750/2010: Report: Instandhaltung: Beim Altbau-Flachdach treten Glaubensfragen auf, oder Wissens-?

Hausmeister

Handwerker - Report: Instandhaltung!

Foto.Podcast: Alte Dachfläche, Mehrfamilienhaus, Berlin-Wedding

Foto.Podcast: Alte Dachfläche, Mehrfamilienhaus, Berlin-Wedding

 Ein großer Feind des Flachdachs ist jedoch auch Feuchtigkeit, die nicht entweichen kann. Oben verhindert die Abdichtung und unten die Dampfsperre das Entweichen der Feuchtigkeit. Feuchtigkeit, die beispielsweise bereits beim Einbau oder durch eine fehlerhafte Ausführung in die Wärmedämmung gelangt ist. Um dies zu verhindern und den Dampfdruck in der Dachfläche zu mindern, werden Entspannungslüfter eingebaut. So kann die Feuchtigkeit aus der Konstruktion an die Oberfläche gelangen und Dämmung und Dichtung bleiben funktionsfähig.“ (Auszug aus Anmerkungen zur Flachdachinstandsetzung – Quelle: hier)

Erkenntnis des Tages:

„Wer noch Ahhh sagen kann, muss manchmal auch A fragen. Wenn aber A sagt, was C nicht gut findet, muss manchmal auch B gefragt werden. Und B kann manchmal besser sein als A. Oder umgekehrt. Wer also A sagt, muss nicht unbedingt auch B sagen, allerdings empfiehlt sich zumindest die Anfrage bei B zum Vergleich.“

(berufliches Erkenntnisregister Hausverwaltung/Technik/Handwerker/Geschäftsbeziehungen – Neueintrag 19.03.10)

_seitentrenner Flugzeug

 
Hausverwalter sind keine fachlichen Spezialfachleute für alles, sondern (oft) eher thematische Überflieger Allrounder. Etwas ironischer: „Von nüscht ne Ahnung, aber überall mitreden.“ No! Richtig ist: Hausverwalter müssen ein breites Fachwissen haben. Aus Vereinfachungsgründen habe ich die „Drei Säulen-Theorie“ erfunden, oder war ich das gar nicht? Egal, ich habe es mir so gedacht: Wir arbeiten (a) kaufmännisch, (b) rechtlich und sind (c) technisch unterwegs. Das sind die drei Säulen „unseres beruflichen Pythagoras„.

Mit anderen Worten: Wir wissen nicht alles. Wenn wir nichts oder nicht genug wissen, benötigen wir Fachleute. Aha! Und hier die am häufigsten denkbaren Verstrickungen: Rechtsanwälte, Architekten, Steuerberater, Ingenieure für Pi, Pa und Po, seit neuerem: Gebäudeenergieberater, uff, usw…deutlich wird an dieser Stelle: Es ist eine bunte, vielfältige Welt der nicht immer „aus dem Ärmel zu schüttelnden“ Fakten. Gute Recherche, richtige Ansprechpartner, sachkundige Menschen spielen im Umfeld von Hausverwaltung eine wesentliche Rolle.

Ach ja, und Handwerker aller Gewerke, mehrerer (Herkunfts-)Länder und unterschiedlicher „Kajüte“ (Güte). Handwerker haben (in ihrem Gewerk) Spezialwissen und „die Pflicht zur richtigen Beratung“. Im Verhältnis zum Kunden sind sie beratungsverpflichtet, selbst wenn viele Kunden „beratungsresistent“ zu sein scheinen. Mit manchem Handwerker entsteht jahrelange, seltener jahrzehntelange, sehr gute Zusammenarbeit. Andere lernt man kennen, schnuppert ein bisschen an ihnen und verlässt sich gleich von Anfang an auf eine unfehlbare Nase. Wie im wirklichen Leben! An Menschen zu riechen, dauert nur Bruchteile von Sekunden und innerhalb dieser Zeit ist bereits eine Menge entschieden. Sehr gut ist, wenn Handwerker nicht nur „gut riechen“,  sondern aus ihnen zu schöpfen ist: z.B. Vertrauen! Vertrauen ist ein recht unwirtliches Kraut. Es schießt nicht ersprießlich, sondern man muss viel Mühe aufwenden, um erste, kleine Schößlinge aufkeimen zu sehen. Dann kommt die zweite Phase. Man weiß, es sind kleine Schößlinge da, aber man muss sich (wirklich) jeden Tag aufs Neue wieder um sie kümmern, damit sie recht gut wachsen und gedeihen.

