Jungs anspreche und mich für ihre Tonne voll Musik interessiere, zeigen sie nette Seiten. Sie sagen, dass sie das Ding nicht richtig aufdrehen. Das könnte Leute belästigen und das läge ihnen fern. Sie trinken auch kein Bier. Sie sind zu viert und jeder hat einen Schlauch mit Anschluss an die gemeinsame Wasserpfeife in der Hand und saugt ab und zu daran. Es ist nicht Ganja oder Wheat, was sie da rauchen oder schimmliger Afghane, es sind Aromatabake für Wasserpfeife, praktisch drogenfrei und ohne jeden Rausch der Tiefe, die so tief ist, wie die Krumme Lanke.

Die Mülltante

Frau XY-Ungenannt von der Berliner Stadtreinigung, mit der ich gestern sprach im Eindruck dieses musikalischen Ausflugs an die Krumme Lanke, berichtet mir zunächst, dass meine Eingabe auf der Homepage der BSR (www.bsr-online.de) von  Erfolg gekrönt gewesen sei. Da stünde jetzt wieder eine neue Tonne. Ich lerne hinzu: Die alte Tonne hat die Müllverladeklappe „gefressen“. Diese orange farbenen LKWs fressen manchmal ganze Mülltonnen. Also, die ist nicht geklaut worden. Ein durchschnittlicher Speisebedarfsplan eines solchen LKWs ist nicht bekannt, die Betriebsanleitung des Autos ist auch herstellerseitig ohne ergänzende Angaben dazu.

Weil Tante Müll auf meine Assoziation (apropos, Frau BSR, wo ich sie gerade dran habe, kann man eigentlich Tonnen erwerben?) keine vernünftige Antwort weiß, vertagen wir die Auflösung dieser insgesamt eher unwichtig erscheinende Frage auf einen anderen Tag: den St-Nimmerleinstag.

Meine virtuelle Fernbeziehung

Sabine, die in Wirklichkeit anders heißt, ergänzt heute Morgen mein „gerade noch benötigtes Basiswissen“ um die kundenseitige Bestätigung dahingehend, dass unser letzter Telefonkontakt positive Auswirkungen gehabt hat. Die Zusammenarbeit könnte man als zupackend, tatkräftig und initiativ beschreiben. Als ich ihr neulich verriet, dass es auf der BSR-Seite so ein Kundenformular für Kundenbeschwerden gibt, wusste ich allerdings noch nicht, dass solche „Beschwerden“ sogar Reaktionen zeitigen. Das kann man ausdrücklich hinzufügen.

Allerdings hat Sabine ihr neu erworbenes Wissen genutzt und einigen handgreiflichen Tätigkeiten (siehe hier ganz oben, einleitend) sogar eine weitere Beschwerde hinzufügt, die nun ohne jeden arbeitstechnischen Aderlass der Verwalterin bereits bei „big orange“ vorliegt.  In anderen Häusern und Wohnobjekten gibt es Leute, die bei jedem noch so unwichtigen Telefonat gern Aufgaben an die Verwalterin zuweisen. Selbst Dinge, die die Verwalterin rechtlich eigentlich gar nicht dürfte ohne besonderen Auftrag, gehören ins Reich der zu erledigenden, auf Anruf zu erledigenden Kompetenzen, Beispiele:

  • Ein Wohnungseigentümer hat seinen Laden vermietet und nachts treten Ruhestörungen auf. Ruf den Mieter an und gebiete ihm Einhalt. Das müsste die Eigentümerin selbst machen. Sie selbst hat den Anspruch gegen ihren Miteigentümer. Die Verwalterin ist nicht aktiv legitimiert.
  • Schalte das Gesundheitsamt ein, wenn die nicht spuren. „Anscheißeritis“ (berolinisch für jemanden anschwärzen)

Das ist mit Sabine nicht der Fall. Sie will, dass alles besser wird, das endlich was passiert. Und packt an, denkt mit und unterrichtet darüber. Gut so. Hervorhebenswert und daher heute mit amtlicher Belobigung durch den Bloggwart. In unserer gemeinsamen (Geschäfts-)Beziehung hat Sabine eindeutig die Hosen an und das ist nicht mal schlecht.

Fassen wir zusammen: Bisschen Müll gelabert, Korrektur: über Müll gelabert…von Bedeutung ist: der größte Bewohner der Krummen Lanke war ein Wels, der jahrzehntelang im Berliner Aquarium lebte und ursprünglich dort gefangen worden war. Kein Zweifel: Dieser Wels maß über 3 m Gesamtgröße und niemand hätte ihn in eine gebräuchliche 240 L-Tonne kloppen können (berolinisch „in die Tonne kloppen – wegwerfen). Autoradios hingegen werden häufig „in die Tonne gekloppt“, und sei es, um aus der Tonne heraus Techno abzuspielen.


Lied von der Krummen Lanke – Fredy Sieg (via soundcloud)
Weblotse

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