3252/19 #Positionen Wenn der Milieuschutz klingelt – Und was Bewohner über diese Information sagen

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Kinder der Straße (Heinrich Zille, 1923, Titelblatt der Ausgabe, nachbearbeitet) #Milljöh #Milieu

Kinder der Straße (Heinrich Zille, 1923, Titelblatt der Ausgabe, nachbearbeitet) #Milljöh #Milieu

Man lebt so rein im persönlichen Milieuschutz und hat schon eine Weile sehr gelitten. An der ganzen Gegend. An der Situation. An dem speziellen Haus. Man hofft, dass sich da mal was dreht: Dass die Vermieter unter den Eigentümern ihre Wohnung mal an bessere Mieter vermieten. Die alten Mieter sind schließlich gebrauchte und das freundliche Verhältnis hat sich durch deren schlechtes Benehmen deutlich abgenutzt.

Jetzt vorläufiger Milieuschutz, DAS Instrument gegen Vertreibung von Mietern. Mieter, die aus ganz unterschiedlichen Gesichtspunkten zugezogen waren. In manchen Häusern und Gegenden sind Häuser wie Waffen. Man kann Menschen mit Wohnungen erschlagen, wussten früher kluge Leute. Anders herum: Damit alles so bleibt, wie es schon immer war. Wären in einem Hause im Milieuschutzgebiet schlechte Mieter angestammt, Menschen, die einer Gegend nicht gut tun, manifestierte sich durch Milieuschutz und ein Verbot von Mieterhöhungen (Mietendeckel) deren Angestammtheit.

 

Hier sind wir beim vielbeschriebenen Milljöh des Berliners Heinrich Zille, dessen Milieukenntnis und Beschreibung in Fotos und Zeichnungen drastisch nachgewirkt hat und beispielgebend illustrierte, warum moderne Stadtplaner übereinkamen, ganze Kiezen nach Kahlschlagsanierung (negativ) in behutsame Stadterneuerung (besser) zu überführen. Für diesen Ausgleich haben im Westen Berlins die Hausbesetzer gesorgt Anfang der Achtziger Jahre. So wurde aus behutsamer bedeutsame Stadtsanierung. Nun kamen monetäre Kalmücken, kauften für Ein-EURO-Beträge die Wohnungen des Berliner Senats raus. Dass dieser Basisschutz der Berliner Bevölkerung wegfiel, lässt Mängel bei der Bedarfsdeckung auf die übrigen Immobilienbestand hinüberschwappen. Die ganze Strukturkrise eines unausgeglichenen Wohnungsmarkts hat der Berliner Senat selbst verzapft. Leider. Ich schreibe nichts zum Ideallösungsersatz: Ich habe keinen und rede nicht einfach daher, indem ich nur einfach ein paar Sätze schreibe.

Simone Müller-Piepenbrink (Name geändert) aus Spandau fasst die Benachrichtigung des Bezirksamts Spandau so auf (aus einer Email):

Kurz zusammengefasst: Wir wollen keine potenten, gebildeten Mieter und Eigentümer in Spandau haben und auf gar keinen Fall Spandau aufwerten. Interessant. Und habe ich das richtig verstanden, dämmen dürfen wir auch nicht, weil dann die Miete teurer wird? Das ist super, sparen wir eine Menge Geld.

Müller-Piepenbrink sagt es lakonisch und zusammengefasst. Es steckt Wahrheit drin.

Ob Angela Merkel Wärmedämmmaßnahmen, die gezielt nicht durchgeführt werden können, gut fände, angesichts Kyoto stand bei Redaktionsschluss noch nicht abschließend fest. Milieuschutz ist Ländersache: Inzwischen wird schon an der Idee geschraubt, in Berlin auch Gewerbemieten einzufrieren. Dieser Weg wird auch kein leichter sein. Fachleute drücken die Sache momentan so aus:

Die Lage ist extrem unübersichtlich und könnte weite Teile der investitionsfreudigen Immobilienbranche erheblich verunsichern. So weit ist es jetzt schon.

Die Liste der lustigsten Fragen eines sozialen Netzwerks wird angeführt von Facebook, wo ein Algorithmus (anderes Wort für Alcopop?) bereits insinuiert und wer weiß schon die Antwort?

Screenshot

Ist das eine Immobilie? #Landgericht #Berlin #Facebook

Ist das eine Immobilie? #Landgericht #Berlin #Facebook (Für größere Ansicht aufs Bild klicken.)

Dahinter steckt bestimmt Tetsche (Der Stern), dessen Bauernweisheit lautete: Schon mit einer Immobilie nährt der Makler die Familie. Und ein Land- als Leibgericht bietet sich da an. In Berlin lautet die sicher verbriefte, richtige Antwort auf diese Frage allerdings: Das schon, aber nicht für Dich!

Bämm. Fertig.

 

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