HausSoft für Windows - Neueinsteiger

1884/13: Erfahrungshorizonte: Seminaris structuralis bei der GFAD-Software AG in Berlin

Erfahrungshorizonte

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HausSoft für Windows – Neueinsteiger

Es ist jetzt hier im Jahre 2013 so eine Zeit in Deutschland, die unmittelbar vor einer großen, weiteren Zeitenwende steht. Denn Europas Schergen rationalisieren und vereinheitlichen weitere Normen, auf dem Sprung in ein einheitliches, angeblich besseres und noch freieres Europa. SEPA: Im internationalen Zahlungsverkehr soll sich alles jetzt noch besser, noch einheitlicher anfühlen. Irgendwie wird an einem paneuropäischem Fluidum gestrickt. Ob die Soße dadurch lauer wird oder ob noch Kapern hineingehören? Blubber…


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So wie anno zwirn bei der Einführung des Euro. Ungefähr zu jenem Zeitpunkt damals hatte die Hausverwaltung das letzte Softwareupdate bestellt. Die Software lief immer problemfrei. Updates alle fünfzehn Jahre: Ein Traum.

Die Software basierte auf dem Betriebssystem MS DOS, das ist das Betriebssystem, von dem die Töchter heute sagen, es sei „TETRIS nicht unähnlich“.  EDV-Leute fachsprechen bzw. -sagen: Never chance a running system. Bloß nicht.

Wenn da nicht Europa wäre. Tja. Aus der Traum.

SEPA heißt ein Gespenst, dass Karl Murx sicher längst beschrieben hätte, hätte er nur gewusst, wie die europäische Ministerialbürokratie einst ticken würde. „Si tacuisses, philosophus mansisses“. Hättest Du geschwiegen, so wärest Du ein Philosoph geblieben. Haste aber nicht. Iss Wurscht.

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Letzte Woche Donnerstag und Freitag treffen sich in den Seminarräumen an der Huttenstr. in Moabit einige Hausverwaltungen Berlins. Es sind diejenigen, die vorgehabt haben, zum 01. Januar kommenden Jahres ihre Software auf den neuesten Stand zu bringen und damit gerade noch rechtzeitig alles vorbereitet haben, inklusive Erstling einer globalen Einweisung in die Nettigkeiten neuerer Software.

Vergleiche mit anderen zeigen: Die Fa. GFAD hebt sich von Mitbewerbern wohltuend ab, indem sie erstens nicht die Schleimspur unappetitlicher  Finanzmogule hinter sich herzieht. Auch in der Branche der Hausverwaltungs-Softwehren  kaufen die großen Buden die Kleineren auf, um sie zu verschlucken, so dass am Ende nichts mehr übrig bleibt als die Unkenntlichkeit.

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So ist es bspw. CSI Software in Leinfelden-Echterdingen gegangen. Die Firma aus lauter „Stuttgarter Ehrenleuten“ hatte mal einen sehr guten, ausgezeichneten Stand in Deutschland. Sie galt ein bisschen als der Mercedes unter den Hausverwaltungsprogrammen. Das ist längst Geschichte.

Inzwischen hat die aggressive Haufe AG sie aufgefressen und bis zur Unkenntlichkeit durchmodernisiert. Die ehemaligen Mitarbeiter weg. Diesen Bereich nennt man berufliche Lebenserfahrung und lebendes Menschenmaterial, das man neuerdings in Helpdesk-Anwendungen steckt, „FAQ“ nennt (Häufige Fragen) oder „knowledge base“ (Wissensbasis). Die Wahrheit aber ist: Über eine Datenbank wie brainwork, angefüllt mit „lebenslangem, beruflichen Wissen“ verfügt auch die bestens programmierte Datenbank nicht. Dies alles ist schließlich nicht eine Frage von SQL, CEO oder gar SEQ. Ganz entscheidend ist hier der IQ.

Rücksichtslos finanzoptimiert. Anders die Fa. GFAD aus Berlin, ein Systemhaus in Form einer Aktiengesellschaft, die 30 bis 40 Mitarbeiter hat. Die Firma ist schon lange am Markt und bietet mit HausSoft ein modular gestricktes, nach oben hin skalierbares Softwareprodukt für die moderne Verwaltung von bewohnten Mehrfamilienhäusern in Form von Gewerbe-, Miethaus- und Wohnungseigentumsanlagen an. Uns ist die Firma seit ca. 1982 bekannt und da hatte sie schon ein paar Jahre auf dem Buckel.

