Die Systemmeldung: Schornsteinfeger sind aktive Datenschützer – vom Umgang mit dem Berufsstand

Logo der Schornsteinfegerinnung

Logo Schornsteinfeger

Schornsteinfeger-Website mit Usability

Schornsteinfeger-Website mit Usability

Die Berliner Schornsteinfeger sind in einer Innung zusammengeschlossen. Die Website findet der Interessierte hier. Gar nicht mal schlecht gemacht, die Website. Sehr nützlich: Man kann dort das Grundstück eingeben, zu dem man den zuständigen Schornsteinfeger benötigt und da arbeitet dann im Hintergrund eine Datenbank, die den richtigen Schornsteinfegermeister -im Berliner Jargon: „Schorni“- anzeigt. Aufrufen kann man auch eine „virtuelle Visitenkarte“.

Das Schornsteinfegerhandwerk ist ein in die Jahre gekommenes Handwerk, das sich noch traditionell ausnimmt. Auf der Website der Innung hingegen und an jenem Orte, an dem sich ein ortskundiger Besucher des Adressverzeichnisses echte Arbeitshilfen holen möchte, wird dann mit dieser schönen Systemmeldung aufgewartet. Wie bei anderen streng vertraulichen Contentbibliotheken wird demnach die Funktion der rechten Maustaste von (Windoofs)Benutzern beschnitten, reglementiert und daher verstümmelt. Ein nachvollziehbarer Grund findet sich nicht. Es handelt sich um das Adressmaterial „eines Schornis“, der ausgewiesenermaßen Schornsteinfeger ist.

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Warum diese Berufssparte kommunikationstechnisch eher schwierig erreichbar ist, und gleichzeitig aber aus altertümlichen, eventuell überholten Gründen als Glücksbringer gefeiert wird, wird uns daher heute und an dieser Stelle, beim Besuch der Website der Schornsteinfegerinnung, offensiv mitgeteilt. Glück hat bereits, wer in der Lage ist, die Adressdaten seines zuständigen Schornsteinfegers mit „drag & drop“ (nicht: „dreck & drop“) in den eigenen Adressdatenbestand rüber zu kopieren. Uns ist es in der hier dargestellten Testreihe „Usability von Branchenwebsites“ allerdings gelungen, eine komplette -zusätzliche- Werkstattanschrift des Schornis zu kopieren für die „additional infos“, die bei den anderweitigen Adressdaten (der Kernadresse) zusätzlich abgelegt werden (sollten).

Nein, wer sich diese Funktion ausgedacht hat, den überschütten wir an dieser Stelle nicht mit Lob, sondern bitten darüber nachzudenken, warum eine Vielzahl von Schornsteinfegern bis heute regelrecht funktionierende Kontaktdaten verweigert, zu denen heute mindestens auch eine ernst genommene Emailadresse gehören muss. Nach unseren Erfahrungen gehört es doch allein schon zum Glück eines Hausverwalters, wenn er einem Schornsteinfeger überhaupt auf elektronischem Wege etwas zusenden darf. Dass Faxgeräte generell abgestellt sind und nach vorherigem Anruf funktionieren, ist dabei eine weit verbreitete Berufsregel, die möglicherweise schon während der Ausbildung als festes Repertoire eines jeden Schornis gelehrt wird? Wir wissen es nicht genau, es ist nur ein Eindruck.

Vorbei die Zeiten der Nutzungsbeschränkungen für Websites, die programmierter weise vorgeben, dem Datenschutz zu genügen, in Wirklichkeit aber Benutzung verhindern. Richtig auch der Trend beim Gesetzgeber, diesen wie fast jeden anderen regulierten Bereich dem Wettbewerb und dem Markt freizugeben. Dann sucht in Zukunft der Grundstückeigentümer eben einen anderen Schornsteinfeger, der kommunikationstechnisch ohne Hürden wie diese erreichbar ist. Doch das ist eine ganz andere Geschichte.

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