Wer das Kraut des Vertrauens nicht nachhaltig pflegt und „beschmust“, macht eine bittere Erfahrung. Es gilt als sensibel: Schnell ist es ganz weg. Noch schlimmer: Es lässt sich dann fast nicht mehr aufs Neue und in derselben Konstellation nachziehen. Besonders bei nachtragenden Menschen mit „elefantösen“ Gedächtnisleistungen funktioniert kaum Verdrängung und Vergessen, was „schlechte Erfahrungen“ angeht. Man hat sein Fett weg, der asiatische Überlebensberater Sheng-Fui.de empfiehlt deswegen (Gesichtspunkt: Wartung & Pflege), Zitat (Quelle: hier – weiterführend empfohlen)

(Quelle: sheng-fui.de) - virtuelle Leihgabe

(Quelle: sheng-fui.de) - virtuelle Leihgabe

Man kann „einen Funken Hoffnung“ versprühen, aber einen Sack voll gewonnenem Vertrauen gibt man nicht ohne Not weg.  Verschenkt wird nichts. Soviel zum philosophischen Ansatz. Den Hintergrund dieses Beitrags bildet allerdings eine Handwerker-Kamelle.

Von wegen Philosophie: Is eh alles  oder, anders ausgedrückt:

_seitentrenner Flugzeug

 Ein Ehepaar sitzt am Frühstückstisch. Sagt die Frau „Du, Schatz, auf dem Dachboden regnet es durch, du müsstest mal gucken ob du das Dach dicht kriegst“. Er antwortet mürrisch: „Bin ich Dachdecker?“ Am nächsten Tag die gleiche Frage und die gleiche Antwort: „Bin ich Dachdecker?“ Abends kommt er nach Hause und sieht dass das Dach repariert ist. Er fragt die Frau, wer es war. Sie sagt „Es war unser Nachbar“. „Und was wollte er dafür?“. Sie: „Er wollte entweder einen Kuchen oder mit mir ins Bett“. Er: „Was für einen Kuchen hast du ihm gebacken?“ Sie: „Bin ich Bäcker?“ (Dachdeckerwitz) – andere Version: siehe weiter unten (Videobeitrag)

Das alte bituminöse Flachdach in Berlin-Wedding ist in die Jahre gekommen. Die Oberfläche ist versprödet, es haben sich Risse gebildet und im Bereich der Anschlüsse kann man Schraubenzieher reinstecken. Wasser ist durchgelaufen. Im Dezember 2009 wird die Sache virulent: es gibt richtige Wasserschäden. Niemand hatte bis dato die Absicht, einen Flachdach-Wartungsvertrag abzuschließen. Niemand macht Flachdach-Wartungsverträge, ich kenne in rund 30 Jahren beruflicher Praxis (Jubiläum! 2010) weder bei den großen Wohnungsbaugesellschaften, noch bei privatwirtschaftlich orientierten Hausverwaltungen, noch bei Privatkunden solche Wartungsverträge. Darüber, über solche Verträge, so wird gemeinhin aufgefasst, lachen (auch) die Hühner, wie übrigens auch noch über manches andere. Unsere berufliche Welt ist voll von solchen Hühnern, aber in anderen Berufen wird das ähnlich sein, nur sehen die Hühner da anders aus, über die gelacht wird. Internwitze.

Der Dachdecker A hat notdürftig einige Undichtigkeiten beseitigt „mit Mumpe obendrauf“ (berolinisch). Das Dach ist wieder dicht. Er empfiehlt, eine Sanierungsbahn, grün beschiefert, obendrauf zu packen. Der Angebotspreis für die Sanierungsempfehlung (besser: Instandsetzungsempfehlung) beträgt rund 1.600,- € (gerundet). Der Auftrag erfolgt umgehend mit Freigabe des Angebots. Preislich ist es in Ordnung, es hält der Überprüfung stand. Dann passiert viel: nämlich nichts.

In diesen Wochen schieben alle Menschen das, was sie nicht getan haben, auf die furchtbare, aber jüngst verflossene Jahreszeit. Anders als den Hausverwaltern, die saisonbedingt jetzt viel zu tun haben (Jahresabschluss, Abrechnungen, Schnee- und Winterdienst kontrollieren) geht es dem Dachdeckergewerbe. Man ist im Skiurlaub. Jedem das Seine. Allerdings melden sich erneut mehrere Personen aus dem unmittelbaren „Anrainer-Bereich“ der in die Jahre gekommenen Flachdachfläche. Weil Dachdecker A nun brettelsüchtig ist, wird Dachdecker B hingeschickt. Wasserschäden? Unmöglich abzuwarten, bis jemand aus dem Urlaub kommt.

