3198/17: Positionen: Jetzt wird richtig verdient! Nicht nur dumm. Dumm und dämlich.

Thermische Schwankungen über Deutschland. Wallende Wuthitze! Und kalt werdende Geschäftsbeziehungen.

Der Heizung-Sanitär-Branche geht es den Umständen entsprechend sehr gut. Die Auftragsbücher sind gefüllt. Auf Nachfrage geben die Handwerker zwei Auskünfte: 1.) Ja, wir haben mehr Aufträge, als wir redlich abarbeiten können. 2.) Nein, wir haben keine Mitarbeiter, um das alles erfolgreich umzusetzen.

Und wir sind die Kunden dieser Branche.

Beispiel Gasthermen:

Das Internet als Handels- und Beziehungskiller Nummer Eins legt Strukturen per Mausklick offen. Wir können Gasthermen kaufen, in Stückzahlen skalierbar. Mehr Thermen, bessere Preise. Die Vorgehensweise ist nicht neu. Wer sich professionell mit Kaufmännischem befasst, kommt sehr schnell zu der Erkenntnis, dass die Marge im Einkauf liegt. Das wusste schon VW-Chefeinkäufer Ignacio Lopez vor vielen Jahren und machte von sich reden. Als Großkunde erarbeiten wir gerade Strategien, um moderne Straßenräubermethoden der Branche kaputt zu machen. „Dis kauf ich Euch ab,“ sagt Olli Dittrich in der berühmt gewordenen Werbung von Mediamarkt dazu. Dabei ist Mediamarkt nur Reseller und trifft Prozentpunkte im heiß umkämpften Elektronikmarkt.

Ganz anders die Heizungs- und Sanitärbranche gerade.

Die fetten Jahre sind die schlimmsten! Der hiesige Artikel zeigt auf, wie man den Aufwand eines Gasthermeneinbaus in einer Bestandswohnung mit Altanlage richtig kalkuliert im Sinne von fair, aufwandsgerecht und mit Preiswürdigkeit. Natürlich ist ein solcher Artikel Stachel im Fleisch bzw. Dorn im Auge. Macht nichts.

Die Standard-Gastherme mit kombinierter Warmwasserbereitung, gut genug für eine Wohnung mit 50 bis 90 m² Wohnfläche, kostet im Einkauf ca. 1.750,- € bis 3.500,- €, nach Güte, Ausstattung und Beschaffenheit, brutto. Hinzu kommen abschätzbare Tagesleistungen in ungefähren Stunden und Mannzahlen. Wo das Gerät getauscht wird, weil die alte Gastherme nicht mehr funktioniert, dürfen wir erfahrungshalber von der Faustformel ausgehen: Zwei Mann, ein Arbeitstag. Komplikationen nicht mitgerechnet.

Seit kurzem sind Brennwertthermen Pflicht, wo es technisch geht, also von Ausnahmeregelungen abgesehen.

Anders als die früheren Normalgeräte ist deren Abgastemperatur sehr niedrig, wodurch es im Betrieb zu Kondensatbildung (Wasser) kommt. Das Abgas muss im Schornstein in einem Rohrkanal verlegt werden, damit die Schornsteine nicht Schaden nehmen. Ein solches Schornsteinpaket kostet ca. 350,- €. Der Schornstein muss dafür bearbeitet werden. Das Kondensat muss abgeführt werden, ins Abwasser, also angebunden werden.

Wir können als Erfahrungswert verbuchen, dass man die Kosten eines Gerätetauschs einer Gastherme beziffern kann. Noch 2012 hat ein solcher Gerätetausch (ohne Brennwerttechnologie) summa summarum 2.300,- bis 2.500,- € inklusive aller Montageleistungen gekostet.

Aktuell liegen uns Kostenangebote von Heizungs-Fachfirmen von 5.300,- € (günstig) und 6.700,- € (teuer) für dieselbe Leistung vor, wobei eben wie gesagt heute noch zusätzlich das Schornsteinpaket oben hinzukommt, dessen Einbau kostenmäßig ebenfalls abgerechnet werden muss. Angebotspreise wie diese lassen sich unter heutigen wirtschaftlichen Gesichtspunkten aber nicht vom Aufwand her rechtfertigen. Hier wird ordentlich zugelangt.

Treffen die obigen Aussagen zu, so sind wir mit Materialkosten von im Mittel 2.200,- € (pro Gastherme) und einem Schornsteinpaket von 350,- € (für Abgasrohr) bei ca. 2.550,- €.

In diesem Fall trifft also kalkulatorisch der 5.300,- € berechnende Handwerker über die Gastherme hinaus 2.750,- € für die Montage des Geräts und wenn er 6.700,- € berechnet, einen Lohnleistungsanteil von 3.950,- €.

Fassen wir zusammen, dass im Regelfall zwei Monteure jeweils 8 Stunden Arbeit bei normaler Arbeitsdispo dafür benötigen und dass die Handwerkerstunde mit 37,50 € zu Buche schlägt. Daraus  errechnet sich ein Stundenkostenaufwand von 714,- € inklusive Mehrwertsteuer. Schon in diesem Abrechnungsbestandteil ordnungsgemäßer Handwerkerkalkulation ist der Gewinn des Unternehmers eingerechnet, da er die Selbstkosten übersteigt. Wir sehen nun also sehr schnell, dass der Handwerker über die Lohnstunden hinaus mindestens 1.900,- € vor Steuern betrifft, bzw. 3.100,- € (alle Werte stark gerundet).

Ein solches Kalkulieren ist der Tod jeder Geschäftsbeziehung und wird nicht hingenommen werden.

Die Lösung?

Derartige Handwerker bekommen keine Aufträge mehr von uns. Sie versuchen, ihre guten Großkunden preislich zu betrügen. Es ist Betrug, aber legal, für eine Leistung Preise aufzurufen, die sich unter einem Gesichtspunkt wechselseitiger Vorteilsgewährung und Erfolgsaufteilung zwischen Kunden und Dienstleister nicht mit dem realistisch dahinter stehenden Aufwand rechtfertigen lassen.

So gerät eine ganze Branche jetzt immer mehr in Verruf. Na wartet.

Wie wir das alles preiswert und trotzdem fair und richtig bezahlt abwickeln, wird nicht verraten.

 

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