602/2010: Plädoyer: Königs-Wusterhausen darf definitiv nicht wegfallen (Lied des Tages)

Skurril: Königs Wusterhausen

Skurril: Königs Wusterhausen


Udo Lindenberg, 1990, in Ostberlin – Bunte Republik Deutschland und Mädchen aus Ost-Berlin (via Youtube)

Die ganze Wahrheit aber ist: Königs-Wusterhausen darf nicht wegfallen, denn das wäre fatal. Bis 1718 nannte es sich Wendisch Wusterhausen und hätte daher das Akronym ‚WW‘ -will wegfallen- unfreiwillig assoziiert. Die Assoziation ‚kann wegfallen‘ als Synonym für den Ort Königs-Wusterhausen ist in der Tat unter vielen, vornehmlich westlichen Ureinwohnern Deutschlands weit verbreitet und löste daher Lächeln beim Emailempfänger aus.

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Nach hiesiger Erinnerung stammt die Kurzbezeichnung aber wie andere (z.B. ‚wg. für wegen, also z.B. wegen Kohl, wegen Leisler-Kiep) aus der Zeit der anonymen Parteispenden im Zusammenhang mit einem Ehrenwort des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl. Chefbuchhalter des Flick-Konzerns war ein gewisser Herr Diehl, der lange, handschriftliche Kladden über einen längeren Spendensumpf führte. Und das bringt uns gedanklich daher auch direkt in die Vergangenheit und zu einem Lidl (sprich Lied) eines gewissen Udo Lindenberg. Der besang einst die „Bunte Republik Deutschland„. Wäre unsere Emailschreiberin das besungene „süße Mädchen aus Pankow“ im Lied „Mädchen aus Ostberlin“ und dort aufgewachsen, hätte sie die Bezeichnung „kann wegfallen“ nicht assoziiert. Nein, sie war einstmals das „süße Mädchen aus Haselhorst“ und heute erst lebt sie schon seit Jahren in Pankow. Die Bezeichnung „kann wegfallen“ existierte im ostdeutschen Sprachgebrauch nicht. Im Berliner Raum war die Abkürzung KW zumindest im ehemals ostdeutschen Raum immer nur für Königs-Wusterhausen in Verwendung und post wendem (nach der Wende) auch zunehmend bei den Wessis.  

Ortskundige Hausverwalter, die auch im Umland erfolgreich tätig sind, können daher aus eigener Anschauung darüber berichten, dass die hier und da vorhandene deutsche Streitkultur im südlichen Umland mit einiger Gewissheit auch vor dem dortigen Amtsgericht Königs-Wusterhausen enden kann. Man sieht beim Betreten dieses Gebäudes ihm schon an, dass es lange bevor es eine Interimslösung zweier deutscher Staaten gab, bereits zum Betreten geeignet war. Ob unter heutigen Zonenrandverhältnissen oder als Specktasche des gleichnamigen Berliner Gürtels, sei dahingestellt. Ein bisschen Modernisierung könnte hier sicherlich nicht schaden. Innen hat man’s schon getrieben, in der Richtung. Es gibt neuere Sitzungssäle in freundlich-hell. Auch schon deswegen darf Königs-Wusterhausen definitiv nicht wegfallen.

Anders als Tasmanien nennt man beispielsweise die Bundesrepublik Deutschland nicht Bananien, etwa weil es sich bei ihr um eine Bananenrepublik handele. Soviel Etymologie am frühen Morgen. Das kann einen schon schaffen.

Wie die Ausweispapiere einer derartigen Republik auszusehen hätten, darüber hatte sich die Website onlinewahn.de Gedanken gemacht. Und infolgedessen versahen nicht wenige die gelieferten Steilvorlagen mit ihrem Konterfei. Ein beispielhaftes ist das hier:

Quelle: http://www.8ung.at

Quelle: http://www.8ung.at