Die jetzt hier zu Schulungen auftreffen, sind Mitarbeiter von kleinen, mittleren und größeren Hausverwaltungen. Alle sind edv-erfahren, die meisten sind in der Lage, Buchungssätze in Systeme zu hacken, ohne noch sonderlich sorgfältig auf die PC-Tastatur zu schauen. Sie wissen zu buchen, zu kontieren, Stammdaten zu pflegen und die richtige Verwaltung von Häusern erstmals bzw. auf Dauer zu inszenieren. Sie können auch vorauseilende Fragen stellen.

Für viele ändert sich alles. Die Workflows haben sich in den letzten Jahren technisch drastisch geändert. Es waren immer mehr „Bearbeitungsinseln“ und auf Software gründende Provisorien entstanden.

Allein die Pflege von Kontaktdaten von Mietern und Eigentümern (Kunden), um nur ein Beispiel zu nennen, ist geradezu explorativ. Jeder besitzt ein Festnetztelefon, ein Handy, eine Faxnummer, eine Emailadresse, viele haben mehrere, die sie bekannt geben. Nicht selten verbergen sich hinter maßlos vielen Nummern auch feste Regeln. Ruf nicht zwischen 1 und 3 an, ist nur eine. Fax mir nichts auf die Arbeit, eine andere. Schick die Abrechnungen nicht an meine Frau. Zwinker, ich hab ein paar Komplexitäten aus dem Alltag herbeigeholt, gerade. Nun ist deutlich: Es gibt „communication rules“. Rules rulez.

Die Post erlebt weitere technische Revolutionen und wird am Ende in ihrer jetzigen Form atomisiert bzw. abgeschafft. Mit der fortschreitenden Computerisierung ganzer Lebensbereiche verliert der analog geschriebene Brief gänzlich an Bedeutung. Elektronische Alternativen schreien zum Himmel. Inzwischen sagen die ersten Arbeitweltforscher der Email ihren baldigen Tod voraus. Gott sei Dank. Wer weiß?

Hier geht es jetzt um Stammdaten, Adressdaten von Mietern und Eigentümern, es geht um die Zusammensetzung von Miete aus Einzelbeträgen, um Wohngeld, Wirtschaftsplan, Mietenpflege und -erhöhung, kurz um den Unterbau vernünftig strukturierter Hausverwaltung. Hier gilt die Binsenweisheit: Wer richtig gepflegte Stammdaten hat, hat gewonnen. Oder schon die halbe Miete im Sack. Wir treffen Grundschulungskurs auf Fragen, deren unscharfe Ränder wir allenfalls streifen, aber nicht sezieren. Sezieren würde das Seminarthema mäandernd ausufern. Das ginge zu weit. Der Herr Dozent weiß es.

Überhaupt: Insbesondere die jungen, erfolgreichen Besserwissenden sind nervig. Man möchte Heißspornen zurufen, sie mögen einfach die Klappe halten, bitte schön, für diesen Moment Schnauze. Der Seminarleiter muss den Vorschnellen gekonnt ausweichen, ihnen Dinge entgegenhalten, die sie ablenken von der Idee, mit zu schnellen, zu vielen Fragen die Struktur des Seminarthemas komplett zu zerstören. Weil nur er die Seminarziele genau kennt und weil das unwesentliche Zwischengefrage von Besserwessis insgesamt ausbremst. Kein leichtes Spiel, hier und da ein regelrechter Parforceritt.

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Mit zwei Tagen ist das Seminar nicht zu lang bemessen. Wie sich herausstellt eher zu kurz. Kein Thema könnte nicht noch einen Meter tiefer erörtert und zwei Kubikmeter breiter ausdiskutiert werden.

Am Ende bleiben Fragen wie nach der Gründung einer User-Community auf der Strecke. Einer der Besserwissenden sagt pistotenartig dazu: Dafür habe ich aber keine Zeit. Siehste: Klappe aufreißen, weil´s der Chef bezahlt, aber zucken, wenn´s um Gründlichkeit und Nachhaltigkeit ginge, um Verbesserungen „unter Kollegen“, die hier und da Mühe machen könnten, also echtes Engagement voraussetzen. Nächste Mal fahre ich dem Kerl gleich in die Parade und brülle „Schnauze halten“ durch den Raum.

Na, dann eben nicht. Gutes Seminar, Ziel erreicht.

(Dieser Beitrag erschien auf yelp.com)

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