Linktipp: Auf Inforadio hat Thomas Hollmann das Gehen entdeckt und wir die karelische Wanderschnecke

gesichtspunkte.de hat gestern darüber hier berichtet. Eine Fußgängerin kann dem langsameren Laufen etwas abgewinnen, sie empfindet es als meditativ. Menschen passen sich an die drastischen Wetterverhältnisse an. Schönwetter reden, ist der zeitweilige Trend dieser (kalten) Tage.

Stier nach Blizzard (Quelle: wikipedia)

Stier nach Blizzard (Quelle: wikipedia)

Etwas archaischer sieht es Thomas Hollmann auf inforadio heute Morgen. Haben wir am Ende ganz unbewusst einen Trend aufgespürt? Der allerdings nur von kurzer Dauer sein dürfte, denn Schnee hat etwas Vergängliches, sagen jedenfalls die Sommerexperten. Auf Radio Teddy, dem amtlichen Radiokanal für Kinder (haha, Spartenradio ist im Kommen) wird für heute ab nachmittags ein Blizzard angekündigt. Ein Blizzard? Wir haben uns sachkundig gemacht und empfehlen aufgrund der heutigen Warnungen über mögliche Blizzards sehr dringend allen Berliner Haushaltungen, die eigenen Kühe von der Weide zu nehmen. Noch in den Siebzigern bekam der Autor dieses Artikels im Geografie-Unterricht (Erdkunde) einen Einser fürs Referat über nordamerikanische Wetterlagen. Im Nachhinein stellt sich nun als Irrtum heraus, dass Blizzards allein auf Nordamerika beschränkt sind. Es heißt, Blizzards gäbe es auch in Berlin – heute. Wieder was dazu gelernt.

Was den Linktipp heute erforderlich macht, ist auszugsweise dies, und zwar wegen größerer Übereinstimmung mit unseren neuesten Trendmeldungen. Thomas Hollmann sagt auszugsweise:

 Eigentlich bin ich kein Typ für’s Gehen. Ich fahre lieber. Entweder mit dem Rad oder mit der S-Bahn. Aber das ist ja derzeit nicht möglich. Weil sich die BSR weigert, die Radwege zu räumen. Weshalb sich ein vormals vorbildliches Wegenetz in einen schier unendlichen Eisschlauch verwandelt hat, auf dem man sich zwar das Genick brechen kann, aber garantiert nicht Fahrrad fahren. Warum man nicht S-Bahn fahren kann, muss ich Ihnen, glaube ich, nicht erklären. Wobei mir schleierhaft ist, dass die Saboteure noch in keinen Gulag geworfen wurden. O.k., es gibt in Berlin keinen Gulag. Aber der müsste sich doch relativ schnell einrichten lassen.“

 
 

Der Fortschritt ist eine Schnecke (Verfasser: unbekannt)

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Wir halten fest: Menschen laufen dieser Tage, wie karelische Wanderschnecken, die es noch nicht gibt, und die wir daher schnell erfunden haben (Beweis hier). Als echte Trendsetter erwiesen sich hier einst Die Ärzte, die ‚wie ein Ägypter zu gehen‘ empfahlen. Ob Sand- oder Schneemassen: wir müssen uns neue Strategien ausdenken, die einem das Gehen nicht gänzlich verleiden. Und -aber das sagten wir schon – funktionierende Schneeräumbetriebe finden, die durch gute Leistung (wie früher?) bestechen. Die Recherche ergibt, dass es sogar einen Berliner Verband der gewerblichen Schneeräumbetriebe (BVGS) gibt. Allerdings hat der seit nachweislich mehr als fünfzehn Jahren bestehende Interessenverband es bis heute nicht geschafft, eine erreichbare Website ins Netz zu stellen. Im Dezember 1994 hatte der damalige Vorsitzende des Verbandes, Peter M. Heers, bereits betriebswirtschaftliche Gesichtspunkte. Wenn diese daher heutzutage darin bestehen, lieber nicht per Netz erreichbar zu sein, um nicht unnötige Beschwerden über die erbrachten Leistungen in Empfang nehmen zu müssen? Das kann auch betriebswirtschaftlich sinnvoll sein, und allerdings wenig imageträchtig für einen funktionierenden Interessenverband. Gesichtspunkte.de hat das Thema daher gesichtspunktartig ausgebreitet, und auch all diejenigen Themen, die in einem Verwalterleben an eisfreieren Tagen so daherkommen. Vergnüglich bleibt bei alledem der Ansatz von Thomas Hollmann, Verantwortliche für den Zusammenbruch der Berliner S-Bahn in einen neuzugründenden Berliner Gulag zu verbannen, warum das allerdings nicht auch für schlechte Schneeräumbetriebe gelten soll, wird nicht geklärt. Wir werden ihm dies noch antragen zu beschließen.


Die Ärzte – Gehen wie ein Ägypter (MTV-Video)

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Weiterführende Links

Originalbeitrag ungekürzt (inforadio)

Deutsche Bahn will S-Bahn behalten (Welt-online 08.01.10)