Leckage - Zunge

Die Wassereinbrüche („die lecken Stellen“) werden erneut beseitigt „mit Mumpe obendrauf“. Es folgt ein Angebot von Dachdecker B. Das liegt kostenmäßig bei 1.750,- €, für dieselbe Dachfläche, die Dachdecker A für 1.600,- € angeboten hat. Es gibt einen Aha-Faktor: Ah, die Fläche ist es. Aha, dafür habe ich doch schon ein Angebot. Ah, dafür gibt es ja sogar schon den Auftrag. Aha, ja warum hat denn der Dachdecker A das noch nicht ausgeführt. Es wurde doch damals (im Dezember schon) darauf hingewiesen, sobald als möglich auszuführen. Ah, das war wohl noch nicht möglich. Aha, es lag bestimmt am Wetter. Ah, wann will er es denn machen? Aha, ich kann ihn ja mal anrufen. Ah, hallo, ach, sie sind im Skiurlaub, na noch viel Spaß. Aber bei der Gelegenheit: Hier sitzen Menschen in feuchten Wohnungen (anderes Wort: Feuchtgebiete (<- verlinke ich jetzt nicht!)). „Gleich nächste Woche“, sagt er, dann ist er wieder zurück aus Österreich. Aha!

Die Hausverwaltung sitzt in Berlin vor unbewältigten Feuchtgebieten (<- verlinke ich jetzt doch!) und drängt auf Lösungen, will nicht weiter abwarten. Das Angebot der Dachdecker B kommt nochmals auf den Schirm. Warum ist er teurer als Dachdecker A? Okay, die Auswertung ergibt, dass B nicht teurer als A ist, sondern billiger preiswerter. Der entscheidende, springende und nun heftig auf und ab hüpfende Punkt ist:

Während Dachdecker A lediglich nur anbietet, auf der vorhandenen alten Bitumenbahn eine neue, hochwertige zu verkleben und damit das Dach abzudichten, hat Dachdecker B zusätzlich eingeplant, eine Dampfdruckbahn aufzubringen und erst danach die materialidentische (mit Dachdecker A) aufzubringen. Das bringt Herrn Gewieft (* Name geändert, Beruf: Hausverwalter) auf eine Idee. „Lieber Dachdecker A, ich gehe bei dem Angebot und Auftrag aus dem Dezember 2009 davon aus, dass in dem Leistungsbeschrieb auch eine drunter gelegte Dampfdruckbahn beinhaltet ist, selbst wenn diese textlich nicht beschrieben ist.“ Email.

Eine Woche später ruft Dachdecker A und sagt, nö, die ist nicht drin. Das käme extra.  Er würde da auch keine nehmen. Aber wenn ich sie haben möchte, das kostet dann extra. Er überarbeitet das Angebot nochmal, schickt seine Anmerkungen, das Angebot ist jetzt vergleichbar mit Dachdecker B. Und teurer.

.Redensarten-Index: Ins Kraut schießen!

Das Entscheidende ist:

Mein Vertrauen ist jetzt stark ähnlich porös wie die alte Bitumenbahn. Das hat folgenden Grund: Eine alte Flachdachfläche, die mit bekannten, nachweislichen Wasserschäden behaftet ist, wird instandgesetzt. Die Dampfdruckbahn sorgt dafür, dass die alte Unterlage (die drauf bleibt) „Dampf“ ablassen kann. Denn die Fläche ist thermisch belastet (Wind, Wetter, Regen, Sonne, Schnee). Wird es warm, versucht die bereits eingeschlossene Feuchtigkeit zu entweichen, sie verdampft. Die Dampfdruckbahn sorgt dafür, dass das geschehen kann. Wird sie nicht eingebaut, kann das eingeschlossene Wasser nicht entweichen; es erfolgt von oben her ein hermetischer Abschluss. Die Folge ist oft: Es bilden sich auf bituminösen Flachdächern große Lufteinschlüsse, Blasen.


Dicki & Heike: Der gespielte Witz: „Die Konsequenz“ (via Youtube, mit Dank)

Dachdecker B sagt mir bei anderer Gelegenheit: Die bauen wir immer mit ein. Das steht so in den Flachdachrichtlinien, Abschnitt „Instandsetzung von bituminösen Flachdächern“. Na, wenn das so ist: Dann ist Dachdecker A wohl nicht im Bilde fachlich? Darüber kann und will ich mir kein Urteil erlauben. Für mich ist entscheidend: Mein Grundvertrauen ist erst einmal weg. Ich vertraue darauf, Handwerkerangebote in fachlich zutreffender, vollständiger Art und Weise als Lösungen angeboten zu bekommen. Dabei muss die nach den Fachregeln vorgeschriebene Ausführung den Standard bilden. Etwas anderes ist, ob die Meinung des Dachdeckers sagt, man könne darauf verzichten. Darauf darf -nein- kann er hinweisen. Der Kunde entscheidet, und wenn gegen den Rat des Fachmanns: eigene Schuld. Aber eine vorgesehene, allgemein anerkannte Fachregel von vornherein zu verschweigen: nicht mit mir! – Schönes Wochenende!

Weblotse

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