Vor Weihnachten häufen sich die Prognosen renommierter Gesellschaftsteilnehmer. Gestern berichteten wir von der drohenden Vergreisung Berlins. Heute lesen wir wieder viel von riesigen Wildschweinpopulationen überall in Deutschland. Die Wildschweine, so wird behauptet, seien die wahren Gewinner des Klimawandels. Eine kühne Behauptung. Norbert Walter, Chefökonom der Deutschen Bank, verbreitet vorweihnachtlich seine Theorien, wonach die deutsche Wirtschaft im kommenden Jahr viel stärker schrumpfen wird, als von der Bundesregierung und den Wirtschaftsweisen zunächst angenommen. Der BILD-Zeitung sagt er: Das Bruttoinlandsprodukt kann um bis zu vier (4) Prozent schrumpfen, die Wahrscheinlichkeit dafür beträgt ein Drittel (33,33%). Das haben wir mal schnell nachgerechnet:
Vier X 33,33% macht 1,3332 Prozent
Dem Spiegel (Ausgabe 52/2008) geht derlei Schwachmatik entschieden zu weit. ‚In einem Casino auf Rot oder Schwarz zu setzen ist erfolgversprechender.‘ Klaus Zimmermann vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) empfiehlt seinen Berufskollegen, die Arbeit lieber einzustellen. Die Kollegen sollten bitte ‚eine Zeitlang keine Prognosen vorlegen.‘ Ulrich Fritsche, Konjukturprognostiker beim DIW bringt die Sache wie folgt auf den Punkt: ‚Das Problem ist, dass wir die Zukunft durch den Blick in den Rückspiegel deuten.‘
Na also, dann können wir ja beruhigt sein. Wieso meldet dann aber BILD derartiges? Eine von uns öfters gebrauchte Regel heißt: ‚Sachen gips, die gips ja gar nicht!‘ Die Frage ist nur, wie gelingt der Deutschen Bank doch immer schnell ein derartiges Infotainment. Public-Relation-Profis wissen: There is not a good or a bad news, every news is good – denn man ist im Gespräch.